Freitag, März 29, 2024

Greenpeace will Privatjets EU-weit verbieten lassen

Auf Basis einer Analyse über „Luxusemissionen“ geht Greenpeace mit der Privatjet-Branche hart ins Gericht. Mehr als 572.000 Flüge mit Bedarfsmaschinen im Jahr 2022 sind für die NGO Grund genug für umfassende Verbote. 

Wien | 572.806 Flüge mit Privatjets sind 2022 in Europa durchgeführt worden. Das waren 64 Prozent mehr als die 350.078 Reisen im Jahr davor, als bereits wieder das Niveau von 2019 vor der Pandemie übertroffen wurde. Die Privatjet-Flüge in Europa im Jahr 2022 verursachten 3,4 Millionen Tonnen CO2. Das entspricht den jährlichen CO2-Emissionen von 555.000 EU-Einwohnern, also der Bevölkerung großer Städte wie Lissabon, rechnete Greenpeace in der Analyse zu diesen „Luxusemissionen“ vor.

Anstieg um 382 Prozent in drei Jahren

Die Corona-Flaute mit 118.756 Privatjet-Flügen in Europa (EU27, Vereinigtes Königreich, Norwegen und Schweiz) im Jahr 2020 hielt also nicht lange an. Ganz im Gegenteil, so sind die Zahlen in den vergangenen drei Jahren „um atemberaubende 382 Prozent gestiegen“, zeigt die am Donnerstag veröffentlichte Analyse des Forschungsinstituts CE Delft im Auftrag von Greenpeace.

“Millionen von Menschen auf der ganzen Welt sehen sich mit den Auswirkungen der Klimakrise und Wetterextremen konfrontiert, während eine winzige Minderheit nur zu ihrem eigenen Vergnügen Kerosin verbrennt, als gäbe es kein Morgen. Privatjets sind eine ungerechte Belastung für die Gesellschaft und müssen EU-weit verboten werden”, forderte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace Österreich.

Die Länder mit den meisten Privatjet-Flügen in Europa im Jahr 2022 waren Großbritannien, Frankreich und Deutschland, gefolgt von Italien, Spanien, der Schweiz und Österreich auf Platz sieben. Die von Österreich ausgehenden Privatjetflüge stiegen zum Jahr davor um 89 Prozent und verursachten dabei 54.400 Tonnen CO2 – das entspricht dem durchschnittlichen CO2-Ausstoß von 36.251 Pkw pro Jahr. Die meistgenutzten Routen für den Privatflugverkehr ab Österreich waren im Vorjahr Wien-Nizza, Wien-London und Wien-Zürich.

82-Mal Wien-Bratislava binnen eines Jahres

Zu den kürzesten geflogenen Strecken aus Österreich zählt Wien-Bratislava mit einer Entfernung von 48 Kilometern und 82 Flügen im Vorjahr. “Hier ist der Gipfel der Absurdität erreicht: Bratislava kann innerhalb kürzester Zeit per Zug erreicht werden. Diese Strecke zu fliegen, tritt jegliche Klimaschutzbemühungen mit Füßen”, betonte Duregger.

2022 waren 55 Prozent aller Privatjet-Flüge in Europa kurze und sehr kurze Flüge von weniger als 750 Kilometern. 15 Prozent aller Privatjet-Flüge waren kürzer als 250 Kilometer, und 24 Prozent lagen zwischen 250 und 500 Kilometer. Die meisten dieser Entfernungen hätten leicht durch Zugreisen oder Fähren ersetzt werden können, erläuterte Greenpeace. 

Die drei beliebtesten europäischen Flughäfen für Privatjets waren im Vorjahr Nizza/Côte d’Azur, Paris und Genf mit 34.710, 33.496 bzw. 28.630 Flügen.

“Klimafreundliche Verkehrsmittel und -netze müssen umfassend und sicher ausgebaut und gefördert werden”, forderte Greenpeace. Klimaschädliche Verkehrsformen, wie der Flugverkehr, müssen fair besteuert werden. Besonders bei klimaschädlichen, überflüssigen Flugstrecken, wie Privatjetflügen seien “auch Verbote erforderlich”. Privatjets verursachen demnach Emissionen von durchschnittlich 1,3 Kilogramm CO2 pro Person und Kilometer – das Zehnfache eines normalen Fluges und 50-Mal mehr als eine durchschnittliche Zugfahrt in Europa.

