Mittwoch, April 24, 2024

OMV macht fette Krisen-Gewinne – “Kein schlechtes Gewissen”

Kriegsprofiteure inmitten hoher Inflation und grassierender Krisen? Die OMV hat rekordverdächtige Milliardengewinne eingefahren. Ein schlechtes Gewissen hat man nicht – im Gegenteil: Man zeigt sich stolz.

Wien | Der teilstaatliche Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV hat 2022 auch dank der hohen Öl- und Gaspreise infolge der Ukraine-Krise ausgezeichnet verdient: Nach Abzug von Steuern bleibt ein Gewinn von über fünf Milliarden Euro. Ein schlechtes Gewissen lässt sich OMV-Chef Alfred Stern deswegen allerdings nicht machen: Man habe einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet, und “am meisten von einer erfolgreichen OMV profitiert die Republik Österreich”, sagte Stern am Donnerstag.

“Sind extrem stolz”

“Wir sind extrem stolz bei der OMV, dass wir ein Rekordjahr hinlegen konnten”, sagte Stern. Das operative Konzernergebnis wurde auf etwa zwölf Milliarden Euro mehr als verdoppelt, der Nettogewinn fiel mit etwa 5 Milliarden Euro um 85 Prozent höher aus als im Vorjahr. Die Konzernerlöse stiegen vor allem wegen der höheren Marktpreise um 75 Prozent auf 62,3 Mrd. Euro.

Millionen an Dividenden

Bei den Anstrengungen, die Gasversorgung zu diversifizieren, sei der OMV im vergangenen Jahr einiges gelungen, betonte Stern. Die Republik profitiere aber auch finanziell: Mit regulären Steuern und Abgaben wie zum Beispiel dem Förderzins bezahle die OMV für das Jahr 2022 bereits 300 Millionen Euro. Über Dividende und Sonderdividende würden noch einmal rund 620 Millionen Euro an die ÖBAG ausgeschüttet. Die OMV-Aktionäre sollen zusätzlich zur bereits beschlossenen Sonderdividende eine höhere reguläre Dividende erhalten. Zusammen mit anderen Abgaben liefere die OMV also ungefähr eine Milliarde Euro an den Staat ab.

“Wir tragen zur österreichischen Wirtschaft einen Beitrag von ca. 1,6 Prozent zum Bruttosozialprodukt bei, wir beschäftigen eine Menge Leute und wir liefern auch Energie für das ganze Land, was ja das Leben, so wie wir das haben, überhaupt möglich macht”, unterstrich der CEO die volkswirtschaftliche Bedeutung der OMV.

Höhere Sondersteuer nötig?

SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter hält die angesetzte Sondersteuer für viel zu wenig, er fordert eine für alle Mehreinnahmen von Energieunternehmen, die den Gewinn des Vorjahrs um zehn Prozent übersteigen. Gleichzeitig beklagt Matznetter die hohen Gewinnausschüttungen an die Aktionäre der OMV – also auch die Republik Österreich als Kernaktionär.

Russland-Geschäfte

Nach wie vor ist die OMV in Russland am russischen Gasfeld Juschno-Russkoje beteiligt. Diese Beteiligung wurde bereits abgeschrieben, allerdings habe dieses Gasfeld auch für Russland strategische Bedeutung, “und damit sind die gesetzlichen Rahmenbedingungen, wie man dort aussteigen kann, sehr eingeschränkt”.

Der russische Gazprom-Konzern erfülle seine Verträge gegenüber der OMV nicht, erklärte Finanzvorstand Reinhard Florey. Die OMV habe zwei Gaslieferverträge mit Gazprom, einen für Deutschland und einen für Österreich. “Weiterhin liefert die Gazprom gar nichts nach Deutschland, also null Prozent. Die Lieferungen nach Österreich schwanken sehr stark. Das heißt, wir sind im Moment temporär wieder bei 100 Prozent, haben aber in der Vergangenheit auch Werte bei 30 Prozent und darunter gesehen.”

