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Mutter von Wien-Attentäter sagt aus

Das ist eine Unterüberschrift

Die Mutter des Attentäters von Wien glaubt, dass er Hilfe hatte. Im Prozess gegen mutmaßliche Helfer bezeichnet sie zwei als dessen enge Freunde. 

Wien, 04. Jänner 2023 | Im Prozess gegen sechs Angeklagte, die im Zusammenhang mit dem Terror-Anschlag in Wien vom 2. November 2020 den Attentäter im Vorfeld unterstützt haben sollen, hat am Mittwoch die Mutter des Attentäters als Zeugin ausgesagt. Auf die Frage eines Geschworenen, ob ihrer Ansicht nach mehrere Personen am Attentat beteiligt waren oder ihr Sohn den Anschlag alleine durchgeführt habe, meinte sie am Landesgericht: “Ich glaube schon, dass da jemand mitgeholfen hat.”

Konkretere Angaben konnte die Frau dazu nicht machen. “Beweisen kann ich es nicht. Glauben schon”, erwiderte sie auf eine entsprechende Nachfrage eines Verteidigers. Und weiter: “Das ist meine Meinung, dass er einen Freund hatte, dass ihm vielleicht jemand geholfen hätte.”

Angeklagte langjährige Freunde des Sohnes

Bei zwei Angeklagten – 22 und 24 Jahre alt – handelte es sich ihrer Wahrnehmung zufolge um die engsten, nach ihrem Dafürhalten sogar um die einzigen langjährigen Freunde ihres Sohnes. Sie habe sich nach dem Attentat “gewundert, dass der Freundeskreis so groß war”, wovon sie erst “aus den Medien” erfahren habe, sagte die Frau. Denn ihr Sohn habe stets “nur die zwei Namen genannt”, bezog sie sich auf den Zweit- und den Drittangeklagten.

Die Staatsanwaltschaft wirft diesen beiden Männern vor, den Attentäter bei der Auswahl des Anschlag-Ziels unterstützt und ihm unmittelbar vor dem Anschlag bei Tatvorbereitungen behilflich gewesen zu sein. Sie sollen diesen wenige Stunden vor den Schüssen in der Innenstadt in dessen Wohnung in der Wagramer Straße aufgesucht haben. Von dort war der Attentäter am Abend des 2. November 2020 in Verfolgung seiner terroristisch-mörderischen Absichten Richtung Innenstadt aufgebrochen. Die beiden Männer bestreiten – wie auch die restlichen Angeklagten – eine direkte Verwicklung in den Anschlag und dessen Planung.

Attentäter wohnte zeitweise bei den Eltern

Das letzte Mal sah die Mutter ihren Sohn einen Tag vor dem Terror-Anschlag. Nach einem Verwandtenbesuch, zu dem dieser die Eltern nicht begleitet hatte, habe sie ihn noch in ihrer Wohnung angetroffen: “Er hat gefragt, warum wir so lange weg waren.” Dann habe er ihr erklärt, dass er beim Drittangeklagten übernachten werde: “Er hat ein Sackerl genommen und ist gegangen.”

Obwohl der Sohn eine eigene Wohnung hatte, war er regelmäßig bei den Eltern und übernachtete auch dort: “Ich glaube, weil die Freunde in der Nähe gewohnt haben.” Die Mutter besorgte ihm die Wäsche, er bediente sich aus dem elterlichen Kühlschrank. Außerdem habe sie gewusst, dass er seit August 2020 seine Wohnung vorübergehend einem Bekannten zur Verfügung stellte, weil dieser Probleme mit seiner Ehefrau hatte. Dabei handelte es sich um den 28-Jährigen Viertangeklagten.

“Er war viel netter als sonst”

Sie habe zuletzt “ein sehr gutes Verhältnis” zu ihrem Sohn gehabt, hielt die Mutter fest. Im Dezember 2019 war dieser aus dem Gefängnis entlassen worden, wo er wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Organisation und in einer terroristischen Vereinigung 22 Monate verbüßt hatte. Der Mann hatte gemeinsam mit dem Drittangeklagten nach Syrien reisen wollen, um sich der radikal-islamistischen Terror-Miliz “Islamischer Staat” (IS) anzuschließen. Die zwei wurden in der Türkei festgenommen, nach Österreich abgeschoben und im April 2019 am Wiener Landesgericht abgeurteilt.

Das Verhältnis zu ihrem Sohn sei unmittelbar nach dessen Inhaftierung zunächst schwierig gewesen. Sie sei von ihm als “Ungläubige” bezeichnet worden, es habe Konflikte um Glaubensfragen gegeben. Die Beziehung zu ihrem Sohn habe sich dann gebessert, weil man nicht mehr über Glaubensthemen gesprochen habe: “Die letzten Monate war er viel netter als sonst. Viel zuvorkommender.” Entgegen der Darstellung des Drittangeklagten bekräftigte die Zeugin, ihr Sohn habe nach der Haftentlassung zu diesem weiterhin eine “durchgehende Freundschaft” unterhalten. Wenn etwas anderes behaupte werde, “stimmt das nicht”. Auf die Frage, ob sie bei ihrem Sohn anhaltende radikale Ansichten bemerkte habe, entgegnete die Frau: “Im Nachhinein schon. Vorher nicht.” Äußerlich habe man ihm nichts in diese Richtung angesehen.

(red/apa)

Titelbild:  HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

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