Mittwoch, April 24, 2024

Ausgerechnet: Auch bei Banken dreht sich die Profit-Preis-Spirale 

Zinsen auf Kredite klettern rasant in die Höhe, während Sparen auf der Bank immer noch kaum Zinsen bringt. Banken steigen damit als Profiteure der Zinspolitik aus, ihre Kund:innen schauen weiter durch die Finger. Eine Übergewinnsteuer würde helfen.

Wien | Die Menschen in Österreich leiden unter der weiterhin hohen Teuerung. Im Februar lag sie bei elf Prozent. Das zweite Jahr in Folge liegt sie nun über dem berühmten Zwei-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB). Als Antwort auf die anhaltende Teuerung hat die EZB die Leitzinsen drastisch erhöht. Zuletzt auf 3,5 Prozent. Läutet das nun eine neue Ära des rentablen Sparens ein? Vorerst nicht. Es sind nämlich nicht die Sparer:innen, die als Profiteure dieser Zinspolitik aussteigen, sondern die Banken.  

Banken als Krisengewinner  

Banken nehmen Kreditzinsen ein und zahlen Zinsen auf Kundeneinlagen aus. Die Differenz der beiden Zinssätze nennt man Zinsspanne. Sie bestimmt maßgeblich den Gewinn, den eine Bank macht. Ebendiesen bauen Banken nun aus, indem sie die Gunst der Stunde nutzen und die gestiegenen Leitzinsen nur einseitig weitergeben: Kreditzinsen für Privathaushalte, etwa für Wohn- oder Überziehungskredite, wurden drastisch erhöht. Bei Bestandsverträgen stiegen sie zwischen Juni und Dezember 2022 um 0,83 Prozentpunkte.

Die Zinsen für Bankeinlagen – also für Sparbücher oder das Girokonto – fallen allerdings weiterhin mager aus. Bei den Einlagen betrug die Zinserhöhung für Bestandsverträge im selben Zeitraum lediglich 0,16 Prozentpunkte. Eine genaue Aufschlüsselung zeigt, dass die Zinsen auf die kurzfristigen Überziehungskredite am stärksten gestiegen sind. Gerade für Menschen mit niedrigen Einkommen, die ihr Konto nun oft in Folge der Teuerung überziehen müssen, stellt das ein großes Problem dar. 

Die Profit-Preis-Spirale dreht sich also auch im Bankensektor. Die Zinsmargen der Banken sind als Resultat im zweiten Halbjahr 2022 um 40 Prozent gestiegen. Pro Monat betrug der Nettozinsgewinn durch Bestandsverträge im Haushaltssegment im Dezember 2022 um rund 95 Millionen Euro mehr als noch im Juni 2022. Das schlägt sich auch in der Bilanz einzelner Banken nieder: Die Erste Bank beispielsweise konnte ihren Gewinn 2022 im Vergleich zum Vorkrisenniveau 2019 um 28 Prozent erhöhen, die Bank Austria um 18 Prozent und die Bawag um 13 Prozent.  

Hilfsmaßnahmen durch Übergewinne gegenfinanzieren 

Die Banken zählen somit zu den Krisengewinnern. Mit ihren steigenden Zinsspannen befeuern sie die Profit-Preis-Spirale. Denn nicht nur für Haushalte steigen die Kreditzinsen stärker als die Einlagezinsen, sondern auch für Unternehmen. Unternehmen geben diese höheren Kosten an ihre Konsument:innen weiter. Für die Haushalte bedeutet das noch höhere Kosten und eine noch höhere Belastung.

Während Banken, genauso wie die Energie-, Bau- und Landwirtschaft zu den Krisengewinnern zählen, werden Unterstützungsmaßnahmen für Haushalte seitens des Staates notwendig. Durch eine konsequentere Übergewinnsteuer für Energiekonzerne, Banken und andere Krisengewinner würden diese Unternehmen einen fairen Anteil an der Finanzierung dieser Hilfsinstrumente leisten. Zusätzlich sollte die Körperschaftssteuer (KöSt) wieder angehoben werden, die seit diesem Jahr sukzessive gesenkt wird und im Endausbau ein Steuerloch von 800 Millionen Euro jährlich bedeutet. 

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Joel Tölgyes ist Klima-Ökonom am Momentum Institut. Er hat Public Economics an der Freien Universität Berlin studiert. Er beschäftigt er sich mit den Verteilungsaspekten der Klimakrise und mit der Frage, wie wir unser Wirtschaftssystem ökologischer und nachhaltiger gestalten können.

Titelbild: ZackZack/Miriam Mone

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16 Kommentare

  1. Der Herr Raiffeisen dreht sich auch gerade im Grab um…. Die Idee von der Bank als Teil einer sozial gerechten Gesellschaft ist schon lange ausgeträumt. Nachdem nur mehr Kapitalismus als einziger globaler “Wert” anerkannt ist müssen Banken eben genau so handeln. Erst wenn “Geld” (das bekanntlich keinen Nährwert hat) keine zentrale Rolle mehr spielt, wird sich das auch wieder ändern.