Umstrittenes Fracking

Zur Diskussion über den Einsatz der umstrittenen Fracking-Methode zur Gasförderung in Österreich verwies der OMV-Chef darauf, dass eine solche Förderung eine sehr lange Vorlaufzeit erfordern würde. Man könne aber die aktuelle Krisensituation “nicht überwinden, indem ich eine Lösung vorschlage, die erst in vier, fünf, sechs Jahren zu einem Ergebnis führt”. Deswegen habe die OMV Pipeline-Kapazitäten für nicht-russisches Gas gebucht, “sodass wir heute unsere gesamten Kundenverpflichtungen mit nicht-russischem Gas beliefern können”.

Die bekannten Gasfelder im Weinviertel und Wiener Becken seien praktisch ausgefördert, erklärte Stern. “Wir haben deswegen eine großangelegte Seismik im Wiener Becken und im Weinviertel gemacht.” Hier gehe es nicht um Fracking, sondern um konventionelle Gasförderung. Ende letzten Jahres habe man mit einer Probebohrung in Wittau begonnen, “da wollen wir uns anschauen, ob man hier noch zusätzlich fördern kann”. Auch Molln in Oberösterreich, über das es zuletzt viel Aufregung gab, sei eine konventionelle Lagerstätte, “sofern dort was drinnen ist”.

“Die Idee, dass wir die Gasförderung in Österreich ausbauen können, die ist eigentlich momentan gar nicht gegeben”, so Florey.

Rumänien

Viel Gas könnte künftig aber aus dem rumänischen Schwarzen Meer kommen. Insgesamt rund vier Milliarden Euro soll in das Gasfeld Neptun investiert werden, wovon die Hälfte auf die rumänische OMV Petrom entfallen würde. Die finale Investitionsentscheidung soll bis Jahresmitte fallen, kündigte OMV-Chef Stern an.

apa | Titelbild: ZackZack / Christopher Glanzl

Anja Melzer
Anja Melzer
Hält sich für die österreichischste Piefke der Welt, redet gerne, sehr viel und vor allem sehr schnell, hegt eine Vorliebe für Mord(s)themen. Stellvertretende Chefredakteurin. Sie twittert unter @mauerfallkind.
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8 Kommentare

  1. … die Fossilen Energieträger machen Gewinne ohne Ende, die CO2 Emissionen stiegen nochmal um 1% , wieder ein Höchstwert im Jahresausstoß. Einsparen reicht schon lange nicht mehr um das 1,5°C zu erreichen, es müsste zusätzlich auch noch CO2 aus der Atmosphäre entnommen werden.
    Technologien dazu sind im entstehen, aber noch nicht wirkmächtig genug.
    https://mfe.webhop.me/forschung-wissenschaft/wissenschaft/co2-entnahme-ohne-technische-verfahren-geht-es-nicht/

  2. Es tut gut an der OMV beteiligt zu sein. Da der gierigste Aktionär der Staat ist, ist die Dividende relativ krisensicher und unterliegt weniger dem geifernden Populismus.
    Anders ist es bei der RBI. Da fordert der Pöbel, aufgehustet von vdLeyen und Biden, dass die Bank das Russlandgeschäft aufgibt und damit den Russen ein Milliardengeschenk macht, mein Anteil daran gut 100k, verschmerzbar, aber ärgerlich. Sanktionismus ohne Hirn. Viel besser wäre es, die Milliardengewinnen nach Österreich zu transferieren und hier etwas Sinnvolles damit zu machen. Aber nein, wir stopfen dem Putin das Geld in den Hintern und hoffen, dass er dann traurig ist.

    • Wie immer widerlich und doch so tröstlich, weil auch bei ihnen das letzte Hemd keine Taschen hat.

  3. Für sowas braucht es Verbote.

    Das ist der Grund, warum wir Politik überhaupt brauchen… Um sowas zu regeln.

    Ich finde, dass man die Regierung endlich klagen sollte auf Amthaftung wegen Unterlassung!

  4. Kogler im August 2022: (was wurde daraus?)
    Vizekanzler Kogler will Übergewinne von Österreichs Energiekonzernen besteuern. Doch wie könnte so etwas in der Praxis aussehen? Experten sind sich uneins.

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