Freitag, April 26, 2024

Arbeitslosengeld kürzen? Trifft die Ärmsten

Wer Arbeitslosengeld und Notstandshilfe senken will, befördert die Armut im Land. Und schwächt die Arbeitnehmer:innen bei Gehaltsverhandlungen.

Von Oliver Picek

Wieder einmal will die Kanzlerpartei ÖVP das Arbeitslosengeld kürzen. Die NEOS, die Wirtschaftskammer, aber auch konzernnahe Think-Tanks wie die Agenda Austria stimmen in den Chor ein, dass das Arbeitslosengeld „reformiert“ gehöre. Was wie eine Drohung klingt, ist eine. Schon jetzt bekommen Leute, die von ihren Unternehmen in die Wüste geschickt werden, nur gut die Hälfte ihres vorherigen Netto-Gehalts als Arbeitslosengeld ausbezahlt. Künftig sollen es „unter 50 Prozent sein“.

Kürzungen bei den Ärmsten der Gesellschaft

Das trifft die finanziell Schwächsten der Gesellschaft direkt ins Herz. Besonders länger Arbeitslose sind schon jetzt am Limit. Ein paar Zahlen gefällig? Jeder dritte Arbeitslose, der über ein halbes Jahr arbeitslos ist, ist armutsgefährdet. Jeder Zweite, der über ein Jahr keinen Job findet. Jeder dritte Arbeitslose kann die Wohnung nicht angemessen warm halten. Mehr als jeder dritte Arbeitslose erwartet Zahlungsschwierigkeiten bei Miete und Energierechnungen. Jeder Fünfte muss alle zwei Tage auf eine Hauptmahlzeit verzichten, weil das Geld nicht reicht.

Was steckt hinter der Idee, Arbeitslosengeld und Notstandshilfe zu kürzen? Einerseits lässt sich dort Geld holen, mit dem man für (tendenziell reichere) Unternehmer Steuer- oder Sozialabgaben senken kann. Klassenkampf von oben. Andererseits geht es um Macht im Betrieb. Wer nach einer Kündigung finanziell ins Bodenlose fällt, der traut sich nicht gegen den Chef aufzumucken. Schlechte Arbeitsbedingungen anprangern oder nach einer Lohnerhöhung fragen? Geht dann nicht.

„Sollen sie doch was hackeln“ geht sich nie für alle aus

Gesagt wird uns oft: Es herrsche doch Fach- und Arbeitskräftemangel, da finde doch jeder einen Job, der arbeiten wolle. Die nackten Zahlen widersprechen dem. Die Wirtschaft schrumpfte im letzten Jahr, und kommt auch heuer kaum vom Fleck. Unternehmen brauchen weniger Leute als gedacht. Ende Jänner gab es deshalb 30.000 Arbeitslose mehr als noch vor einem Jahr. Die Unternehmen bieten weniger offene Stellen an. Das zeigt, wie absurd die Forderung ist, das Arbeitslosengeld zu kürzen. Es gibt nicht genug bezahlte Arbeit. Vier Arbeitslose rangeln sich um eine offene Stelle. Der Arbeitsmarkt erinnert an den „Sesseltanz“ in der Volksschule. Vier Kinder tanzen um einen einzigen Stuhl – die offene Stelle – herum, doch nur einer kommt mit der Bewerbung zum Zug, wenn die Musik stehen bleibt. Drei bleiben jedenfalls übrig. Auf Arbeitslose umgemünzt heißt das: Genau diese drei sollen weniger Geld erhalten, damit sie sich „mehr anstrengen“, eine neue Stelle zu finden. Nur wie, wenn es die Jobs nicht gibt?

Die wissenschaftliche Rechtfertigung, trotzdem zu kürzen, lautet: Im Schnitt seien dann Menschen ein paar Tage kürzer arbeitslos – in vielen, aber nicht allen Studien zur Senkung des Arbeitslosengeldes. Das mag sein. Der finanzielle Druck auf Arbeitslose bleibt sicher nicht ohne Wirkung, schlechte Jobs möglichst schnell anzunehmen. Doch wer länger mit einem auskömmlichen Arbeitslosengeld auf Jobsuche gehen kann, der findet besser bezahlte Jobs in besseren Firmen.

