Dienstag, Dezember 10, 2024

“Quasimodo”, “Mumie”, “Verbrecher” – Schimpf-Kommando Kickl

FPÖ, SPÖ und ÖVP hielten ihren politischen Aschermittwoch ab. Zwischen Bier, Brez’n und Heringskäse wurde gegen alles und jeden geschimpft.

Ried, Judenburg, Klagenfurt | Nach der Corona-Pause trafen sich diese Woche FPÖ, SPÖ und ÖVP wieder zum politischen Aschermittwoch mit ihren Anhängern. Bei den Freiheitlichen war es der erste Auftritt von Herbert Kickl am Rednerpult der Veranstaltung.

Kickl: VdB eine “senile Mumie”

Der FPÖ-Chef teilte vor rund 2.000 Gästen in Ried bei Bierzelt-Stimmung gegen so gut wie jeden aus. Besonders eingeschossen hatte er sich auf Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Für Kickl sei das Staatsoberhaupt eine „senile Mumie“. Dieser sei “der größte Demokratie- und Staatsgefährder”, glaube “Staatsoberhaupt in einem NATO-Staat” und nicht in einem neutralen Land zu sein und gehöre “des Amtes enthoben”.

Der in den Umfragen führende Kickl, sah sich bereits siegessicher auf dem Weg ins Kanzleramt. Niemand werde die FPÖ stoppen – nicht die ÖVP mit Karl Nehammer (“der schlechteste Bundeskanzler aller Zeiten”) oder die SPÖ, die “jetzt Mitleidsbeiträge einhebt”, und auch nicht die Grünen, die statt “Sag mir, wo die Blumen sind” heute “Sag mir, wo die Panzer sind” singen würden. Den SPÖ-Gesundheitsstadtrat Peter Hacker bezeichnete Kickl als “Impf-Quasimodo”.

Nicht fehlen durften Sprüche über das in der FPÖ so unbeliebte Gendern (bald bete man “das Elternteil-Unser”), die “Corona-Verbrecher” in der Bundesregierung und den “Klima-Kommunismus”. Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) empfahl er als Fortbewegungsmittel “den Besen”, er selbst werde nach der Veranstaltung “mit Genuss in mein Auto einsteigen, Audi Turbodiesel 300 PS”. Vorher kam er aber noch auf das freiheitliche Kernthema Migration, bei dem man sich an Ungarn orientieren solle. Er forderte eine “Festung Österreich”, “keinen Asylantrag mehr annehmen” und “ab in den Flieger und heim zu den Taliban”.

SPÖ schießt sich auf ÖVP ein

Bei der Veranstaltung der SPÖ in Judenburg schoss man sich hingegen auf die ÖVP ein. Besonders Nationalratsabgeordneter Max Lercher attackierte die Volkspartei. Die Schwarzen – “türkis ist nämlich vorbei, der Messias (Sebastian Kurz, Anm.) ist über das Meer gewandert” – seien für “jeglichen Stillstand seit 40 Jahren” verantwortlich. “Das müssen wir aufzeigen”, motivierte er seine Parteigenossen. “Die ÖVP redet, aber tut nix für uns. Die einzige funktionierende Organisation der ÖVP ist der Bauernbund. Das Bundesheer haben sie zusammengespart und nun wird debattiert, dass der Bauernbund zum Grenzschutz ausgeschickt wird”, so Lercher.

Passend zur Veranstaltung prangerte Lercher den steigenden Bierpreis an: “Vizekanzler Werner Kogler ist ein Steirer, aber wenn er das Saufen zu einem Luxusgut macht, braucht er nicht mehr heimkommen.” Das Publikum johlte. Die Regierungsbeteiligung der Grünen bezeichnete er als die “größte Klebeaktion” überhaupt und “die haben sich ja selbst aufgegeben”.

Zur FPÖ meinte Lercher: “Ohne unsere Schwäche, gebe es bei denen keine Stärke. Der einzige kleine Mann, für den die Freiheitlichen Politik machen, heißt Herbert Kickl.” Dass die Blauen für die Beibehaltung des Bargelds auftreten, sei Lercher klar: “Sonst können sie gar nicht mehr mit vollen Sporttaschen handeln.” NEOS seien zwar “nett, aber schwierig”. Gerald Loacker sei ein “Pensionsräuber der Sonderklasse”, aber “45 Beitragsjahre sind genug in dem Land”, unterstrich Lercher die Haltung der SPÖ zur Anhebung des Pensionsantrittsalters.

ÖVP: “Die Umfragen – naja”

Die ÖVP tagte hingegen in Klagenfurt. Bei der bevorstehenden Wahl in Kärnen droht der Volkspartei ein Absturz auf Platz vier. Die Umfragewerte thematisierte auch der Bundeskanzler, der zu Gast bei den Kärntnern war.  “Die Umfragen – naja, die Stimmung gut, die politische Situation nicht einfach”, fasste Nehammer die aktuelle Situation für die Partei in Kärnten zusammen. In seiner Rede schwor er die Parteifunktionäre ein, in den wenigen Tagen vor den Wahlen noch fleißig wahlzukämpfen. Spitzenkandidat Martin Gruber lobte er als “Mann mit einem starken Fundament der christlich-sozialen Werte und einer starken Haltung”.

Diese Werte seien für ihn auch in der Bundespolitik bedeutend. “Haltung zeigen heißt auch, sich zur Neutralität zu bekennen und zu zeigen, dass sie keine Last oder Bürde ist”, brachte er den Konflikt in der Ukraine und die aktuellen Krisen zur Sprache. Es sei zu spüren, dass die Menschen von diesen Themen belastet sind. Die Angst vor Infektionen, Energieengpässen und Arbeitslosigkeit sei Grund für eine betrübte Stimmung im Land. Die ÖVP hätte jedoch Österreich in den letzten Jahren sicher durch die Krisen gebracht und nun wolle man das Land weiter krisenfest machen. In der Energieversorgungsfrage böten sich etwa neue Gelegenheiten, um von fossilen Energieträgern unabhängig zu werden. “Wir müssen den Menschen Zuversicht geben”, erklärte Nehammer.

Titelbild: MANFRED FESL / APA / picturedesk.com

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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