Dienstag, April 23, 2024

Skurriler Mikl-Leitner Wahlkampf-Auftakt

Am Montagabend eröffnete die ÖVP Niederösterreich offiziell ihren Wahlkampf. Der gut gefüllten Halle wurde ein einigermaßen skurriler Abend geboten.

 

Wien, 10. Jänner 2023 | „Es steht viel auf dem Spiel“: Der ÖVP NÖ-Leitspruch für die kommende Wahl dürfte beim St. Pöltner Publikum am Montag eindringlich hängen geblieben sein. Denn Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner machte den 3.000 Funktionären im Veranstaltungszentrum VAZ mehrmals klar, worum es am 29. Jänner gehen werde. Die Landeshauptfrau fürchtet eine Koalition aus SPÖ, FPÖ, NEOS und Grüne gegen die ÖVP. Die absolute Mehrheit für die blau-gelbe Landes-ÖVP dürfte nach aktuellen Umfragen sowieso dahin sein.

Die Frau, die “alle Vierteln vereint”

Zur Einstimmung bekamen Besucher der Wahlkampferöffnung den Bundeskanzler Karl Nehammer zu sehen. Im Gegensatz zum Tirol-Wahlkampf, als man nicht unbedingt auf den Kanzler setzte, war Nehammer ein gern gesehener Gast bei Mikl-Leitner.

Doch Gesprächsthema sollte nicht der Auftritt Nehammers werden, sondern der leicht hölzerne Auftritt der Landeshauptfrau. Als Einstimmung auf ihre große Abschlussrede zeigte man dem im Dunkeln sitzenden Publikum einen von kitschiger Musik untermalten Mikl-Leitner-Image-Film. Zahlreiches Händeschütteln, betonte Volksnähe und dazu die Landeshauptfrau, die „alle Vierteln vereint“. Nach einem drastischen Schnitt und der wohl dramatischsten Musik, die man im Netz finden konnte, wurden dann die Oppositionsparteien in die Mangel genommen. Clips der Spitzenkandidaten von NEOS, SPÖ und FPÖ sollten zeigen, dass alle gegen die Landeshauptfrau seien. Die Grünen wurden von den Filmemachern verschont.

Hölzerne Bergpredigt

Doch die Dunkelheit sollte nach den Ausschnitten über die Oppositionsparteien weichen, die Landeshauptfrau wandte sich an das mit blau-gelben Schals ausgestattete Publikum. Der Saal erstrahlte. Doch statt einer Bergpredigt 2.0 folgte ein etwas hölzerner Auftritt der Landeshauptfrau. „Es steht viel auf dem Spiel“, verlautbarte Mikl-Leitner, nachdem die Buchstaben des Wahlmottos bereits dramatisch im Hintergrund auf die Bildschirmleinwand klatschten.

Jetzt singen sie auch noch

Den Anwesenden erklärte die Landeshauptfrau auch noch einmal kurz, unter schwerem musikalischem Gefiedel, die Wahlprozessordnung: „Wir haben nur mehr 20 Tage. Was dann gilt, gilt ganze fünf Jahre. Und kann erst 2028 wieder geändert werden.“ Gefolgt selbstverständlich von einem „Es steht viel auf dem Spiel“. Ganze sechs Mal sollte den 3.000 Anhängern insgesamt klargemacht werden, dass “viel auf dem Spiel” stehe.

Entlassen wurden die 3.000 Parteimitglieder mit der Niederösterreichischen Landeshymne, die auf der Bühne – auch von Mikl-Leitner – von allen kräftig angestimmt wurde. Für die besonders Mutigen gibt es die Hymne hier zum Nachhören.

(bf)

Titelbild: Screenshot: ORF

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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58 Kommentare

  1. Mehr haben sie (ALLE!) leider nicht in der Birne, die Protagonisten vom Marionettentheater das sich „Politik“ nennt! Egal ob Mikl-Leitner, Schnabl, Nehammer, Kern, Macron, Trudeau, Merkl … sie ALLE spielen Theater, die Regie führt aber ganz wer anderer!