Das Menschenbild ist erschreckend

Moralisch verfehlt ist auch die Unterstellung, Arbeitslose seien eben „zu faul“ zum Arbeiten, deshalb müsse man ihnen das Geld entziehen. Fast alle wollen arbeiten. Nur in absoluten Ausnahmefällen findet man Leute, die tatsächlich nicht arbeiten möchten. Schon die erste Studie zum Thema Langzeit-Arbeitslosigkeit, die nebenbei noch die Wissenschaftsdisziplin Soziologie begründete, zeigte uns schon in den 1930ern: Ohne bezahlte Arbeit zu leben macht antriebslos, erstickt jegliches Interesse an anderen Dingen, führt zur Selbstaufgabe. Das Familienleben wird schwieriger, die Kinder leiden. Die viele freie Zeit wollten die Menschen nicht anderweitig nutzen. Wer erwartet hätte, dass für die Leute etwa mehr Zeit fürs Lesen bleibt: Nein, die Bücherei war wie ausgestorben.

Zurück in der Gegenwart. Wahr ist: Manche haben die Nase voll von schlechten Jobs, unbezahlten Überstunden, respektlosen Arbeitsbedingungen, und der Ausbeutung durch ihre rüden Chefs. Doch ihnen macht das AMS trotzdem ordentlich Dampf. Wer den kleinsten Fehler macht, wird sanktioniert. Über 100.000 Mal im Jahr passiert das. Unentschuldigt oder zu spät zum (unsinnigen?) Kurs? Nicht beworben auf eine Stelle, die man aus guten Gründen nicht will. Etwa weil der katastrophale Ruf einer berüchtigten Firma ihr vorauseilt? Schon ist das Arbeitslosengeld für sechs Wochen gestrichen. Beim zweiten Mal für acht Wochen, beim dritten Mal ist es ganz weg. Arbeitslose werden dabei strenger beurteilt als andere Bevölkerungsgruppen. Wer als Gutverdiener vergisst, seine Steuerschulden zu bezahlen, erhält nicht gleich eine Strafe, sondern wird zunächst höflich und korrekt von der Finanz aufgefordert, doch bitte nun zu bezahlen. Wer gar reich ist und Steuern hinterzogen hat, der muss seine Steuern nicht einmal vollständig nachzahlen.

Weniger Schikane, mehr Jobs

Als Gesellschaft sollten wir aufhören darüber nachzudenken, wir wie Arbeitslose noch stärker schikanieren können. Stattdessen müssen wir gute Jobs für sie schaffen. Dazu gehört eine Vollbeschäftigungspolitik. Ausreichend hohe Staatsausgaben und -investitionen, damit die Wirtschaft floriert. Dann schafft die Wirtschaft wie von selbst ausreichend Jobs und erhöht die Löhne. Die USA machen vor wie es geht. Auch eine Jobgarantie für Langzeitarbeitslose gehört dazu. Vorzeigeprojekte in Marienthal oder die Aktion 20.000 schufen staatlich geförderte Jobs, damit auch Langzeitarbeitslose wieder Arbeit haben und damit in die Gesellschaft zurückfinden.


Oliver Picek, Chefökonom am Momentum Institut, hat Volkswirtschaftslehre in Wien, Paris und New York studiert. Seine wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen in der Makroökonomie, sowie Fragen zu Arbeitsmarkt, Budget und Steuern.

Weiterführende Links:

Armutsrisiko bei Arbeitslosigkeit

Steuerabkommen mit der Schweiz

Arbeitsplatzgarantie AMS NÖ

Aktion 20.000

Momentum
Momentum
„Momentum“ rechnet nach und analysiert. Jenseits von Regierungspropaganda und „Wirtschaftsinteressen“.
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60 Kommentare

  1. Sehr geehrter Herr Picek, ich lese gerne Ihre Beiträge hier auf zackzack und stimme vollinhaltlich zu. Ich würde auch so weit gehen, dass die ÖVP dieses Arbeitslosen-Bashing nun deswegen zum Thema macht, um von der Misere der Investionsleere abzulenken. Das können Sie als Ökonom nicht tun, es wäre ein Verlassen der sachlichen Berichterstattung.

