Samstag, Dezember 7, 2024

Fiaker schlägt gestürztes Pferd

Zeugen filmten, wie ein Fiakerfahrer ein Pferd schlug, das nicht mehr aufstehen konnte. Ein Schlag könnte das Pferd antreiben, mehrere seien kontraproduktiv, sagt ein Experte.

Wien, 25. Jänner 2023 | Am Samstag ist ein Fiakerpferd in der Inneren Stadt in Wien auf dem glatten Boden ausgerutscht und konnte nicht mehr aufstehen. Der Lösungsansatz eines Fiakerfahrers: Dem Pferd zwei kräftige Schläge auf den Oberschenkel zu verpassen. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat am Mittwoch die Videoaufnahme eines Zeugen veröffentlicht, das die Szene zeigt. Das Pferd zuckt unter den Schlägen zusammen, mehr erreicht der Fahrer damit aber nicht.

Augenzeugen rufen Polizei

ZackZack liegen Bildmaterial und die ungekürzte Version des Twitter-Videos vor. Ein zur Szene gelangter Fiakerfahrer versucht in dem Video zuerst, das Pferd gewissermaßen auf die Beine zu ziehen, indem er sich vor den ausgestreckten Beinen des Pferds positioniert und an den Zügeln zieht.

Als das nicht funktioniert, begibt er sich zur Hinterseite des Pferds und schlägt mit der flachen Hand auf den Oberschenkel des Pferdes. Das Pferd zuckt. Er versucht es noch einmal. Wieder zuckt das Pferd nur zusammen. „Es ist verletzt, Sie kleschen dahin, Sie Tierquäler!“, ruft ein Augenzeuge dem Fahrer zu, „Wie wäre es, wenn Sie die Polizei rufen?“ Auch andere Passanten reden auf die Fiakerfahrer ein.

Dem Vernehmen nach haben nicht die diversen Fiakerfahrer, die sich bei der Unfallstelle versammelten, die Polizei gerufen, sondern Augenzeugen. Diese hat dann laut VGT die Unfallstelle abgesperrt.

Ex-Amtstierarzt: „macht nur Angst“

Der VGT hat den ehemaligen Amtstierarzt Rudolf Winkelmayer zu der Szene befragt. Dessen Einschätzung: „Solche Schläge sind kaum geeignet, das Pferd zum Aufstehen zu bringen. Es macht im Gegenteil nur Angst und verschlimmert die unangenehme Situation, in der das Pferd ohnehin schon ist.“

Das Gespräch mit Winkelmayer und mehreren auch ehemaligen Fiaker-Fahrern habe ergeben, dass ein Schlag auf die Hinterseite einem Pferd den Ruck zum Aufstehen geben kann, so VGT-Fiaker-Aktivist Georg Prinz gegenüber ZackZack. Aber dazu müsse das Pferd ausgespannt sein und es bräuchte gleichzeitig Hilfe dabei, den Kopf hochzubekommen. Im Video ist zu sehen: Erst nach den Schlägen und Protesten der Passanten kam der Fiakerfahrer auf die Idee, einen Teil des Geschirrs auszuhängen.

VGT will Fiaker-Ende

Der VGT sieht die Szene als weiteren Beweis dafür, dass die Stadt kein Ort für Pferde ist. Die Organisation setzt sich dafür ein, dass der Fiakerbetrieb in Österreich eingestellt wird.  „Als Fluchttiere können Pferde mit den gefährlichen, unvorhergesehenen Situationen, die tagtäglich im Straßenverkehr auftreten können, nicht umgehen. Sie dieser Gefahr auszusetzen, ist einfach verantwortungslos“, so Prinz. Er wünscht sich von Bürgermeister Michael Ludwig, sich das ganze Video anzusehen und dann zu entscheiden, ob Fiaker „ein Wahrzeichen von Wien, oder nicht doch eher ein Schandfleck unserer schönen Stadt sind“.

Der VGT prüft nun rechtliche Schritte, auch eine Anzeige wegen Tierquälerei. Die Hürden, um jemanden wegen Tierquälerei zur Verantwortung zu ziehen, seien aber recht hoch, so Prinz gegenüber ZackZack. Jedenfalls bittet man die Behörden zu prüfen, ob der Fiakerfahrer des betroffenen Pferdes und jener, der das Pferd geschlagen hat, die nötige Eignung besitzen, Pferde zu führen.

(pma)

Titelbild: zVg, VGT

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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