Kurz nachdem die Kronen Zeitung die Pilnacek-Tape-Affäre platzen ließ, wurde der Krone-Informant verraten. Wo? In der Kronen Zeitung.
Als leitende Innenpolitik-Redakteurin hatte Ida Metzger vergeblich versucht, die Veröffentlichung des Pilnacek-Tapes in der Kronen Zeitung zu verhindern. Gegen ihren Widerstand ließ die Krone gemeinsam mit der ZiB 2 am 21. November 2023 die Bombe platzen. Zwei Tage später übernahm Metzger das Ruder.
Die Kronen Zeitung hatte das Tape unter einer Voraussetzung erhalten: Informantenschutz durch Redaktionsgeheimnis. Der Krone-Informant wollte nicht verraten werden.
„Pilnacek: So entstanden die geheimen Tonaufnahmen“. Unter diesem Titel verriet Metzger den Mann, der das Gespräch mit Pilnacek am 28. Juli 2023 im Wiener Innenstadtlokal Cavalluccio verdeckt aufgenommen hatte, schon am 23. November 2023.
Metzger berichtete, „dass der Niederösterreicher Christian M., ein ehemaliger BZÖ-Mann, Pilnacek Ende Juli aufnahm“. Wer jetzt noch nicht wusste, wer der Aufnehmer war, musste nur weiterlesen: „Spannend ist der Hintergrund des Ex-BZÖ-Mannes. Noch 2016 engagierte er sich als Sprecher der Schutzvereinigung der Österreichischen Automatenwirtschaft – sprich: Es geht um die Glücksspielindustrie.“
Die Lawine
Wer jetzt „Schutzvereinigung der Österreichischen Automatenwirtschaft“ und „Christian M.“ googelte, hatte den Namen des Krone-Informanten: Christian Mattura. „Damit war ich verraten“, erinnert sich Mattura. „In dem Moment ist es losgegangen.“
Am selben Tag wandte sich Mattura in einem Mail an die Leitung der Kronen Zeitung: „Mit großer Überraschung las ich heute Morgen einen Bericht in der Krone online, in dem mich Ihre Ressortleiterin Ida Metzger als Aufzeichner und Übergeber eines Tonbandmitschnitts outet, den ich Ihrem Redakteur unter Zusicherung des Informantenschutzes übergeben habe. Nicht nur, dass sie die Hintergründe, die zu der Übergabe an (den Redakteur) geführt haben, nicht erwähnt, sondern sie bricht auch den Informantenschutz, den (der Redakteur) mir zugesichert hat.“
Mattura beschrieb die ersten Folgen: „Das Outing durch Ihre Ressortleiterin und das Weglassen wesentlicher Informationen hat eine Lawine von Medienanfragen ausgelöst.“ Aber es kam noch mehr.
Informant wird Beschuldigter
Christian Mattura hatte sich auf den Schutz seiner Identität, die ihm von der Kronen Zeitung zugesichert worden war, verlassen. „Ein paar Tage später hat die Staatsanwaltschaft gegen mich ermittelt. Das habe ich Frau Metzger zu verdanken.“
Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelte wegen § 120 des Strafgesetzbuches. Er stellt den „Missbrauch von Tonaufnahme- oder Abhörgeräten“ unter Strafe. Mattura drohte als Beschuldigtem damit eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.
Für Christian Mattura war es kein Trost, dass ihn die Staatsanwaltschaft mit „Maturra“ falsch schrieb. Das Verfahren soll laut Mattura inzwischen eingestellt sein.
Eine Frage bleibt: Ist das alles Ida Metzger einfach „passiert“? Oder hat die erfahrene Journalistin Mattura bewusst verraten? ZackZack hat Ida Metzger letzten Donnerstag schriftlich fünf Fragen gestellt. Bis heute ist keine beantwortet.
Warum konnte Metzger in der Affäre „Pilnacek“ ungehindert weitermachen? Was bedeutete das für den Umgang mit dem verschwundenen Pilnacek-Laptop? Und was findet sich darauf über die Krone-Redakteurin?
Dazu demnächst mehr auf ZackZack.
Titelbild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com (Pilnacek); krone.at