Freitag, April 19, 2024

Preiskeule: Strom wird wieder teurer

Viele Stromanbieter erhöhen in den nächsten Monaten die Preise. Wer wann wie viel drauf zahlen muss.

Innsbruck, Bregenz, Wien, Maria Enzersdorf | Obwohl die Großhandelspreise für Strom nach unten gehen, zahlen Haushalte mehr. Bei der jährlichen Preisanpassung im Juni kann die Stromrechnung von Tiwag-Kunden ganze 38 Prozent steigen, wie die “Tiroler Tageszeitung” berichtete. Für einen Standardhaushalt bedeute dies eine Erhöhung um monatlich rund 25 Euro.

Denn bei der letzten Preisanpassung im Juni 2022 hätte sich die Preisexplosion an der Strombörse noch nicht auf die Stammkunden ausgewirkt. Für Neukunden gelten bereits seit Herbst andere Tarife. Dass der Strom-Arbeitspreis für Stammkunden von günstigen 8 Cent netto auf 28 Cent pro kWh steigt, löste am Dienstag teils heftige Reaktionen der politischen Opposition aus. FPÖ-Landesparteiobmann Markus Abwerzger nahm ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle ins Visier und sah eine “Totalkapitulation”. Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint sprach von einem “absoluten No-go”.

Strompreisbremse dämpft

Die Strompreisbremse des Bundes, die seit 1. Dezember in Österreich gilt, dämpft die Auswirkungen allerdings. Bis zu einem Verbrauch von 2.900 kWh Strom pro Jahr wird der Preis vom Bund durch einen Zuschuss gestützt. Das passiert automatisch mit der Stromrechnung. Alles, was man darüber hinaus verbraucht, wird zu marktüblichen Preisen abgerechnet.

Jedoch holt sich der Staat einen Teil der Strompreisbremse über die Umsatzsteuer zurück, wie die AK Tirol laut „Tiroler Tageszeitung“ kritisiert. Die Umsatzsteuer wird nämlich auf die Gesamtrechnung vor Abzug des Stromkostenzuschusses berechnet.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Finanzminister Magnus Brunner und Michael Strugl, Präsident Oesterreichs Energie am 30. November 2022, während der PK “Start der Stromkostenbremse” in Wien. (c) APA/GEORG HOCHMUTH

Unterschiede bei Neu- und Stammkunden

Und der Zuschuss vom Bund beträgt maximal 30 Cent pro Kilowattstunde, der Selbstbehalt sind 10 Cent. Das heißt, der geförderte Netto-Strompreis sind 40 Cent pro kWh. Neukunden des Verbunds, Österreichs größtem Energiekonzern, bei dem die Preise ebenfalls steigen, liegen aber zum Beispiel viel näher bei dieser Grenze als Bestandskunden, berichtet etwa der ORF Niederösterreich.

Wer EVN-Bestandskunde ist und seit der letzten kräftigen Erhöhung im Sommer nicht auf Verträge mit einjähriger Preisgarantie umgestiegen ist, muss mit 1. April ebenfalls mit höheren Kosten rechnen, berichtet der ORF. Wie hoch, dazu gibt es noch keine Auskunft der EVN. Derzeit liegt der Arbeitspreis bei 26,9 Cent netto. Für Neukunden gibt es derzeit nur Tarife, die monatlich angepasst werden, wie etwa der „Optima Float Natur“-Vertrag mit Strom um 47 Cent pro kWh vor Steuer. Abgemildert werden diese Preise durch EVN-Rabatte.

Erhöhung aber Zusatz-Rabatt in Vorarlberg

Auch in Vorarlberg wird erhöht. Per 1. April hebt illwerke vkw den Energiepreis von 10 auf 24 Cent/Kilowattstunde netto an. Das Land Vorarlberg führt mit 1. April einen zusätzlichen Stromrabatt ein, mit dem die Preiserhöhungen des landeseigenen aufgefangen bzw. abgefedert werden, wie die Landesregierung am Dienstag erklärte.

Alle Stromkunden in Vorarlberg, nicht nur jene von illwerke vkw, erhalten einen automatischen Rabatt in Höhe von 3 Cent/kWh. Für die Hälfte der Vorarlberger Haushalte bleibe damit der Strompreis gleich, für Haushalte mit vier Personen (Verbrauch 5.000 Kilowattstunden) ergebe sich eine Verteuerung um 15 Euro pro Monat, hieß es.

Keine erneute Erhöhung im Burgenland

Die Burgenland Energie erhöht die Preise per 1. April nicht. Man sei im September mit der Erhöhung nicht mitgegangen und habe mit Jahresbeginn erhöht. Vorerst wird es keine weitere Erhöhung geben, so Sprecher Jürgen Schwarz zur APA.

Bei der Wien Energie sind nach Unternehmensangaben fast alle Privatkunden in einem Tarif mit einjähriger Preisgarantie. Von einer Preisanpassung zweimal im Jahr sind nur mehr die Übrigen betroffen. Die relevanten Werte für die nächste Anpassung im April seien aktuell noch nicht bekannt.

Titelbild: ZackZack/ Christopher Glanzl

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11 Kommentare

  1. Während Stromer, Öler und Gaser die abgepressten Höchstpreise völlernd abfeiern, werfen sich verzweifelte Familienväter, welche kein Licht und keinen Ausweg mehr sehen, ins Pendel.

  2. Systemrelevante Infrastruktur und Dienste gehören in staatliche Hände. Allerdings nicht in Partei-freunde-hände. Und die Erträge dürften nicht zur Querfinanzierung des Budgets verwendet werden.

    Durch die Privatisierung – meistens mehrheitlich immer noch in öffentlicher Hand – haben aber der Staat und die Länder den Riesenvorteil, dass sie die Wucherpreise mehr oder weniger zulassen “müssen” und gleichzeitig als Eigentümer riesige Gewinnbeteiligungen erhalten und damit ihre Budgets sanieren können. Der Staat sogar zusätzlich noch mit der vom Wucherpreis abhängigen Umsatzsteuer. Die Rechnung zahlt der Bürger. Somit ist es verständlich, dass gegen die fadenscheinig mit dem Gaspreis begründete Preiswucherei nicht vorgegangen wird – der Staat verdient sich eine goldene Nase daran und die Schuld haben andere. Vertrauenswürdige Politiker würden es anders machen, aber die sehe ich derzeit nicht, bei keiner Partei.

  3. Die Verarmung der Bevölkerung geht weiter während die Politik Milliardeneinnahmen feiert um ein paar Almosen als Heldentat zu verkaufen. Wieso flattern die EVN Erhöhungen erst nach der Wahl in die Briefkästen der NÖer.

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