Der eXit von Großtwitteranten stärkt Bluesky. Das ist gut. Trotzdem bleibt ZackZack auf Twitter.
Stellen wir uns vor, es geht um den österreichischen Boulevard. Eine Partei kommt drauf, wie dort Hände aufgehalten, Regierungsinserate kassiert und rechte Parteien systematisch an die Macht geschrieben werden. Die Partei stellt fest, dass aus der Medienlandschaft ein Mediensumpf geworden ist. Angewidert wendet sich die Partei ab und dem Falter oder ZackZack zu.
Etwas Ähnliches passiert derzeit bei Twitter alias „X“. Auch dort wird Medien-Übermacht missbraucht. Das Tool heißt dort nicht „Beinschab“, sondern „Algorithmus“, aber unter dem Strich ist das Ergebnis gar nicht so anders. Menschen werden aufgehetzt, damit der Bodensatz nach oben schwimmt und der Weg für Rechtsblöcke und autoritäre Regierungen frei wird.
Aus dem Hass auswandern
Trump verdankt seinen Wahlsieg auch den Herren von asozialen Medien wie „X“, so wie Kickl seinen Wahlsieg auch Heute und Österreich verdankt. Alle, die dazu Alternativen schaffen wollen, haben recht. Daher ist es gut, wenn Twittergrößen wie Armin Wolf und Florian Klenk jetzt Bluesky stärker machen. Medien wie Falter, Bluesky, Standard und das, was noch als ORF funktioniert, brauchen wir als Gegenpole. Das ist auch der Grund, warum wir ZackZack machen.
Für den Falter ist die Übersiedlung einfach. Seine beachtliche Leserschaft besteht aus den Menschen, die sich auf Bluesky so zu Hause fühlen wie im Falter selbst. Wenn sie jetzt alle gemeinsam übersiedeln, verlassen sie eine Umwelt, in der sie sich inzwischen fremd fühlen.
Das Problem dabei ist: Diese Umwelt ist nicht nur Twitter/X, sondern ganz Österreich und die ganze EU bis nach Nordamerika und noch weiter. Der Hass, der die Welt nicht nur im Netz zerfrisst, ist schwer zu ertragen. Aber er verschwindet nicht, wenn wir verschwinden.
Niemanden zurücklassen
Aus diesem Hass kann man auch in Österreich nicht auswandern. Man kann sich ihm stellen und versuchen, dagegenzuhalten und zu überzeugen. Dazu muss man aber bereit sein, von „Ausländern“ bis „Korruption“ über die „schmutzigen“ Themen zu streiten. Das geht nur dort, wo sich Protestwählerinnen und -wähler ihre Wut immer drastischer aus der Seele schreiben.
Wir haben ZackZack als kleines Gegengewicht auf dem Boulevard gegründet. Wir wollen auf der Einbahn von Krone, Heute und oe24 mit erstem Gegenverkehr stören. Die rund dreißig Prozent unserer Leserschaft, die bei Parteipräferenz „FPÖ“ angeben, können wir im Gegensatz zum Falter nicht einfach zu Bluesky mitnehmen. Aber zurücklassen wollen wir sie nicht. Daher werden wir am eXit aus Twitter/X nicht teilnehmen.
Bluesky haben wir von Anfang an unterstützt. Das wollen wir verstärken, auch, weil der eXit für Bluesky eine Chance ist. Aber wir bleiben auf Twitter, gerade, wenn es so gute Nachrichten gibt wie heute: In Emilia Romagna und Umbrien hat die Linke gerade die Faschisten bei Regionalwahlen geschlagen. Um die Wählerinnen und Wähler, die linke Parteien von den Faschisten zurückgewonnen haben, geht es. Auch auf Twitter, trotz des Techno-Faschisten Elon Musk.
Titelbild: ANGELA WEISS / AFP / picturedesk.com, Screenshot https://bsky.app/, Screenshot x.com, Montage ZackZack