Donnerstag, April 25, 2024

»Grüß Gott« – Ein lächerlicher Streit

Seit fünf Tagen streiten sich ÖVP und SPÖ. Das Thema dabei könnte kaum absurder sein.

Wien, 05. Dezember 2022 | Um Gottes Willen: In der österreichischen Innenpolitik ist ein Streit entbrannt, nämlich darüber, wie man richtig grüßt. Bereits seit Mittwoch zanken sich ÖVP und SPÖ. An jenem Tag soll SPÖ-Fraktionsführer Jan Krainer im Untersuchungsausschuss den Niederösterreichischen ÖVP-Landesgeschäftsführer, Bernhard Ebner, vor seiner Befragung forsch attackiert haben.

“Grüß Gott” oder “Guten Tag”

Laut ÖVP-NÖ-Pressesprecher Günther Haslauer soll Krainer das „Grüß Gott“ mit “In Wien heißt das nicht Grüß Gott, sondern Guten Tag” erwidert haben.

Krainer wiederum sah dies anders, wie er über Twitter verlautbarte: „Die ÖVP ist aber sehr empfindlich, wenn sie sich von einem freundlichen ‘Guten Tag’ schon angegriffen fühlt.“

ÖVP: “Wir lassen uns ´Grüß Gott´ nicht verbieten”

Am Samstag entfachte die „Debatte“ über die „richtige“ Grußformel erneut. Die ÖVP-Abgeordnete Corinna Scharzenberger legte mit einer Presseaussendung nach. Jan Krainer will „nun offenbar allen Menschen in Wien die Grußformel ‘Grüß Gott’ verbieten“. Das sei eine „massive Grenzüberschreitung“ und man lasse sich „von der SPÖ sicher nicht verbieten, ‚Grüß Gott‘ zu sagen!“

Krainer konterte: „Man soll nicht alles glauben, was die ÖVP so von sich gibt. Mit einem herzlichen ‘Pfiat di’  aus Kärnten!“

Die ÖVP stichelte in der Debatte am Sonntag – einigermaßen skurril – allerdings weiter. Über Twitter „erklärte“ die Volkspartei Krainer seinen Vornamen. Jan, bedeute „Gott ist gnädig. Er kann auch die Geburt als ein Geschenk bezeichnen. Jan wäre somit ‘ein Geschenk Gottes’“.

Die SPÖ zitierte hingegen das 7. Gebot: „Du sollst nicht stehlen“. Mit großem Konterfei von Jan Krainer.

Vielleicht wird der Debatte mit dem Wochenstart endlich “Auf Wiedersehen” gesagt.

(bf)

Titelbild:HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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53 Kommentare

  1. Ich habe immer “Grüß Gott” gesagt. Aber am Hannover Markt sage ich “Günaydin” auf Türkisch, das ich ein wenig gelernt habe. Allaha ismariadik (Gott stehe Euch bei)! Die Antwort ist dann “Güle güle”.

  2. “Wir lassen uns ´Grüß Gott´ nicht verbieten”
    Ich sehe es als unverschämte Anmaßung, jemanden aufzufordern, einen Gott zu grüßen: Hütet euch vor gespielter Demut und zählt eure Finger, nachdem euch Luzifer die Hand drückte.

  3. Wenn zu mir jemand “Grüß Gott” sagt, antworte ich: Ich werde es ausrichten, wenn ich ihn sehe. Es wäre mir aber lieber du grüßt mich! Das habe ich mit meiner Putzfrau mehrmals geübt, und jetzt kommt sie schon mit einem “Ich grüße Sie” zur Türe herein und schon lächeln wir beide!

    • Das habe ich mit meiner Putzfrau …?
      Doch eine sehr erniedrigende Ausdrucksweise; da passte “Grüß Gott” schon in den Rahmen!

  4. Da hat die SPÖ seit 5 Jahren praktisch täglich Chancen endlich was zu tun, dass sie wieder gewählt wird und dann gibt es derart dämliche Leute. Ich hab den Krainer sogar für halbwegs intelligent gehalten, aber damit diskreditiert er alles. Und für all die, die meinen, es muss und kann nur gegen die ÖVP gehen: Ja – aber mit Intelligenz, Sachlichkeit und Integrität. Dermaßen primitive Kommentare und abwertende Sätze werden die SPÖ nicht zurückbringen. Für mich ist die SPÖ damit unwählbar.