    Aber angenommen, es stimmt. Und ein Investitionsvakuum seitens der Regierung ist tatsächlich vorhanden, es fehlt ihr auch die Fantasie dafür. Die Regierungen Kurz/Nehammer mit wechselnden Partnerinnen sind dazu übergegangen Helikoptergeld unter das Volk zu werfen. Das begann mit cofag, setzte sich fort mit dem Klimabonus, diversen Gas- und Stromzuschüssen und mit vielen weiteren Begünstigungen und “Einmalzahlungen”, hinzu kommen Heizungstauschzuschüsse etc. Helikoptergeld ist zwar einfach zu administrieren aber nur kurzfristig volkswirtschaftlich sinnvoll und das in begrenztem Maße. Ich bin der Ansicht, dass man der Regierung vor Augen halten muss, was Helikoptergeld kostet. Was uns Steuerzahler:innen das kostet. Dann kann man gegenrechnen zu den “Einsparungen” beim Arbeitslosengeld. Und auf der anderen Seite kann man kontrastierend zum Helikoptergeld den Investitionsbedarf ermitteln und aufzeigen, was sich alles ausgehen würde: Fernwärmeausbau, die 40km Gasleitung, die fehlt, Windanlagen, Solaranlagen etc. Investitionen in diesen Bereich wären auch Investitionen in Zukunftstechnologien und für die österreichische Exportwirtschaft von großer Bedeutung: Auch Afrika wird Windanlagen und Solaranlagen brauchen. Also eine nachhaltige Investition, von der österreichische Firmen wie Arbeitnehmer:innen profitieren würden.

    Warum ich das recht umständlich ausführe: Wenn nur der “Österreich-Plan” abgearbeitet wird, spielt man der ÖVP beim Machterhalt in die Hände. Man bespielt die Themen, die die ÖVP bespielt haben will. Und es ist ganz egal, WIE diese Themen besprochen werden, auch wenn sie kritisch besprochen werden, stellen sie das gewünschte Thema in den Fokus. Um dieser Art der Message-Control zu entgehen, muss man beides machen; die Pläne auseinandernehmen, wenn sie schlecht sind, und anderes dagegen halten und Preislisten erstellen.

    p.s.: 100.000 € für jeden Junghäuslbauer:innen wie von den Sozialpartnerinnen proklamiert, fallen eben auch schon unter Helikoptergeld. Offenbar fällt den Verantwortlichen gar nichts anderes mehr ein als Geld unter die Leut zu werfen. Das Denken ist bereits versaut.

  2. Jetz’ is’ scho wieda wos passiert!
    Do hot jetz’ jemand schmerzlich g’lernt
    wer eiskoit meuchelnd noch da Måcht nur giert
    vom Ist si kilometerweit entfernt
    nua G’schichtln druckt geil ungeniert
    üba ålle aundan låchend sudat
    üba Leich’n geht Moral entkernt
    dåss der Schmidl daun den Kurzn bu… 👍

      • Nein, das läuft in der Wahldemokratie Österreich schon ganz anders!

        Zuerst wird das Urteil natürlich beeinsprucht. ann wird hinter den Kulissen in der nächsten Instanz eventuell ein “erfahrener” passender (=ÖVPnaher) Richter mit dem Fall betraut.

        Und dann wird dieser “ganz neutrale” Richter oder wie bei Pilnacek eine Richterin eventuell / vielleicht Milderungsgründe für einen Freispruch im Zweifel, aber zugunsten des lieben Basti finden.

        Dann ist die Welt für den türkisen Wunderwuzzi a. D. und seine “staatstragende” ÖVP wieder in Ordnung.

        So tickt der Staats- und Justizapparat in Österreich!
        Die ÖVP hat doch nicht umsonst viele, viele Jahre die Schlüsselstellen im Staat mit braven Parteigängern besetzt.

        • Positive Männer suchen eine Partnerin mit der sie dann für immer liebend zusammen sein können.
          Pessimisten suchen genau das auch, sparen nebenbei aber schon mal für eine Scheidung.
          Realisten möchten endlich beim regelmäßigen Sex eine Partnerin dabei haben!!

  3. Die Kickl- Kopierer sind inländerfeindlich. Weshalb das die Wähler nicht endlich kapieren kann ich nicht verstehen.

    Ich hoffe bloß Babler koaliert nicht mit der Brut und beim Kickl bleibt zu hoffen dass er noch immer an einem Trauma der letzten Regierung leidet.

    Die ÖVP ist wahrhaft eine asoziale Partei.

      • Benkos Wiener Nobelhotel wurde mit über 2 Millionen überfördert.

        Wo bleibt der ÖVP Aufschrei, dass dieser Hütchenspieler ein teurer Sozialschmarotzer ist.