    • An den Problemen sind wir selbst schuld.
      Geld ist ein Versprechen auf zukünftige Leistung. Auch wenn keine Leistung da ist bzw. auch nicht zu erwarten ist, verteilt die Regierung aufgrund des sozialpolitischen Drucks frisches Geld mit der Lüge, dass wir dafür mehr Leistung bekämen. Die Leistung gibt es aber nach wie vor nicht, hat ja auch keiner extra gehackelt, aber der Preis für die vorher schon vorhandene Leistung steigt so lange, bis das frische Geld mit dem nutzlosen Versprechen wieder verschwunden ist. Und wir jammern dann, weil wir der Regierung auf den Leim gegangen sind.

  2. Es gibt heutzutage viele Alternativen zu einem “Sparbuch”. Aktien, etf, Krypto, Sparpläne etc .
    Wer sein Geld auf der Bank lässt, “investiert” in Kredite , also in die Schulden anderer Leute.
    Wer Aktien kauft, investiert in einen Anteil an einer Firma – das bringt im Schnitt langfristig ca 8 % pro Jahr.
    Und wenn sich viele Kleinaktionäre zusammentun, könnten sie theoretisch auch Einfluss auf die Firmenpolitik nehmen, zb bei der OMV ….

  3. Wenn die Banken nur von der erwähnten Zinsspanne profitieren würden, hätten sie kaum Übergewinne, bei den enormen Bonizahlungen. Einen beträchtlichen Anteil erwirtschaften sie durch Geldschöpfung, Giralgeld. Leider hat das Volk keinen Einfluss auf das Geschehen, weil Geld regiert.

  4. Seit ich auf der Welt bin, höre ich fast jedes Jahr von unfassbaren und unmoralischem Bankenverhalten.
    Aber wir haben uns und vermutlich auch Dank unserer Sozialpartner, unserer Parlamentarier, aber wohl auch der gekauften Medien schon lange daran gewöhnt.
    Das wissen auch die Banken, vor allem wenn man ihre heuchlerischen Werbungen ständig sehen muss und sich dann auch noch über Geschenke zum Weltspartag noch kaufen muss (aber wahrscheinlich läßt man sich nur deshalb kaufen, da man die Geschenke ohnehin selber bezahlt und diese sonst eben auch nur die andere auch noch kriegen?)

    • Aber auch der Kern der Anwälte lebt von diesem Verhalten. Wenn es dieses Verhalten nicht mehr geben würde, würden wohl die Hälft der Anwälte ihren Job verlieren?

  5. Das wir, die EU, selbst schuld sind an dem Schlamassel, will in unsere Köpfe natürlich nicht hinein. Erst Lockdowns, dann Gelddrucken. Dann Sanktionen und wieder Gelddrucken – und dann, oh welches Wunder, eine batzen Inflation. Warum? – weil wenn viel Geld da ist aber nur wenig Leistung, die wenige Leistung entsprechend der nunmehr finanzkräftigen Nachfrage mehr kostet. Aber dass wir die Leistung erhöhen? – Um Gottes Willen nein! Da müssten wir ja mehr arbeiten. Und das angesichts der Diskussion um die 4-Tage Woche. Aber vielleicht können wir arbeitswillige Leute aus dem Ausland holen, dann sind wir gerettet. Und bis dahin nehmen wir es von den Reichen.

    • ersten Absatz vergessen …

      Nieder mit den bösen Gewinnern! Am 1. Mai werden die Banken angezündet. Was brauchen wir noch unsere kriminellen heimischen Banken, solange es seriöse US-Banken gibt und vor allem auch noch das AMS?

  6. Nichts neues, Kreditzinsen oder Überziehungszinsen waren schon immer höher wie die Erträge am Sparbuch.
    Man könnte meinen die Menschen haben durch die Niedrigzinszeit vergessen wie es in der 80er, 90er und Anfang der 00er Jahre war, bevor man die Gelddruckmaschinen angeschmissen hat.

  7. Richtig, lieber Joel, aber nicht vollständig. Zu den ganz grossen Krisengewinnlern gehören nämlich auch noch die
    – Pharmaindustrie
    – die Digitalkonzerne microsoft, google, Apple, meta usw.
    – und last not least die Rüstungsindustrie
    Auch da fallen Übergewinne an, allein mit diesen könnte der Hunger auf der ganzen Welt morgen zu Ende sein. Und selbstverständlich auch die Inflation.

  8. Zahl ich halt jedes Monat 500€ mehr als vorher, für genau 0 Leistung der Bank. Ist ja nur der Gegenwert eines e-Scooters oder Kurzurlaubs. Das Geld ist ja nicht weg, es hat nur wer anderer. Der braucht das sicher dringender.

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