Julya Rabinowich – Skylla & Charybdis
Wenn sie kein Goldklavier wollen, sollen sie einfach Kuchen essen. Oder ein Snickers, ihr seid nicht ihr, wenn ihr kunstfeindlich agiert! Julya Rabinowich zur Onlinemedienförderung.
Wien, 26. November 2022 | Dies Kolümnchen stellt mich vor neue Herausforderungen, will man ja die Lesenden nicht langweilen mit unnötiger Wiederholung. Aber wenn die Politik in der Moebiusschleife hängengeblieben ist wie auf einem schlechten Trip, kann man nicht wegsehen. Wie bei einem Unfall. Entweder man belässt die neuerlichen Schleudergänge unkommentiert was sie auf eine Art normalisiert – oder man widmet sich ihnen wieder und wieder, allerdings mit dem Gefühl, Sisyphos wäre der eigene kleine Bruder, der noch ein wenig üben muss.
Also, here we go again: Die Onlinemedienförderung, die von der Koalition der christlichsozialen und derer mit dem Anstand gerade ausgeschüttet wurde wie Milch, nämlich unwiederbringlich, obwohl man durchaus weinen möchte, unterstützt Qualitätsgiganten wie “oe24” und andere. Die Anforderungskriterien sind ZackZack auf den Leib geschneidert – möglichst so, dass das Onlinemedium aus der Onlineförderung fallen muss. Es gibt schließlich “Heute” oder “Österreich” zu fördern, die darben hart an der Grenze des Zumutbaren!
Antisemtische Bilder
Schlimm genug – aber zu allem Überfluss auch noch “Exxpress”, von dem zuerst (bevor gefördert wurde) Frau Blimlinger (die mit dem Goldklavier) und danach (während gefördert wurde) Frau Maurer (die mit dem Zinshaus für Menschen in Not) beide beteuerten, dass es für ein Medium, das rechtsextremen Bildchen hakennasiger Juden, garniert mit Ratten oder kremlnaheste Propaganda verbreite, keine solche Förderung geben dürfe.
Nun stellen sich ob dieser Beteuerungen Fragen. Zum Beispiel, ob Frau Goldklavier-Blimlinger (immerhin bei den Grünen für Medien zuständig) bekannt war, was ein paar Tage später verkündet wurde, nämlich die nicht gerade geringe Förderung an eben dies hakennasige Juden verbreitende Medium ausgeschüttet werden würde. Wusste sie es nicht, stellte sich die Frage, was sie so als Mediensprecherin treibt, wenn sie gerade nicht für Goldklaviere und gegen die Kulturlosigkeit jener kämpft, die ein Kunstwerk dieser Art in Zeiten der Krise als der Politik nicht angemessen empfinden.
Kuchen, Snickers, Orchester
Wenn sie kein Goldklavier wollen, sollen sie vielleicht einfach Kuchen essen. Oder ein Snickers, ihr seid nicht ihr, wenn ihr kunstfeindlich agiert! Immerhin braucht der erste Nationalratspräsident ein Orchester, das seinem Fingerzeig gehorcht -nein, damit sind nicht Medien gemeint. Die kosten mehr als die Klavierverleihung.
Frau Zinshaus-Maurer hingegen beteuerte nach Verkündung der Exxpressförderung, dass man jetzt aber wirklich keine Medien fördern würde, die hakennasige Juden mit Ratten und Kremlnahes verbreiten. Wann, fragt man sich. In der Zukunft, lautet die Antwort. Die Zukunft ist sehr dehnbarer Begriff, jeder der Martys und des Professors Abenteuer in Erinnerung hat, weiß das. In der Gegenwart taucht Herr Fleischmann-Message Control auf wie ein Wiedergänger im Nebel und übernimmt die Kommunikationsleitung der ÖVP, die ihre niederösterreichische Dependance verloren hat.
Taufe und Wiedergeburt
Die türkisschwarzen Niederösterreicher tauften sich um und benennen sich gleich darauf wieder neu. Es ist ein bisschen wie beim Tanz der sieben Schleier, zwei sind schon ab. Vorsicht! Am Ende ist noch jemand nackig und jemand anderer kopflos. Vielleicht verharrt auch Sebastian Kurz schon in Steißlage seiner Wiedergeburt.
Was übrigens nicht gefördert wurde: Zum Beispiel die Straßenzeitung “Augustin”. Aber auch ZackZack. Beide sind offenbar weniger als wert als Boulevardblätter und sogar der “Exxpress” eingeschätzt worden. Manchmal sieht man sich diese Protagonistinnen und Protagonisten des täglichen Wahnsinns an und schüttelt kopfschüttelnd das aufkeimende Gefühl ab, die Zukunft wäre schon vorbei. Und im Kaufhaus Österreich nicht erhältlich, da sie nie geliefert wurde. Bestimmt wartet sie irgendwo auf uns, wie bestellt und nicht abgeholt.
Titelbild: ZackZack