        Oder hat das ausgegebene Steuergeld für “großartige” Wirtschaftstreibende wie Benko ein anderes (türkises) Mascherl und ist deshalb viel lockerer zu verschmerzen?

  4. Was kam da kürzlich von den Neos? Sie begrüßen es dass die ÖVP nach jahrelanger Untätigkeit dbz. endlich in die Gänge kommt. Gut dass sie uns daran erinnern wie schändlich asozial sie gestrickt sind. Da könnte man ja direkt annehmen dass ihr Kampf gegen Korruption und Freunderlwirtschaft nur davon motiviert ist dass dadurch möglicherweise einige Reiche und Großunternehmen beim Verteilen des großen Kuchens zu kurz kommen. Dass dies womöglich auch für das ungehemmte Auseinanderklaffen der Armutsschere verantwortlich ist, kümmert sie vermutlich einen feuchten Dreck. Neoliberal lautet deren Mantra, eine neoliberale Marktwirtschaft ist das Ziel. Ganz gleich wie viele Schwächere dabei auf der Strecke bleiben.

    • Stimmt, jedes Mal wenn man denkt, die Neos sind ja gar nicht so abwegig, dann kommen sie mit irgend einer sozialen Grauslichkeit daher. Scheint wirklich Parteiprogramm bei denen zu sein. Die Meinl Reisinger fordert schon wieder die Erhöhung des Pensionsantrittsalters. 😑 Unwählbar diese Partei, neoliberaler Mist den keiner braucht, weil wir eh schon genug davon haben.

      • Hatte mich gefreut, dass Loacker aufhört.
        Aber wie Baer richtig meint, bei denen ist es Parteiprogramm nur für Arbeitgeber zu agieren.

  5. Wir spielen ja leider den Arbeitgebern und konservativen Politiker in die Hände…… weil wir neidisch sind.
    Die Unternehmer ( Nehmer) wollen natürlich so wenig als möglich bezahlen. Und ” müssen ” sie es auf Grund von Verhandlungen dann doch, erhöhen sie wenig später den Preis ihrer Produkte.
    Und wir zahlen unsere Erhöhung quasi selbst. Ein ewiges, schmutziges Spiel.
    Der Arbeitnehmer bleibt über.. .wie immer schon.

    • Zitat: “… weil wir neidisch sind.”

      Vermutlich hast Du recht ist das eines der größten Problemsansätze in diesem Land.

      Aber glaube mir, mindestens mehr als 50 Prozent der Unternehmer sind ihren Mitarbeitern nichts neidig und sind sogar froh, wenn sie solche Gehälter zahlen können, dass die Mitarbeiter nicht nur dort bleiben, sondern auch hochmotiviert sind und vor allem bleiben.
      Und wenn sie einmal Jemanden kündigen müssen, dann sind diese auch froh, wenn dieser weich fällt und nicht aus diesem Grund seine Existenz verliert – Vermutlich sind das aber sogar weit mehr als 90 Prozent…

      • Wissen Sie, was ich nicht verstehe, ist, wie man bei einem Artikel, der um die Ausbeutung von Menschen handelt, die arbeitslos sind und sich nicht mehr gegen die Ausbeutung wehren können, wenn ihnen die Daumenschrauben so fest gezurrt werden, dass ihnen nur mehr die Wahl zwischen Obdachlosigkeit und Ertragen der Ausbeutung bleibt, wie man bei ein solchen Artikel auf die Idee kommen kann, den Fokus so zu drehen, dass es in Ihrem Beitrag um die braven Unternehmer geht. Das ist einfach nicht das Thema.

    • So ein “wir” ist eine pauschale Unterstellung einer Gemeinsamkeit, die oftmals nicht vorhanden ist.
      Wozu schreiben Sie das eigentlich so, welcher Sinn liegt dahinter ?

  6. Was man gar nicht oft genug erwähnen kann: das Arbeitslosengeld ist keinesfalls ein Almosen. Es ist eine Versicherungsleistung, für die wir mit unseren Sozialversicherungsbeiträgen aufkommen.

    • Genau, das ist ein Punkt der viel zu wenig bedacht wird und ich schon oft die Erfahrung gemacht habe, daß es die Menschen nicht bedenken, oder auch gar nicht wissen. Auch in diesem Artikel fällt es unter den Tisch.

