Die SPÖ Niederösterreich stellt sich nach der Wahlschlappe neu auf. Der bisher wenig bekannte niederösterreichische AMS-Geschäftsführer Sven Hergovich übernimmt die rote Landespartei in St. Pölten.
Wien/St. Pölten | Die Niederösterreich-Wahl sorgte am Montagabend für eine Überraschung. Nach dem für den bisherigen SPÖ-Landesparteiobmann Franz Schnabl „enttäuschenden“ Wahlergebnis sei die Zeit für einen „Neustart“ reif. Schnabl trat als niederösterreichischer SPÖ-Chef zurück und machte Platz für den 30 Jahre jüngeren Sven Hergovich.
„Partei der Arbeitenden“
In seinen ersten Interviews in der „ZiB 2“ und dem „Ö1 Morgenjournal“ bekräftigte der vom AMS-Niederösterreich kommende Hergovich sein Engagement für Arbeitnehmer. Die SPÖ stehe laut Hergovich für „Verbesserungen für die arbeitende Bevölkerung“ und dafür, dass „das Leben für die normale Bevölkerung wieder besser und nicht schwieriger wird“. Das zu kommunizieren sei der SPÖ in der jüngsten Vergangenheit nicht gelungen, ließ Hergovich durchblicken.
AMS-Pionierprojekt
Hergovich fiel als NÖ-AMS-Chef überregional vor allem durch sein Projekt MAGMA auf. Seit Ende 2020 wurde in dessen Rahmen Langzeitarbeitslosen in Marienthal im niederösterreichischen Gramatneusiedl auf freiwilliger Basis ein Job angeboten. Das Projekt sollte historisch an die berühmte Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ von Paul Lazarsfeld aus dem Jahr 1933 anknüpfen.
Im Rahmen von MAGMA konnten laut Auswertungen der Universität Oxford etlichen Langzeitarbeitslosen ein Arbeitsplatz, der ihre Talente berücksichtigt, gesichert werden. Das Ziel, die Langzeitarbeitslosigkeit in Gramatneusiedl gänzlich zu beseitigen, gelang laut Uni Oxford jedoch nicht.
Veto gegen Landbauer
Angesprochen auf die Regierungsbildung in Niederösterreich wollte der junge SPÖ-Chef eine Zusammenarbeit mit ÖVP und FPÖ nicht ausschließen. Entscheidend seien die Inhalte. Einem Landeshauptmann Udo Landbauer erteilte er jedoch eine klare Absage: „Das geht sich für uns nicht aus.“
Berufsweg
Der 1988 in Korneuburg geborene Hergovich wuchs im zehnten Wiener Gemeindebezirk Favoriten auf, wo er auch den Vorsitz der „Jungen Generation“ der SPÖ übernahm. Der studierte Volkswirt absolvierte bis zu seinem Aufstieg zum niederösterreichischen AMS-Chef eine rote Laufbahn. Nach seinem Engagement in der Arbeiterkammer war er in den Kabinetten von Ex-Sozialminister Alois Stöger und Ex-Verkehrsministerin Doris Bures (beide SPÖ) tätig.
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