Sonntag, April 14, 2024

Ex-Schachweltmeister tadelt Außenminister Schallenberg

Ex-Schachgroßmeister Garry Kasparow setzt Außenminister Alexander Schallenberg für seine Aussagen zu Russland schachmatt.

Wien, 19. Jänner 2023 | Nachdem sich der nunmehrige Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) kritisch zur Ausladung Russlands von einem OSZE-Treffen geäußert hatte, hagelte es von allen Seiten Kritik. Vor allem aus Polen war der Tenor zu seinen Aussagen negativ. Nun verweist auch der ehemalige Schachweltmeister Garry Kasparow Schallenberg auf seinen Platz und fordert eine Klarstellung.

Kritik “absurd”

Laut einer Meldung der polnischen Nachrichtenagentur PAP wies Vizeaußenminister Pawel Jablonski am Mittwoch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk die Kritik als “absurd” zurück. Die Äußerungen des österreichischen Außenministers zeigten, dass “dass eine pro-russische Haltung in vielen Ländern Europas immer noch sehr stark ist und manchmal bis in die höchsten Regierungsebenen reicht”, so Jablonski. Auch in der Ukraine zeigte man sich erbost über Schallenbergs Aussagen. Das ukrainische Außenministerium lud Schallenberg in die Stadt Dnipro ein. Dort könne er den Angehörigen der 44 Todesopfer des russischen Raketenangriffs auf ein Hochhaus seine Argumente darlegen, sagte Sprecher Oleh Nikolenko am Dienstag.

Schach dem Schallenberg

Auch der ehemalige Schachweltmeister und Kreml-Kritiker Garry Kasparow lässt Schallenberg wissen, dass seine Äußerungen kein kluger Schachzug waren. Er forderte am Mittwoch auf Twitter eine Klarstellung zu der Äußerung Schallenbergs, dass die europäische Sicherheitsarchitektur auch in Zukunft auf die eine oder andere Weise Russland als ständiges Mitglied im UNO-Sicherheitsrat und als Atommacht einbeziehen müsse. “Welches Russland? Eines, das in der Ukraine besiegt, zur Rechenschaft gezogen wird und keine Bedrohung mehr darstellt? Oder Putins Mafia, die immer noch am Tisch willkommen ist?”, wollte Kasparow wissen.

Fragwürdige Ansprache

Schallenberg sorgte Anfang der Woche bei einer Konferenz der französischen Elitehochschule Sciences Po in Paris mit wohlwollenden Aussagen gegenüber einer Kooperation mit Russland für viel Unmut. Er sprach sich dafür aus im Umgang mit Moskau „Augenmaß“ zu bewahren. Ein Visaverbot für 144 Millionen Russen einzuführen, hält er für zu viel des Guten. Vielmehr solle man an eine zukünftige Zusammenarbeit denken: „Die OSZE ist eine der wenigen verbliebenen Plattformen, auf denen russische Diplomaten sitzen und sich unsere Argumente, unsere scharfe Kritik am russischen Angriffskrieg anhören müssen“, so Schallenberg über die Ausladung des russischen Außenministers Sergej Lawrow von einem OSZE-Treffen.

(nw/apa)

Titelbild: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Nura Wagner
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5 Kommentare

  1. “Schachmatt”?
    Wohl eher ein Patt; Matt bedeutete Unterumständen, das Schallenberg als König agierte?

  2. Jö, endlich wird das international auch beachtet, was unsere Politiker:innen natinalheldenhaft so gern von sich geben. Ja, man kann sagen, RU müsse das hören, was wir sagen. Das tut RU sowieso, die beobachten doch ganz genau, was wir sagen. Und wollen uns “auf den richtigen Weg” bringen. Man kann alles sagen, auch dass der Mond rosa leuchtet.

    Kasparow hat das schon auf den Punkt gebracht. Wieso sollte man die Mafiabosse an den Verhandlungstisch lassen? Man weiß, dass sie nicht interessiert, was da geredet wird, weil sie die Dimensionen, die verhandelt werden, nicht verstehen. “Einbeziehung der Anderen” nannte es Habermas. Da lachen die drüber. Nie und nimmer sind sie bereit, unsere Sorgen, Nöte und Ängste berücksichtigend in ihr Handeln einzubeziehen.

    Und wenn ein Gegenüber die “Einbeziehung der Anderen” bei sich nicht zulässt, den können die Anderen nicht einbeziehen, sonst steht auf deren Stirn: “Fick mich”.

    Wenn das die Absicht ist, dann “Sicherheit” mit RU am Tisch.

  3. Das Hauptaugenmerk wir hier weniger auf den Inhalt gerichtet als auf die Frage, ob eh alle Schäfchen brav in die Richtige Richtung laufen.
    Der aktuelle Ukraine-Konflikt zeigt deutlich, dass das Kernelement der Kriegsstrategie die Meinungskontrolle und die strikte Sanktionierung der Abweichler ist. Das war vor 80 Jahren in Deutschland auch nicht anders. Nur so lässt sich die unrechtmässige Geopolitik einer kleinen Führungsgruppe auch gegen den Willen der Bevölkerung und damit auch bei deren politischen Vertretern durchsetzen. Am Ende werden (wieder einmal) alle brav Fähnchen schwingend Hurra rufen, um kein persönlichen Nachteile zu haben.

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