Es gibt eine Sandkiste, in der Herbert dem Karl das Schauferl weggenommen hat. Sagt Karl. Herbert sagt, dass es keine Sandkiste gibt, außerdem lauter Ausländer drinsitzen und er nie ein Schauferl gehabt hat. Trotzdem werden sie wieder gut sein – weil sie sonst beide aus der Sandkiste fliegen.
ÖVP und FPÖ haben erstmals – ein paar vernachlässigbare Kleinigkeiten wie Europa ausgenommen – ein gemeinsames Programm und eine gemeinsame Leitkultur. Die Betrunkenen, die in Billiglederhosen auf der Oktoberwiese vor dem Prater ihr Bier nicht mehr halten können, sind für sie Kulturträger, die Ausländerinnen, die als 24 Stunden-Pflegerinnen oder Küchenhilfen schuften, Sozialtouristen.
Beide werden die Ausländerprobleme nicht lösen, weil sie nichts für die Schulen und viel zu wenig für die Polizei tun. Aber warum sollten sie, wenn inzwischen auch die ÖVP von den Ausländerproblemen politisch gut lebt?
Steigbügel
Zurück zur Sandkiste: Karl und Herbert wollen politisch inzwischen ziemlich das Gleiche. Warum schaffen sie keine gemeinsame Regierung? Da sagt die ÖVP, und fast alle plappern es nach: Weil Nehammer Kickl als Person ablehnt. Das ist inzwischen ein ÖVP-Ritual. Johanna Mikl-Leitner lehnte Udo Landbauer ab, weil er zu ihr „Moslem-Mama“ gesagt hatte. Heute sind beide unzertrennlich.
In einem einzigen Satz ist Nehammer ehrlich: Er wolle nicht „den Steigbügelhalter für Herbert Kickl machen“. Das ist der Unterschied zu Niederösterreich: Im Bund geht es nicht um die Nummer zwei, sondern um den Platz ganz oben. Den gibt die ÖVP nicht freiwillig her.
Herbert Kickl könnte einen einfachen Test machen und Nehammer fragen: Würdest du eine andere Person aus der FPÖ als Bundeskanzler akzeptieren? Dann hätte Nehammer plötzlich das Problem allein.
Kickl wird es nicht machen, weil er befürchtet, dass seine eigene Partei den Vorschlag noch vor der ÖVP gut findet. Also bleiben beide in der Sandkiste.
Beide aus der Kiste
Kickl weiß natürlich, dass in der ÖVP der Druck wächst. Raiffeisen und Industrie wollen den Rechtsblock, der ÖAAB eigentlich auch. Wenn jetzt noch ein freiheitlicher WKStA-Beschuldigter die steirische Landtagswahl gewinnt, kann es für Nehammer zu spät sein.
Einer von beiden wird übrigbleiben, außer, es passiert das, was bisher immer passiert ist. Herbert hält Karl ein Schauferl hin, und beide beginnen das, was sie am besten können: eine Sandburg bauen.
Es geht mit beiden, weil es schon einmal gegangen ist, als der Karren viel verfahrener war. Herbert Kickl hatte 2018 als Innenminister gerade das BVT stürmen lassen, und die ÖVP hatte ihn dafür zurecht öffentlich geprügelt. Das ärgerte Strache, und Sebastian Kurz musste sich entscheiden. Sein Generalsekretär Karl Nehammer durfte den öffentlichen Kotau vor Kickl vollziehen und dem FPÖ-Innenminister die BVT-Mauer machen.
Also, meine Wette um drei Bier oder eine vegane Stelze: FPÖ und ÖVP bilden eine gemeinsame Regierung, weil es keinen Grund gibt, dass die freiheitliche Straßenpartei und die freiheitliche Staatspartei getrennt bleiben. Wenn das nach der steirischen Wahl klargemacht wird, geht es nur noch darum, welcher der beiden Köpfe ausgetauscht wird. Die einfachste Lösung liegt längst auf der Hand: beide.
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