  7. Es wär auch wichtig das Thema Krankheit näher zu beleuchten in dem Zusammenhang. Ich will gar nicht wissen, wieviele arbeitslos gemeldet sind, die einfach erkrankt sind und von den Krankenkassen bzw. der Pensionsversicherung einfach nicht adäquat versorgt werden…. Von der oft inadäquaten ärztlichen Versorgung ganz zu schweigen….

    • Von der Pensionsversicherung werden die schon lange nicht mehr adäquat versorgt, schon seit der Abschaffung der I Pension. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie es denen geht, die hin- und her geschickt werden ohne Aussicht auf Heilung oder Besserung oder gar einen Job.

      • War von Dezember 22 bis Februar 23 selber arbeitslos. War nur eine kurze Zeit, doch bekam ich eine Ahnung davon in welchem Ausmaß Arbeitssuchende diskriminiert und gedemütigt werden. Sämtliche Rahmenbedingungen und Förderangebote wurden verpackt zu einem einzigen Misstrauensantrag gegenüber ihrem Klientel dies durch Androhung von Konsequenzziehung ihr Anrecht auf zustehende Leistung vergessen sollten. Und das Schlimmste dabei war die zum Himmel schreiende Inkompetenz der SachbearbeiterInnen. Hätte ich mir nicht selbst geholfen hätte ich heut noch keinen passenden Job und vermutlich bereits Schulden. Entweder durch ein arg unterbezahltes Arbeitsverhältnis oder durch horrende Spritkosten auf Grund unzumutbarer Pendelstrecken.

  8. Das ganze hat auch für die Arbeitnehmer einen mehr als grauslichen Beigeschmack.
    Da wird von einem Fachkräftemangel gefaselt, aber nach Regeln der Wirtschaft bedeutet grosse Nachfrage bei geringerem Angebot eine (Preis-)Steigerung der Gehälter – Die man hier vergeblich sucht.
    Dennoch wollen die meisten Firmen nur grad mal KV bezahlen und stufen sehr oft falsch ein:
    Besser für die Firma, schlechter für Arbeitnehmer.
    Insofern denkt man sich “Na so einen miesen Job find ich eh immer – Wozu anstrengen ? ”
    In genau diese Kerbe schlägt dann die Forderung nach Kürzungen der Versicherungsleistung Arbeitslosengeld.
    Echt schäbig.

  9. Die Hälfte der Frauen geht schon jetzt aus der Arbeitslosigkeit in die Pensi! Wie wird das erst aussehen, wenn der erste Jahrgang Frauen der bis 65 arbeiten muss in Pension geht. Liegen dann zwischen Erwerbsleben und Pension lange Jahre der Arbeitslosigkeit? Wird das Arbeitslosengeld/Notstandshilfe noch mehr zusammengestrichen, steht bei den typisch weibl. Berufen dann am Ende der “Berufskarriere” nicht nur nicht die Chefetage, sondern der totale soziale Abstieg. Von der Facharbeiterin, Pflegerin zur geringfügig Beschäftigten in der Gastro, die nebenbei am AMS schikaniert wird, weil sie in ihrem gelernten Job nicht mehr arbeiten kann. (Falls man die Möglichkeit einer geringfügigen Beschäftigung auch noch abschafft, landen diese Frauen im Alter eben auf der Straße). Macht ja nix. Interessant dazu, man beachte besonders den (ich würde sagen kranken) Vorschlag im letzten Absatz! https://www.fondsprofessionell.at/news/maerkte/headline/die-haelfte-der-frauen-geht-aus-der-arbeitslosigkeit-in-pension-219437/

  10. Es soll ja die Ärmsten treffen, um diese schön abhängig zu machen, jeden Job um wenig Geld zu machen.

    Der Traum der Unternehmer ( Nehmer).

    • Das passt ja dann wieder zum Omakarenz, lieber die Enkelkinder hüten als sich beim AMS anstellen, damit die Jungen hackeln können bis zum Anschlag (das Geld für die Kinderbetreuungseinrichtungen spart man sich damit auch…..Hauptsache Frau tut was Nützliches, kann doch nicht sein, dass sie ganz einfach einmal das tut was sie möchte. Scheint ein ganzes durchdachtes, frauenfeindliches Paket der ÖVP zu sein und das wird dann noch als “familienfreundlich” verkauft…Um die Freiheit, Würde und Selbstbestimmung der Menschen gehts denen nie, sondern immer nur darum, wie der Einzelne dem System nützlich ist. Ich finde diese Weltsicht grauslich.

