Dienstag, April 23, 2024

Hörl für Wiener Seilbahn – Gegeninitiative macht gegen Betreiber mobil

Während sich der Obmann des Fachverbands der Seilbahnwirtschaft, Franz Hörl, naturgemäß für das Seilbahn-Projekt in Wien ausspricht, formiert sich eine Bürgerinitiative dagegen. ZackZack hat mit den beteiligten Akteuren gesprochen.

Wien | Die Seilbahnpläne in Wien nehmen langsam Form an. Geht es nach der „Genial Tourismus- und Projektentwicklungs GmbH“ könnte es in Wien bald eine solche geben. Deren Geschäftsführer Hannes Dejaco, der auch die Erlebniswelt Kahlenberg mit seinem Geschäftspartner Christian Klement betreibt, plant die Gondelverbindung auf den Kahlenberg schon jahrelang.

Hörl begrüßt Wiener Seilbahn

Während rund um das Projekt noch gestritten wird, fragte ZackZack Franz Hörl, den Obmann des Fachverbandes der Seilbahnwirtschaft nach dessen Meinung zur Wiener Seilbahn. Dieser sieht die Wiener Pläne als Zeichen dafür, dass Seilbahnen „im urbanen Raum an Bedeutung“ gewinnen. Sie würden nicht nur „eine Attraktion darstellen”, sondern sind auch „als ökologisches und nachhaltiges Verkehrsmittel eine sinnvolle Ergänzung in den Städten.“

Die Trassenführung über die Donau bietet laut Hörl „spannende Perspektiven“, ist „touristisch interessant“ und sei eine „Aufwertung des Areals“. Im Zentrum steht für den Seilbahnkaiser jedoch die „umweltfreundliche Ausweitung des öffentlichen Verkehrsnetzes in Wien.“

Die Kritiker des Projekts sehen das ganz anders.

Gericht gab Anweisung

Obwohl die SPÖ-Wien sich mehrmals gegen das Projekt ausgesprochen hatte, entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass das Klimaschutzministerium der „Genial Tourismus und Projektentwicklungs GmbH“ eine Konzession für den Bau ausstellen müsse. Die Wiener NEOS, der kleine Koalitionspartner der SPÖ in der Hauptstadt, hatte bereits mehrmals Interesse für ein Seilbahnprojekt in Wien bekundet und möchte auch den 14. mit dem 16. Bezirk verbinden.

Vier Stationen geplant

Die geplante Seilbahn soll vier Stationen anfahren und Heiligenstadt über die Donau mit dem Kahlenberg verbinden. Die beiden Stationen zwischen Heiligenstadt und dem Kahlenberg sollen Donauinsel Nord/Jedlesee und Strebersdorf heißen.

Wegführung Seilbahn Wien
Bildrechte: Genial Tourismus- & Projektentwicklung GmbH / Rendering Zoom VP.AT

Für die gesamte Strecke ist mit einer Fahrzeit von rund 20 Minuten zu rechnen. Alle 20 Sekunden soll eine Gondel kommen, die sich mit bis zu 21 km/h bewegt. Auf dem Kahlenberg soll die Seilbahnstation Autos den Platz streitig machen – steht die Bergstation doch genau auf dem bisherigen Parkplatz. Auf Anfrage erfuhr ZackZack vom Betreiber, dass die „Anreise auf den Kahlenberg in Zukunft ohne PKW möglich sein wird“.

Bildrechte: Genial Tourismus- & Projektentwicklung GmbH / Rendering Zoom VP.AT

Massiver Gegenwind von Bürgerbewegung

Auf der Website „nogondel.at“ kämpft Hans Binder gegen den Bau der Seilbahn an. Der Ingenieur, der aus seinem Fenster Blick auf die zu bebauenden Gebiete hat, verweist gegenüber ZackZack darauf, dass „bisher alle Aufstiegshilfen auf den Kahlenberg Schiffbruch erlitten“ hätten. Die „Genial Tourismus- und Projektentwicklungs GmbH“ argumentiert den Bau der Seilbahn mit öffentlichem Interesse – was laut Binder falsch sei, da der Kahlenberg verkehrstechnisch bereits sehr gut erschlossen sei.

Auch ästhetische Bedenken hat Binder. Denn das Kahlenbergdorf würde durch die hohen Stützmasten „optisch komplett ruiniert“ werden.

Zudem rechnet der Ingenieur mit einer verpflichtenden Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) und empfiehlt den Betreibern, diese selbst in Auftrag zu geben.

Seitens des Unternehmens weist man die Vorwürfe zurück. Die Masten am Berg würden mit 17 bis 23 Metern nicht so hoch werden wie befürchtet, das Projekt sei außerdem „nicht UVP-pflichtig“. Ein naturschutzrechtliches Verfahren sei aber noch ausständig.

Hans Binder gibt sich jedenfalls kämpferisch: Das Projekt sei „noch lange nicht gegessen“.

Titelbild: Genial Tourismus- & Projektentwicklung GmbH / Rendering Zoom VP.AT

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

7 Kommentare

  1. Wien wäre damit wie Barcelona (Seilbahn auf den Montjuïc) um eine Attraktion reicher – mit atemberaubendem Blick über die Stadt! Jedes Kinderherz und das der Erwachsenen, die es sich bewahrt haben, würde höher schlagen. Sonnenuntergang am Kahlenberg / Leopoldsberg gehört zu den schönsten Erlebnissen in der Natur! Des weiteren würde sich durch den Wegfall vieler PKSw die Situation für Radfahrer entscheidend verbessern. Die Stützen der Seilbahn dürfen allerdings das Gelände nicht zerstören! Sollte das auch nur ansatzweise der Fall sein, darf dieses Projekt nicht verwirklicht werden.

  2. Erlebniswelt Kahlenberg???? Gelegentlich hab ich das Gefühl, die Bevölkerung besteht aus kindlichen Gemütern im Körper von Erwachsenen. Ist es wirklich das vorrangige Ziel im Leben eines erwachsenen Menschen sich bespaßen zu lassen? Scheint so, weil Kinder brauchen so einen Mist nicht, die haben noch Fantasie.🤔

  3. Was an Unsinn können wir (politikerIN) heute mit steuergeld machen?
    Ein weitere bikepark im Wienerwald brauchen wir nicht.

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!