Statt Benko stehen mehr als tausend Kika/Leiner-Beschäftigte vor dem Abgrund. Die steirische SPÖ verteilt in der Zwischenzeit interessante Feuerzeuge.
Zwei Bilder erzählen die ganze Geschichte.
Bild 1: Feuerzeug
„Grias di, i hob wos fia di!” Gestern vormittag war ich kurz im Ort einkaufen. Die Fröhlichkeit, mit der der junge Sozialdemokrat mir ein Bild seines Spitzenkandidaten und eines zweiten Herren, einen Kugelschreiber, einen Energieriegel und eben das Feuerzeug in die Hand drückte, entsprach nicht der politischen Situation.
Meinem Einwand, ich sei in der Steiermark nicht wahlberechtigt, hielt er ein „Mocht jo nix!“ entgegen. Er kämpft unverdrossen, weil er im Gegensatz zu einigen weiter oben an seine Sache glaubt.
Nur das Feuerzeug bot eine Überraschung. Oben kann man damit Feuer machen, unten ist ein Bieröffner eingebaut. So weit hat sich die SPÖ noch nie von der steirischen Bevölkerung entfernt.
Bei mir in Kapfenberg lernt jeder früh, wie man das Plastikfeuerzeug gegen die Kapsel drückt und dann mit einer kleinen Bewegung der Flaschenhand das Bier öffnet. Das Feuerzeug ist ein Bieröffner. Kurz vor der Landtagswahl fragen sich jetzt viele: Was ist das für eine Partei, die einen Bieröffner auf einen Bieröffner montiert?
Diese Frage ist nicht wahlentscheidend.
Bild 2: Benko
Am Gaberl ist bekanntlich kürzlich ein Hirsch so verstorben, dass er dem Tiroler SPÖ-Chef Georg Dornauer beide Jobs gekostet hat: den als Landeshauptmannstellvertreter und den als lokalen Parteichef. Abgeordneter darf er bleiben, weil man sich im SPÖ-Klub in Innsbruck sehr gut von Jagdunfällen erholt.
Das Aufregende an der Geschichte ist nicht Dornauer, weil man sich seit Gusenbauer an schlechten Umgang hoher Sozis gewöhnt hat. Es geht um Pleitier Benko, der am Existenzminimum sein Stüblergut als Jagdschloss am Gaberl genießt.
Jagdschloss und Jagd gehören der Forstgut Stmk GmbH. Die gehört der Laura Privatstiftung. Deren Geschäftszweck findet sich in der Stiftungsurkunde vom 22. Dezember 2006: „Zu Lebzeiten des Stifters René Benko kommen sämtliche (…) Rechte ausschließlich dem Stifter René Benko allein zu.“
Christoph Jauschnegg war der Pilot von René Benko. Jetzt sitzt er an der Spitze der Laura Privatstiftung. Und der Forstgut Stmk GmbH. Und von 16 weiteren Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Benkos Jagden sind längst auf Autopilot.
Mit Benkos Geschäftsfähigkeit wäre jetzt die Stiftung futsch. Aber da ist noch eine Passage: „Im Falle des Verlustes der unbeschränkten Geschäftsfähigkeit stehen sämtliche Stifterrechte der Mitstifterin Ingeborg Benko zu.“ Plötzlich gehört alles Mutter Benko, und der Pleiten-Sohn darf Genossen mit den Hirschen der Mutter verwöhnen.
Weniger gut geht es den Beschäftigten von Kika/Leiner. Die Leiner & kika Möbelhandels GmbH ist vor drei Tagen in die Insolvenz geschlittert. Das „Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung“ hat begonnen. Auch das ist eine Benko-Geschichte.
2018 hat Benkos Signa die Möbelkette übernommen, die Immobilien ausgeschlachtet und den Rest 2023 wieder abgestoßen. 1.500 Mitarbeiterinnen verloren damals ihren Job. Jetzt stehen mit Kika/Leiner die restlichen 1.350 am Abgrund.
Dazu kommen Banken von Raiffeisen bis Unicredit, die sich das Geld für ihre Milliarden Benko-Pleiten von den kleinen Kunden ihrer Institute holen. Benko wurde mit Millionen überhäuft, den Unicredit-Kunden wird die Erfolgscard gekündigt. Wenn nach Jahren der Inflation die Gefahr besteht, dass Sparzinsen über der Inflationsrate liegen, kennt die Bank kein Pardon.
René Benko genießt weiter seinen Luxus. Seine Rechnungen werden Steuerzahler und Sparer begleichen. Ohne die tatkräftige und nicht immer legale Hilfe aus der Politik wäre das alles nicht möglich gewesen. Benkos Partei war immer die ÖVP.
Diese Frage ist hoffentlich wahlentscheidend.
Gesamtbild
Benko, Banken und Politik werden zurecht als „System“ wahrgenommen. Es ist ein Kapitalismus mit Bandenbildung. Wer „Familie“ ist, hat nichts zu befürchten. Wer nicht dazugehört, zahlt drauf.
Dafür steht die ÖVP. Mit Gusenbauer und Dornauer schafft es die SPÖ, Feuerzeugpartei zu sein: eine Partei, die den Umgang mit Flaschen verlernt hat, egal, ob Gusenbauer oder Bier drin ist.
Nächsten Sonntag, nach der steirischen Landtagswahl, werden sie alle wieder ihre Hände über den Köpfen zusammenschlagen. Dass sie sich selbst über viele Jahre ihre Gruben geschaufelt haben, werden sie auch am Sonntag nicht sehen wollen.
So gewinnt die FPÖ, dank Benko, Kurz, Sobotka, Gusenbauer und Dornauer. Bisher hat der freiheitliche Kreislauf „Oppositionsbank – Regierungsbank – Anklagebank“ immer dafür gesorgt, dass die FPÖ-Welle wieder gebrochen ist. Aber irgendwann kann das auch wie in Ungarn ausgehen.
In einer Woche wird dann weiter über die Bildung einer Bundesregierung verhandelt. In FPÖ, Industriellenvereinigung und Raiffeisen ist man gespannt, wie lange die drei Wahlverlierer noch gemeinsam am Verhandlungstisch sitzen.