  11. Das Arbeitslosengeld gehört reformiert. Das ist wahr. Es gehört nämlich deutlich erhöht. Man könnte das wie die Schweiz machen. 70 % für Kinderlose bzw. Besserverdiener, 80 % für Leute mit Kind und Geringverdiener.

  12. Wer einen solchen Vorschlag in dieser Zeit zu diesem Zeitpunkt macht, darf sich auch nicht mehr als eine Partei der Mitte darstellen dürfen?
    Aber ist dieses Partei ja schon in einem Prozess als Beschuldigter geführt, auch noch mit dem Vorwurf der Bildung einer kriminellen Organisation? – Muss eine solche Partei mit einem solchen Vorwurf nicht zurücktreten, oder sich mindestens ruhend stellen, bis das alles geklärt und vorbei ist? – Stehen wir nicht aktuell bereits in zwei Wahlkämpfen?

          • In der Mitte? Sagen wir mal dass sie es blendend verstehen die Leut unter der Mittelschicht weis zu machen dass ihr Parteiprogramm vordergründig drauf ausgelegt sich für die übervorteilte Gesellschaft einzusetzen. In Wirklichkeit liegt die FPÖ mit den größten Gegnern der ärmeren Bevölkerung im Wettstreit wer die festtesten und korruptesten Deals mit der kapitalistischen Ausbeuterschaft an Land zieht. Die freun sich jede Minute dass es so viele gutgläubige und dumme Leute gibt.

      • Ja da wird es wohl auch deshalb viel entscheidener sein, wie die anderen Wähler das sehen?

        Dabei gehe ich zumindest davon aus, dass das kaum eine große Wähleranzahl so wie die ÖVP sieht, sondern eben auch mit Abscheu und Überraschung diesen Vorschlag sieht und zur Kenntnis genommen hat ?
        Deshalb wunderte es mich doch auch so sehr, dass der Fellner mit seinen aktuellen Umfragen nun der ÖVP auch noch einen Wählerzuwachs dafür prognostiziert hat?

  13. Danke für diesen wahrlich wichtigen Beitrag.
    Leider kann man wieder keinen ähnlichen Satz in unseren gekauften Medien darüber lesen? – Vielleicht ist das auch ein Mitgrund, dass die ÖVP nun auch noch bei Umfragen zugelegt hat, oder eher sind dieser Umfragen wohl wieder gekaufte Fakes?
    Aber wo blieb und bleibt “der hier wahrlich dafür auch angemessene Aufschrei” der hier zuständigen Interessensvertreter, bis hinein die SPÖ

    Für mich ist das bereits ganz offen zelebrierter Faschismus pur und geht es mir nicht mehr gut, auch noch zu den täglichen Berichterstattungen der aktuell geführten Kriege noch dazu…

  14. Würzen wir diese neoliberale Mähr unterstellter Arbeitsunwilligkeit noch mit einer Prise Realität (nicht zuuuviel, sonst wird’s pikant und schlägt auf empfindliche Mägen!):

    Anteil 50+ der Langzeitarbeitslosen? -> 40%
    Anteil 60+ der Langzeitarbeitlosen ? -> nochmal +12% dazu

    So. “Fachkräftemangel”? Ja, aber bitte nicht, wenn ich gesetzl. zustehende Vordienstzeiten zu bezahlen habe. Da karre ich lieber billige Dienstleister*innen aus aller Herren / vorzugsweise Frauen-Länder daher, die ich nur in Schnellsiederkursen vergleichsweise günstig aufgleisen muss (bißchen Deutsch vielleicht noch dazu, weil’s einfacher ist, als mir als Österreich*in menschenwürdige Englischgrundkompetenzen anzueignen), Industrie 4.0 digitalisiert mir sowieso jährlich x% weg (dazu hab ich keine aktuellen Zahlen). Wo teile ich diese dann so genannten Fachkräft*innen zu? In menschenunwürdig unterbezahlten Dienstleistungsgewerben wie Gesundheit, Pflege, (jeweils aus staatlicher Verwantwortung outgesourced aber nepotistisch konzessioniert) und in die saisonal flexible Gastro, oder in sonstige unhygienischen Hilfs- und Unannehmlichkeiten…

