Samstag, April 20, 2024

“Seepocken” – Aschbachers Doktorarbeit laut Uni kein Plagiat

Ex-Arbeitsministerin Christine Aschbacher darf ihren Doktortitel behalten, das gab die slowakische Uni laut Medienberichten am Mittwoch bekannt. Aber die Kritik an der Dissertation reißt nicht ab.

Wien, Bratislava | Es waren Sätze wie “Annahmen sind wie Seepocken an der Seite eines Bootes, sie verlangsamen uns” oder Ausdrücke wie “ich werde rollen und tun es”, die in der Doktorarbeit von Ex-Arbeitsministerin Christine Aschbacher für fragende Gesichter beim Leser sorgten. Eine Welle an Empörung war im Jahr 2021 die Folge, nachdem der umstrittene “Plagiatsjäger” Stefan Weber zuerst die Diplomarbeit und danach die Doktorarbeit der Politikerin kritisierte. Aschbacher trat infolge als Ministerin zurück.

Mit Google übersetzt

Der Sachverständige erhob Plagiatsvorwürfe und ortete angesichts des teilweise holprigen Deutschs mangelnde Sprachkenntnisse. Diese waren offenbar durch die unglückliche Anwendung des Google Übersetzers entstanden. Aschbacher selbst hatte sich damals damit verteidigt, sowohl ihre Diplomarbeit als auch die Dissertation “nach bestem Wissen und Gewissen” verfasst zu haben.

Aschbacher darf Titel behalten

Jetzt steht auch fest: Aschbacher darf ihren Doktortitel behalten. Die Dissertation der ehemaligen Arbeitsministerin Christine Aschbacher ist laut der Slowakischen Technischen Universität (STU) in Bratislava kein Plagiat. Zu diesem Urteil kam laut mehreren Medienberichten die zur Überprüfung der Vorwürfe eingesetzte Kommission.

Wie die Uni gegenüber dem “Standard” angibt, sei der Fall “umfassend untersucht” worden. Genauere Angaben über die Zusammensetzung der Untersuchungskommission – laut Universität hausinterne Verantwortliche, Professoren anderer slowakischer Hochschulen und ausländische Experten für Forschungsintegrität – blieb die STU schuldig. Auch über den genauen Ablauf der Untersuchung wurden keine Angaben gemacht.

“Unlesbares Sammelsurium”

Unter anderen Akademikern löste die Entscheidung der slowakischen Hochschule aber Unmut aus. Auf Twitter reagierten viele angesichts des “unlesbaren Sammelsuriums”, wie es etwa ein User ausdrückte, verärgert über die Entscheidung. Auch wenn es sich bei Aschbachers Arbeit um kein Plagiat handle, müsse man eine Diskussion über Qualität in wissenschaftlichen Arbeiten führen.

Die Dissertation der Ex-Arbeitsministerin hätte mit einer wissenschaftlichen Arbeit jedenfalls nichts zu tun, befindet auch Armin Wolf. Diese dürfte nicht einmal als Vorwissenschaftliche Arbeit im Gymnasium angenommen werden, so der ORF-Moderator.

Titelbild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

18 Kommentare

  1. Die “umfassende Untersuchung” war wohl hauptsächlich darüber, wie sehr man der eigenen Uni schaden würde, ob der Feststellung, dass man Plagiate anerkennt. Bock und Gärtner und so.

  2. Es ist keine Überraschung, dass die Kommission so entschieden hat. Sie ist eine interne Kommission. Würde die Kommission die Dissertation aberkennen, würde die Universität zugeben, dass die Titel verschenkt bzw. verkauft werden. Die Sorgfaltspflicht wäre nicht eingehalten worden: offiziell.

    @ Armin Wolf: Ja, die Uni tut sich, nach sorgfältiger Abwägung, etwas Gutes damit. Diese Entscheidung wird niemanden mehr davon abschrecken 200.000 € in die Dissertation zu stecken. Die Message: Es zahlt sich für euch aus!

    Ja, selbstversändlich ist das Korruption, was da mit Titeln gehandelt wird. Aber überall in Europa. Wenn auch nicht so krass wie in desem Fall.

  3. Gut ich verstehe das ” ich werde rollen und tun es” auch nicht aber wir sollten bedenken, daß eine Dissertation nicht für Laien allgemeinverständlich sein muß. Evtl. sind wir zu blöd dafür.

  4. Für mich ist es unvorstellbar wie ein Professor solche Arbeiten positiv bewerten konnte.
    Warum werden diese Damen und Herrn denn nicht endlich einmal vor den Vorhang gezerrt und befragt?

    Auch war eine solche Arbeit ja eine wesentliche und wichtige Selbstkontrolle, aber auch wichtige Bestätigung für die Berufswelt und wichtiger Anker für sein Basiswissen aber auch für sein fachliches Selbstbewußtsein, aber auch Training für ein wissenschaftliches Arbeiten und Vorgehen in der weiteren Zukuft.

    Aber bin zumindest ich davon ausgegangen bei Bewerbung hier nochmals geprüft und hinterfragt zu werden, vor allem was man denn gelernt und für Schlüsse für sein weiteres Vorgehen gezogen hätte.

    Wenn Jemand so etwas macht, dann muss er ja ganz genau wissen, dass er nicht qualifiziert ist und das nur braucht um als einem gewünschten Systemling zu funktionieren, welcher eben völlig “unkritisch und ungefährlich” ist und bleibt?

    Wenn man es dann sogar noch bis zum Minster schafft, dann…

    • …ist das wahrlich der Beweis, dass “das System” bestens funktioniert!
      Vor allem mit steuerbaren Täuschungen dazu…

  5. Wer nach Zadic etwas anderes erwartet hatte ist hoffnungslos naiv oder ein devoter Parteilemming. Und das ist erst der Beginn der zukünftigen Reinwaschungsoffensive. Das faule und korrupte System ist leider irreversibel und wird als solches von vielen Pöbelianern gar nicht mehr wahrgenommen…
    Es muss dringend heller werden!

  6. Nüchtern kaum zu ertragen. Für alle von uns die tatsächlich ihre Dissertation selbst ausgearbeitet haben ist es blanker Hohn, dass eine Person wie dieses ÖVP Subjekt sich weiter als Doktorandin bezeichnen darf. Die kumulative Dissertation dieser Person ist unfassbar dilettantisch und kaum auf dem Niveau eines Volksschüler. Peinlich für alle Beteiligten.

    • eigentlich schon blanker hohn maturanten gegenüber die eine wesentlich intelligentere vwa abliefern müssen

      • Nicht einmal VS-Kinder mit Migrationshintergrund dürfen so etwas abliefern.
        “Du musst noch fleißiger üben!” würde drunter stehen mit 🙁

  7. Wenn sich die Uni demnächst eine neue Fakultät leisten kann, würde ich ÖVP-“Spenden” untersuchen.

  8. Hab ich mir schon gedacht. So einen Mist kann man nirgends abkupfern…….das war schon Marke Eigenbau.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!