  2. Als gestandener älterer Österreicher wage ich eine Prognose:

    So blöd kann sich Mikl-Leitner mit ihrem NICHT-ÖVP-Team gar nicht verhalten, dass sie nicht wieder die Mehrheit in NÖ behauptet und wieder eine lobbyistische Landeshauptfrau wird!

    Dazu hat die NÖ ÖVP schon Jahrzehnte lang den Boden aufbereitet. Mit Posterln und Posten ausschließlich für Parteimitglieder, mit an Bedingungen geknüpfte Zustimmungen und Erniedrigungen auf Landes- Bezirks- und Gemeindeebene.

    Ohne die schwarzen Parteikaiser hat ein unparteiischer, korrekter Bürger keine Chance auf einen Job im Landes-, Bezirks- oder Gemeindebereich.

    Alles dominiert von der schwarzen Familie!

  3. Dieses “gemeinsame” Singen ist nichts Neues, soll den Zusammenhalt stärken.
    Ist vor allem im asiatischen Raum zu finden..

  4. bergprädict 2.0? herrlich dämlich nämlich – jesus hatte jünger und das scheinheilige hannerl hat älter! daher: muss SIE alles dafür tun, dass ja ned, die jungwähler zu den urnen rennen und sich eher auf strassen festpicken. DENN ihre zielgruppe: 60+ und so ein jammer, dass die zweitwohnsitzer nimma wähln dürfen buhuhuuuuuu

  5. Mich ernnerte dieser Auftritt an die eine oder andere Putin-Rede. Zum Beispiel zu Neujahr vor den streng blickenden Soladat:innen (die Schauspieler:innen sein soll, weil Putin ein Attentat befürchtet und sein Volk nicht mehr an ihn ranlässt). Die selben betretenen, betroffenen Gesichter im Hintergrund, bedacht, keine falsche Miene zu zeigen, also am besten versteinertes Gesicht.

    Da waren also 3000 Funktionäre, politische Handlungsbevollmächtigte dieser Partei. Und die lassen sich sowas gefallen? Da steht niemand auf und sagt was? Handlungsbevollmächtigte? Vasallen, die den Mund nicht aufmachen dürfen.

    Mich erschreckt diese Parallelität. Und mich erschreckte, als ich Vera Russwurm dort rumturnen und rumjonglieren sah. Puhhh. Das war auch heavy. Also 3001 haben sich dafür hergegeben. Irre eigentlich.

    • Und in den vorderen Riegen bloß Männer wie in Peking oder Pjöngjang die in steinerner Würde den Ernst der Lage und ihre Demut vor der Parteispitze zum Ausdruck bringen. Habe hierzulande noch nie so eine aufgesetzt wirkende Politfarce erlebt. Glaub ja dass sie sich da von dem Einen oder Anderen Schmierentheater von Sebastian Kurz inspirieren haben lassen. Insbesonders von der Wirkung die er damit bei seinen Wahlschafe erzielt hat. Man könnte sich ja köstlich drüber amüsieren wenn es einem nicht bewusst wäre dass wir dies alles mitfinanzieren. Mit unserem schmerzlich entbehrten Steuergeld. 😡

      • Frag mich auch wie es Ambros, Seidl und Palfrader dabei geht wenn sie ungefragt in diese Propaganda eingebaut werden. Sie wurden ja gehandelt als wenn sie Eigentum von der NÖVP wären.

      • Jaja, das ist schon eine Kontinuität, die Inszenierung von Großveranstaltungen für eine Partei. Nürnberg 1933 bis Kurz 2019, 20 und nun die Staffette weitergegeben für 2022. Die Partei als blendende Show. Der Faschismus ist wieder ganz nahe gerückt.

  6. Das kommt also heraus, wenn man einer einfältigen, fahrigen und rhetorisch unbegabten Lehrerin eine Rede ausdruckt und sie ein paar Stunden lang darauf dressiert, sie langsam und mit tiefer Stimme vorzutragen.

      • Die ist so grottig und tapsig im öffentlichen Auftritt, dass ich mir jetzt sicher bin, dass Pröll sie nach den selben Kriterien ausgewählt hat, wie Kurz seine Minister: Moralische Anspruchslosigkeit, absolute Hörigkeit gegenüber dem Mentor und die absolute Sicherheit, dass sie ihn niemals überstrahlen wird.
        Neben den unvermeidlichen Ärgernissen bringt das wenigstens auch großen Unterhaltungswert bei Gelegenheiten wie dieser.