    Warum wird das so präferiert? No, a bisserl ein Unterschied muss schon sein – zwischen wahlberechtigten Österreicher*innen und jenen, die nur zuschauen dürfen. Stimmlos nämlich, dem organisierten Menschenhandel in speziell darauf spezialisierten Vermittlungsargenturen. Es macht schon Sinn, nur 70% der im Lande lebenden auf die 100% Parteistimmenkuchen aufzuteilen)
    Weil wir dann von “hochgehaltenen bis unerreichbar hohen Gütern als Staatsbürgerschaften” polemisieren und hetzen können. (Das war schon in K.u.K Zeiten so – weshalb es u.a. auch im WKI zerfiel.) Es macht schon Sinn, nur 70% der im Lande lebenden auf die 100% Parteistimmenkuchen aufzuteilen. Nun ist’s halt leider so, dass vermutlich nicht viel mehr als 50% im Land Schlussrechnungen anstellen können, um das zu durchschauen – wenn man sich die gesteuert volksverblödende Bildungspolitik dazu noch ansieht …

    So schaut’s aus im neoliberal Fascho-Schneckenhaus.

    • … und wenn man dazu noch in Betracht zieht – obwohl es thematisch nicht ganz hier her gehört, aber als Wahlkampf-Thema regelmäßig missbraucht doch irgendwie – dass von den erwähnten wahlberechtigten 70% ÖSI-Staatsbürgeranteil wiederum nur wieder +/- 70% tatsächlich an der Wahlurne auftauchen bzw. als Briefwahlstimme aufschlagen, sind wir dann in einem sportlichen System von +/-47% mit anderen Worten WENIGER ALS DIE HÄLFTE AKTIV DEMOKRATISCH argumentierter Politik bzw. deren Teilnahme. Nojo, und da sollt’ sich noch jemand wundern, warum’s bei uns so zu-geht bis bald nix mehr weiter-geht. Warum “Vorwärts in die Vergangenheit” für 1/4 oder 25% vom Gesamtkuchen für die Stimmabgabe maßgebend wird. Warum sich die verblieben 75% damit abfinden müssen, dass die letzten (in diesem Fall) zumindest 150 Jahre nicht aufbearbeitet werden…

          • Wie kommen sie darauf? Die SPÖ fordert schon lange, dass man den zugewanderten Menschen die Erlangung eines Wahlrechtes erleichtern sollte. Davon abgesehen macht sie sich auch schon viele Jahre gegen ein Lohndumping durch Arbeitskräfte aus dem Ausland stark und ist ebenso für eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes auf 90% weils ohnehin in die Kaufkraft und damit in die Wirtschaft fließt. Na wenn das keine praktische Lösung ist. Es bringt ja nichts, wenn die Bevölkerung verarmt und schon gar nicht der Wirtschaft.

  15. Traurig und echt armselig, dass wir diese Debatte immer wieder führen müssen. Sind denn die ÖsterreicherInnen wirklich so unzufrieden mit Ihrer Arbeit, dass sie ständig neiderfüllt auf die Arbeitslosen schielen müssen? Man hat den Eindruck, dass das so ist.

    • @baer

      So sind wir. Statt zornig auf die Reichen zu blicken, schaun wir neiderfüllt auf Arbeitslose und Migranten.

      Und dann wird der kleine Redenschreiber gewählt.

      Gute Nacht Österreich

      • Was ich immer predige..
        Was bringt es den A-Nehmern persönlich, wenn andere weniger kriegen – anstatt man selbst mehr Gehalt.
        D.h. die Gehälter sollen endlich fairer werden.
        Eine 100% richtige KV Einstufung würde auch helfen – dann muss man nachher nicht vor dem Arbeitsgericht klagen.

    • @baer
      Sind denn die ÖsterreicherInnen wirklich so unzufrieden …..
      Nein, sind sie nicht!
      Es wird von la Familia, alle Jahre wieder 1-2x, absichtlich geschürt um billigst zu AN zu kommen. Wenn schon nicht einheimische AL dann bitte drücken wir selbstverständlich als gute AG alle vorhandenen Hühneraugen zu und nehmen auch Muslima und Muslime als Sklaven.

      • Stellt sich noch die Frage, wieso fallen die Ösis immer wieder auf den Schmäh mit dem Arbeitslosenbashing herein, sogar in Zeiten wo so etwas wie Vollbeschäftigung herrscht? Weil sie neidig und missgünstig sind? Aber warum sind sie das? Weil sie unzufrieden sind.

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