In den USA verdrängt eine neue Omikron-Variante die bisher dominanten, auch in Österreich ist sie bereits angekommen. Virologin von Laer mit einer Einschätzung.
Wien, 03. Jänner 2023 | In den USA verbreitet sich seit Anfang November mit rasender Geschwindigkeit eine neue Corona-Variante. Seit Ende November haben sich die Infektionen mit der neuen Variante wöchentlich verdoppelt, insgesamt sind die Infektionszahlen aber nicht bedeutend gestiegen.
Derzeit liegt der Anteil der Variante an den Infektionen bei 40,5 Prozent. In Österreich sind in der 51. Kalenderwoche unter ein Prozent der Corona-Infektionen auf XBB.1.5 zurückzuführen gewesen, sagt Virologin Dorothee von Laer gegenüber ZackZack. Sie sieht durch XBB.1.5 die jüngst von ihrem Kollegen Christian Drosten in Aussicht gestellte endemische Phase nicht gefährdet.
Verdrängt bisher dominante Varianten
US-Epidemiologe Eric Feigl-Ding spricht auf Twitter von einer „Super-Variante“: „Wenn XBB.1.5 auftritt, beißen im Grunde alle anderen Varianten ins Gras“, so der Mediziner auf Twitter.
5) When #XBB15 shows up… all other variants basically bite the dust. The key double advantage — XBB15 has much higher immunity escape and higher human cell ACE2 binding that bestows higher cell infectivity. https://t.co/mx5IcbW6aa pic.twitter.com/KRfXomP0tv
— Eric Feigl-Ding (@DrEricDing) January 3, 2023
XBB.1.5 ist eine Omikron-BA.2-Untervariante, die Mutationen am Spikeprotein aufweist, die ihm offenbar entscheidende Vorteile gegenüber den bisher dominanten Varianten BA.5 und seinen Untervarianten verleihen. Denn diese verdrängt XBB.1.5 derzeit sukzessive. Die Mutationen werden mit Immunflucht und einer verbesserten Fähigkeit, sich an menschliche Zellen zu binden, in Verbindung gebracht. Hinweise auf schwerere Erkrankungen gibt es allerdings derzeit nicht.
T-Zellen verhindern schwere Verläufe
Grundsätzlich müsse man bei jeder neuen Variante davon ausgehen, dass sie unsere derzeitige Antikörper-Immunantwort umgehe, so von Laer gegenüber ZackZack. „Aber das Immunsystem hat auch andere Waffen“, betont die Virologin. Es sei unwahrscheinlich, dass Viren so mutieren, dass sie auch die T-Zellen umgehen, welche letztlich vor einem schweren Verlauf schützen. Es könnte also eine neue Infektionswelle bevorstehen, aber eine Überlastung der Intensivstationen sei nicht zu erwarten, schätzt von Laer die Lage ein.
Varianten-Screening für China-Einreisende
Die Lage rund um China-Einreisende muss man sich aus Sicht von Laers in zweierlei Hinsicht ansehen. Die eine Frage sei, wie viele Menschen einreisen und wie stark das derzeit ohnehin niedrige Infektionsgeschehen in Österreich davon beeinträchtigt werden könnte. Die andere Frage sei, ob möglicherweise Mutationen eingeschleppt werden.
Nachdem Italien bereits Ankommende aus China teste, habe man erste Daten. Bisher gebe es keinerlei Hinweise auf Corona-Varianten, die bei uns nicht auch schon aufgetreten seien, berichtet von Laer. Dennoch: „Dort wo viele Infektionen auftreten, ist die Wahrscheinlichkeit, dass neue Varianten entstehen, hoch.“ Daher plädiert von Laer für ein Varianten-Screening auf EU-Ebene, um rechtzeitig Alarm schlagen zu können. Sie kann sich etwa Tests bei Einreisenden nach Zufallsprinzip vorstellen, je nach den rechtlichen Möglichkeiten. Sollten neue Varianten auftauchen oder es zu einer „Touristenflut“ kommen, müsse man wohl an eine Quarantäne für Einreisende denken.
Österreich will Flugzeug-Abwasser testen
Am Dienstag gab das Gesundheitsministerium bekannt, dass Österreich das Abwasser von Flugzeugen aus China testen werde. Außerdem soll der oberösterreichische Ort Hallstatt, ein beliebtes Reiseziel für chinesische Touristen, ins Abwassermonitoring aufgenommen werden.
UPDATE: Dieser Artikel wurde um 13.15 Uhr um die Maßnahmen ergänzt, die das Gesundheitsministerium in Aussicht gestellt hat.
(pma)
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