  7. Und niemand erwähnt das Versagen des Schweige Bundespräsidenten. Wie der Herr so das Gscherr! Der ist sowieso eine von seiner Bürzelwedlerin gesteuerte Hanswurst. Widerlich was in Österreich abläuft mit den an die Futtertröge hineingeschwindelten Grünen unter dem vorgespielten Klima FfF Aufhänger.

  8. “Die absolute Mehrheit für die blau-gelbe Landes-ÖVP”
    …. Zackzack, ihr seids so seltsam!

    Die ÖVP ist türkis!

    Oder wollts jetzt bei jeder Farbe des Regenbogens auf den alten Schmäh einsteigen?

  9. Wo korrumpiert wird, da lass dich ruhig nieder – die ÖVP kennt viele schöne Lieder….

  10. Besondere Kreativität war und ist bei Veranstaltungen des Zentralkomitees der schwarzen Borgata wohl auch nicht zu erwarten. Eigentlich fehlte nur das Familienmitglied VdB als Wahlkampfhelfer – andererseits hat er seine Aufgabe ja bereits zur vollsten Zufriedenheit erfüllt…
    Es sollte dringend heller werden!

  11. Nun dann hoffen wir auf die pointierte Einschätzung eines Herrn Albert Schweitzer, der da einst meinte: “Auf die Dauer vermag auch die frechste und bestorganisierte Propaganda nichts gegen die Wahrheit.”

    • Lieber Cartman, selbiges ist zu hoffen, aber

      “Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist.”
      Christian Morgenstern;

      Es muss immer heller werden!

  12. Ich hoffe, die grüne und blauweiss-gestreifte Krawatte, die sich in Trance gesungen haben, kann man von ihrem Trip wieder runterholen.

  13. Wenn es einer Partei derart wichtig ist und mit unfassbar theatralisch nackten Überlebensfühl vorgetragen, wiedergewählt zu werden, wie muss es dann allen anderen Parteien und dieser Partei zugeörigen Menschen dort ergehen und bisher ergangen sein?

  14. Sehr geehrte Frau Mikl-Leitner!
    Ich lade Sie herzlich ein, den Inhalt Ihrer Eingeweide an einem weit entfernten Ort diskret zu entsorgen.
    Des weiteren wünsche ich von Ihren unsagbaren Schwachsinnsäusserungen nicht mehr inkommodiert zu werden.
    Besten Dank für Ihr Verständnis.

  15. Wahlkämpfe:
    ALLE wollen, werden, müssen, dürfen können …
    -> um Verantwortung KÄMPFEN!

    Untersuchungsausschüsse:
    NIEMAND hatte, konnte, wollte, musste wissen müssen …
    -> Kollektive Amnesie in Verantwortlichkeiten!

    Schwarzer FaschoWahlkampf:
    “ALLE sind gegen uns!” (No na, wir sind auch sonst gegen ALLE(S)…)

    Mit fast schon wieder bewährt infantilem Humor:
    “Wir haben keinen Einfluss auf den Weltengang im Großen, schützen wir daher unser kleines Land.”
    -> Am besten im SpaltpilzPopulismus, der bekanntermaßen kein ProblemLöser, sondern ein ProblemMelker ist…

    • buhuhuuuuu ALLE sind gegen uns. vor allem, die noch nicht in der 60+ zielgruppe vulgo älter angehören… die können sich selber ja auch nicht ernst nehmen, wenns eh schon in ernsthaft sitzen…. vieleicht war aber auch das letzte achtl schlecht oder der herr NRpräsident stimmte die falsche tonleiter an…. übel

  16. Wollte dazu einen passenden Kommentar abgeben. Doch stell ich fest dass mir bezüglich dieses unfassbaren Schmierentheaters jegliche Worte fehlen.

  17. Wie kann diese Frau nur so mächtig? Die ist eine rhetorische Katastrophe. Schwächer geht es wohl nicht.

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