    • Hinterholz 8, war ein schwerer Brocken für mich, aber es hat mir sehr geholfen die österreichische Sprache besser zu erlernen.

      • ‘Na kaunnst da vurstön wie bei uns da Woid ausschaut, was …
        Da kumman de Gschertn in da Fruah, Schwammerl brockn und bockn si daham dann in PU-Schaum auße.’

        • 🙂 eine schwere Aufgabe diesen Satz einigermaßen zu dechiffrieren, zumindest kann ich es nach mittlerweile weit über 20 Jahre Feldstudie ansatzweise verstehen. Aussprechen würde vermutlich für einige Lacher sorgen….

  5. Ja ein lächerlicher Streit, denn ich dachte bisher immer, dass es hauptsächlich darum geht, ob es nun
    Grüß Gott
    oder eben besser
    Grüß Göttin handelt?

  6. Ich hasse dieses “Grüß Gott”. Ich bin zwar damit aufgewachsen aber seit es sich die bigotte ÖVP und die Blau/Braunen zum Zwecke der Volksdümmelei unter den Nagel gerissen haben ist es mir zuwider, genauso wie Lederhosen und Dirndl.

      • Lieber ManFromEarth, es wäre auch paradox jemanden oder etwas zu grüßen, den, oder das es gar nicht gibt…
        Es muss immer heller werden!

        • 👍🏻 ….. Entitäten aus bronzezeitlichen Geschichtenbüchern bedürfen keines Grußes, auch nicht wenn die betreffenden Bücher in der Eisenzeit ein “Update” erhalten haben….
          Viele der in den Naturreligionen erwähnten Individuen sind eines Grußes würdig, diese existieren tatsächlich….

    • Bin schon seit langer Zeit auf “Grüße sie” bzw. “Guten Tag” umgestiegen. Es wurde einem die katholische Grussform so eingetrichtert dass mir es an Anfang sogar etwas schwer fiel. Gänzlich vermieden habe ich dieses frömmelnde wie autoritäre “grüß Gott” seitdem ich einmal angschnauzt wurde dass ich gefälligst respektvoll zu grüßen habe. Da wurde mir erst so richtig bewusst um was es eigentlich geht.

  7. wie grüß ich ..
    geht’s no?
    hamma sunst ka problem?
    drückt dir die kaffeebohne aufn Mogn? damit aufs Gmüat?

    Ich mag den Kai Jan Krainer nicht, der ist mir zu .. (glatt), der würd in einen Schinken des schwarzen Mittelalters (Zeitrahmen , “Der Name der Rose” ) passen oder so..

  8. Das ist echt ne absurde Diskussion. Noch absurder ist, dass diese Diskussion wegen den religiösen Gefühlen von Moslems geführt wird. Vollkommen ignorierend, dass Muslime auf Atheisten noch sehr viel schlechter zu sprechen sind als auf Christen. Sagst Gott, bist n Arsch der das falsche Buch liest, verneinst du Gott… bist n wilder der nicht lesen kann.
    Also ja, mit Gottgrüßern kann der Islam bedeutend besser als mit Gottesverweigerern.

    • Ich denke die Diskussion wird geführt weil dieses “Grüß Gott” gerade bei denen die am meisten Wert darauf legen oft pure Heuchelei ist. Oder hat die ÖVP irgendwas mit Gott am Hut? Oder die FPÖ? Keine der beiden Parteien hats mit der christlichen Nächstenliebe.

  9. Über so unwichtigen Sch… mzss man echt nicht schreiben. Würd lieber was zur Teuerung lesen und zum Amtsversagen bei der Inflation und Energiekrise.

  10. Diese Debatte ist völlig obsolet.

    Der Artikel 9 der EMRK (in Österreich im Verfassungsrang) klärt die Frage ohnehin eindeutig:

    Jeder/m steht es frei, sich öffentlich zu seiner Religion oder Weltanschauung zu bekennen, solange dem keine besonderen Gesetze zum Schutz der Demokratie, öffentlichen Ordnung und Sicherheit entgegenstehen. (z.B. der Nazigruß oder “Heil Hitler” wäre auf Grundlage des Verbotsgesetzes verboten).