Auch europäische Grüne für Verbot

„Privatflüge sind nicht nur eine der ungerechtesten, sondern auch die klimaschädlichste Form des Verkehrs“, kritisierte SPÖ-Umweltsprecherin Julia Herr in einer Aussendung. Mit einer hohen Privatjet-Abgabe will die Abgeordnete nun der explodierenden Zahl an Privatflügen einen Riegel vorschieben. Sie forderte, dass die Abgabe so hoch bemessen sein muss, dass auch Millionärinnen und Millionäre sowie Milliardärinnen und Milliardäre „es sich zehn Mal überlegen, ob sie wirklich abheben wollen“. Herr will dazu einen Antrag im Parlament einbringen.

Thomas Waitz, EU-Abgeordneter der Grünen und Ko-Vorsitzender der Grünen, forderte, dass Kurzstreckenflüge, egal ob privat oder kommerziell, die durch öffentliche Verkehrsmittel ersetzt werden können, in Zukunft verboten werden müssen. 

(apa/red)

Titelbild: ERNST WEISS / APA / picturedesk.com

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21 Kommentare

  1. Bei Passagiere Flug soll eine tone co2 vor mir aus 1000€ kosten, wenn der Flieger unter 1000 flightmiles fliegt. Ohne diese maßnahme wird sich nix ändern.

  2. Verstehe es für Politiker und wo es wirklich von Bedarf ist, no na, wer es sich leisten kann, macht es aber jeder Flug wird nicht immer notwendigerweise mit Privatjet notwendig sein
    abgesehen von den Treibhausgasen, verlassen auf einfachste Weise Personen wie zB Marsalek den EU-Raum, da Privatflieger nicht registriert werden.. ein Umgehen der Sanktionen damit easiest possible

  3. Ein Verbot von Grethi&Plethi-Flügen zum Diskont-Preis zu umweltbelastenden und hässlichen All-Inclusive-24H-Bespassungs-Mega-Hotelanlagen in aller Welt würde vermutlich 1000x höhere Einsparungen bringen. Aber auch das werden die Grünen noch durchsetzen. Anders lassen sich die Emissionen bei immer noch stark steigernder Bevölkerung und Wohlstandsangleichung nicht in den Griff bekommen.

  4. Ist doch lächerlich die EU hat doch erst kürzlich Privatfliegen vom CO2 Handel ausgenommen. (vgl. https://www.focus.de/finanzen/news/ausgerechnet-luxusyachten-und-privatjets-duerfen-weiter-vor-sich-hin-stinken_id_184102517.html )

    Im übrigen lassen die meisten Privatflugzeuge auch zeitweise chartern. Und damit wären sie vom Verbot ausgenommen. Das einzige was hier funktionieren würde, wären Landegebühren wenn der pro Kopf CO2 Ausstoß bei einem Flug ein bestimmtes Ausmaß übersteigt.

    Also eine volle Boing darf landen eine leere Boing oder umgebaut zum Trump Flieger kostet pro Landung ein Vermögen.

    Wenn damit aber auch die 0815 Wald und Wiesen Konsumenten belastet werden nützt es gar nichts, weil es dann als Inflation läuft und die macht uns nur arm und führt zu einem noch stärkeren Raubbau an der Umwelt.

  5. Da wird greenpeace wohl auf den erbitterten Widerstand von Gewessler und van der B. stossen, wenn man denen das Privatjetten wegnehmen will.

  6. wenn ma von klosterneuburg nach bratislava fährt, hat man in schwecht die halbe strecke ohnehin schon hinter sich.
    da braucht man dann länger vom parkplatz in schwechat bis zum flieger, als wenn ma gleich direkt weiterfährt.

    irgendwas muss bei jemanden der sowas macht kognitiv falsch laufen.

  7. Greenpeace muss aufpassen, nicht das ein Flieger aus “technische-problem” hineindonnert …

    nzhistory.govt.nz/politics/nuclear-free-new-zealand/rainbow-warrior

    Geht jetzt ? Hallo filter !

  8. Grün-Peace – neuerdings eher ohne Peace und dafür mehr Waffen – wird alles verbieten lassen, was nicht in das Grüne Konzept passt. Am schädlichsten für die grünen Ziele ist die Freiheit der breiten Masse. Aber die wir man mit einer engmaschigen Überwachung sicher unter Kontrolle bekommen.

    • die wahrheit is viel mehr, dass du so gar nix kognitiv auf die reihe kriegst.
      is aber wuasch, weil du ohnehin ohne jede bedeutung bist.

      • „… weil du ohnehin ohne jede bedeutung bist.“

        So etwas schreibt man nicht – schämen Sie sich hagerhard! So ekelhaftes Benehmen steht Ihnen nicht – und mindert Ihren Stellenwert. Sie wurden/werden öfter gelesen als Sie glauben (Blog) – aber mit einer derart reinen Gehässigkeit machen Sie sich wirklich viel zunichte….

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