Demokratiemonitor:
Im alljährlich stattfindenden Demokratiemonitor des Meinungsforschungsinstituts SORA werfen die vielen Krisen einen Schatten auf das politische System.
Wien, 28. November 2022 | Im Haus der Geschichte Österreich wurde am Montag die neueste Erhebung zur Demokratie in Österreich durchgeführt. Das Meinungsforschungsinstitut SORA befragte dieses Jahr 2.164 Menschen zu ihrem Vertrauen in die heimische Politik und das politische System Österreichs. Die Zustimmung sank dabei auf einen Tiefstand.
„Krise der Repräsentation“
Weniger als die Hälfte der Befragten ist beispielsweise der Meinung, dass das politische System sehr oder ziemlich gut funktioniert. Derzeit denken nur mehr 34 Prozent der Menschen, dass dieses gut funktioniert. Das ist der tiefste Wert seit Erhebungsbeginn im Jahr 2018 – vor fünf Jahren lag die Zufriedenheit um 30 Prozentpunkte höher (64 Prozent).
Was im unteren Einkommensdrittel schon in den letzten Jahren im Trend lag, erreichte nun auch das oberste Einkommensdrittel. Hier sank die Zufriedenheit auf ein Tief von nur noch 45 Prozent Zustimmung. Weil 38 Prozent der Befragten angaben, sich in ihrem wichtigsten Anliegen von keiner Partei vertreten zu fühlen, sprach SORA von einer „Krise der Repräsentation“. Während das Vertrauen in die österreichische Politik seit 2020 hierzulande abgenommen habe, sei die Zufriedenheit in Deutschland im selben Zeitraum vergleichsweise stabil geblieben.
Mehrheit lehnt Diktator nicht mehr klar ab
Ein Novum bei der Umfrage im Jahr 2022 war auch, dass die Befragten einen „starken Führer, der sich nicht um Parlament und Wahlen kümmern muss“ nicht mehr mit absoluter Mehrheit entschieden ablehnen. Bei der aktuellen Umfrage votierten nur noch 46 Prozent strikt gegen eine autoritäre Führung an der Spitze des Staates. Bisher lag die klare Ablehnung immer bei über 50 Prozent, im Jahr 2021 etwa noch bei 56.
System Kurz verantwortlich
Die Frage eines Journalisten, ob das Scheitern des System Kurz die aktuelle Vertrauenskrise ausgelöst habe, bejahte SORA-Chef Günther Ogris. „Erlösungshoffnungen anbieten und dann nicht einhalten“ verstärke die Vertrauenskrise.
(dp)
Titelbild: ZackZack / Christopher Glanzl