    Hallo, Guten Tag, Grüß Gott darf jeder nach seiner freien Wahl immer und überall sagen.
    Auch im Parlament.

    Da hat sich Krainer leider ziemlich verrannt.

  11. “Vielleicht ist der Mensch ein Wesen, das glauben will. Um sich auf etwas verlassen zu können, weil es weiss, dass es sich auf sich selber nicht verlassen kann?” Ein Zitat aus einem gefundenen NZZ-Artikel, das mMn diese infame Bigotterie, wie sie im Vaupen Verhinderungslager zelebriert wird, u.a. in eine gute Relation bringt bzw. das medial lancierte empörte “Beharren” auf eine alltagsgebräuchlich “göttlich affine” Grußformel im politisch entfremdeten Kontext, ja, nennen wir es ruhig Mißbrauch, vergegenwärtigt.

    Eine weltweit angelegte Studie wartet (nämlich) mit erstaunlichen Resultaten auf: Moralisch gutes Handeln knüpfen viele an Gottesglauben!

    Gott – Fairness – ÖVP. -> Shortcut: Fakenews

    Denn: “Wer bestimmt in unserem Lande schon, was moralisch gerechtfertigt ist?” (fragt Nehammer in die TV-Kamera)

    https://www.nzz.ch/feuilleton/ohne-gott-keine-moral-eine-studie-zeigt-erstaunliche-resultate-ld.1582522?reduced=true

  12. Ich bin mir fast sicher:
    Gott möchte von dieser scheinheiligen ÖVP nicht beim Namen genannt werden.

    Sie halten sich in ihren polititischen Aktionen auch nicht an seine Gebote.

  13. Die nächste Nebelgranate der Türkisen Heiligenscheinpartei ÖVP . Für den Katholischen Kirchenmann kam zuerst das “Grüß Gott” und anschließend die Drohung (oder schon vergessen) , worauf von kirchlicher Seite seine “Heiligkeit” zum zittern und zu blass werden anfing . Dieser Partei ist wirklich nichts zu blöd . Aber ich bin mir sicher , der Sobotka wird im Parlament für Krainer und der SPÖ einen Rosekranz beten , stehend neben seinem Parlamentsklavier (:>)) !

  14. Grüss Gott ist schon ein bisserl aus der Zeit gefallen, ist aber Tradition.
    Eine Partei, die nichts anderes zu tun hat, als dem Rest der Welt in den Hintern zu kriechen, nur um sicherzustellen, dass nicht ein Gruss, eine Bezeichnung oder gar ein Haar Stil irgendjemandes Gefühle verletzen könnte bzw. viel mehr um zu vermeiden, dass die selbsternannten Meinungsführer der neuen politischen Korrektheit mit dem Shitstorm-Finger auf sie zeigen könnten, disqualifiziert sich von vorneherein als Regierungspartei.

  15. Wie grüßt man in Niederösterreich eigentlich ehrlich arbeitende Bürger? Griaß eich Gsindl.

    • Genau genommen könnte man sich von Menschen, die einen skeptisch beäugen, wenn man sie mit einem freundlichen “Hallo!” begrüsst, weil sie ein “Grüss Gott” erwarten, nur noch mit “und tschüss” verabschieden.

      • Die Situation war aber umgekehrt!
        Es sollte jedem überlassen bleiben wie er oder sie grüßt!
        Eine Maßregelung, nach einem Gruß, ausgerechnet von einem Vertreter einer Partei, die sich liberal generiert ist daher nicht angebracht.

        • Genau. Das “Problem” ist ja nicht die Grußformel selbst, sondern das Beharren auf einer Bestimmten. Mir persönlich ist es herzlich egal, welche Grußformel jemand verwendet, solang der Ton stimmt.

        • Der Missbrauch einer Religion durch vorgetäuschte Gläubigkeit zum Zwecke der Propaganda, während man andere irgendwo in Flüchtlingslagern verrecken lässt ist auch nicht unbedingt angebracht sondern schlichtweg Heuchelei.

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