Mittwoch, Dezember 11, 2024

„Kundenfeindlich“: Bank Austria kündigt nach gestiegenen Zinsen ErfolgsCard

Die Bank Austria sorgt bei vielen ihrer langjährigen Kunden für Ärger. Diese profitierten dank gestiegener Zinsen zuletzt vom sogenannten ErfolgsCard-Konto. Das Sparprodukt wurde nun seitens der Bank überraschend gekündigt.

Jahrelang bekamen die Inhaber eines Bank Austria ErfolgsCard-Kontos de facto nichts für ihr Sparprodukt. Denn der gebotene Zinssatz – täglich fällig – lag in den letzten Jahren meistens unter der Inflationsrate. Besonders im letzten Jahr, in dem die Banken Rekordgewinne einfuhren, schauten Sparer durch die Finger. Das änderte sich zuletzt. Dank gestiegener Zinsen und gesunkener Inflation durften sich ErfolgsCard-Kundinnen über Gewinne freuen. Doch im November hatte die Bank Austria das Produkt überraschend gekündigt. Der Ärger bei den Sparern ist groß.

Höhere Zinsen – ErfolgsCard eingestellt

Die ErfolgsCard erfreute sich bei klassischen Sparerinnen und Sparern, die nicht in Wertpapiere investieren wollen, großer Beliebtheit. Denn die Verzinsung – nach Einlagenhöhe gestaffelt – war täglich fällig, also ohne Zinsabschlag jederzeit behebbar. Aufgrund niedriger Zinsen war die Veranlagung dort in den letzten Jahren kaum ertragreich. Dank der Flexibilität und der langjährigen Bindung an die Bank blieben trotzdem zahlreiche Bank Austria-Kunden bei der ErfolgsCard.

Zuletzt erhöhte die EZB jedoch die Zinsen immer wieder – der Einlagezins kletterte im Jahr 2023 vorübergehend sogar auf 4 Prozentpunkte hoch und liegt derzeit bei 3,25 Prozent. Dadurch erhöhten sich auch für die Besitzer einer ErfolgsCard die Zinsen. Im Vorjahr war das bei der hohen Inflationsrate von rund 8 Prozent noch wenig Grund zur Freude. Doch 2024 machten ErfolgsCard-Sparer erstmals seit langem wieder Gewinn mit dem Produkt. Die Freude währte allerdings nur kurz: Anfang November begann die Bank damit, die ErfolgsCard-Konten ihrer Kundinnen und Kunden zu kündigen.

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Unmut groß

Die plötzliche Einstellung des Produkts sorgte bei vielen Kunden der Bank für großen Unmut. Einige ErfolgsCard-Kundinnen und -Kunden meldeten sich bei ZackZack und verschafften ihrem Ärger Luft.

So etwa Frau L., die seit über 20 Jahren ein entsprechendes Erfolgskonto bei der Bank Austria hat. Sie hat bei der Bank auch Kredite laufen und erklärte ihrem Betreuer, die Bank eventuell zu wechseln. Der Bankbetreuer erklärte die Kündigung des ErfolgsCard-Kontos so: Er hat mir erklärt, die Bank mache so viel Verlust mit diesem alten, nicht mehr zeitgemäßen Produkt, das schlicht zu hohe Zinsen bietet, dass sie sich nach langer Überlegung entschieden haben, das Produkt endgültig aufzulassen.“

Frau H. wendet sich per Telefon an ZackZack: „Früher war es ein Traum mit super Kundendienst“, erzählt sie über die Bank Austria. Heute könne sie aber „nichts Positives über diese Bank berichten“. Neben dem ausgedünnten Filialnetz beklagt auch sie sich über die überraschende Kündigung der ErfolgsCard – „sagenhaft“ sei das. H. bekam zuletzt rund 4 Prozent Zinsen auf ihr Erspartes. Die unattraktiven Alternativangebote und die kurzen Öffnungszeiten einiger Filialen bezeichnete sie als „kundenfeindlich“.

Alternativangebote für viele unattraktiver

Für ihre Einlagen am ErfolgsCard-Konto bekam Frau L. zuletzt über 3,7 Prozent Zinsen. Beim Alternativangebot, dem Sparkonto 24h III, würde sie rund zwei Monate lang 2,7 Prozent erhalten, danach, je nach 1-Monats-Euribor abzüglich eines halben Prozentpunktes, derzeit rund 2,6 Prozent. Das zweite Alternativangebot bietet zwar für 7 Monate 4 Prozent Zinsen. Dafür muss man die Hälfte der Anlagesumme in Wertpapiere investieren. Für vorsichtige Sparer, von denen es in Österreich sehr viele gibt, ein rotes Tuch.

Auch Herr M. ist mit den Angeboten der Bank nicht zufrieden: „Bank Austria Kunde bin ich seit über 20 Jahren und so lange habe ich auch dieses Konto schon. Die direkt gebotene Alternative ist uninteressant und so habe ich nun wenig Ideen welchen Weg ich hier gehen soll.“

Frau A. freute sich zuletzt über Zinseinnahmen auf der ErfolgsCard. Die Alternativangebote seien für sie nicht attraktiv. ZackZack erklärte sie: „Die Bank werde ich wahrscheinlich nicht wechseln, da ich dort einen Wohnkredit habe. Kann aber gut sein, dass ich zukünftig mein Sparbuch woanders mache.“

Auf der Diskussionsplattform Reddit sorgten die Alternativangebote der Bank für Verwirrung und Frustration. Denn nicht alle würden die gleichen Angebote erhalten. Während manche Kunden nur 1 Prozent Zinsen angeboten bekommen, erhielten andere bis zu 3 Prozent.

Bank Austria: „Altes Produkt“

Die Bank Austria betonte auf ZackZack Anfrage, warum das Produkt eingestellt wird, dass es sich um ein „altes Produkt“ handle. Es sei „bereits seit 2016 nicht mehr im aktiven Angebot“ und werde „eingestellt, da wir an dessen Stelle eine ganze Reihe neuer besonderer Alternativangebote für unsere Kund:innen anbieten.“

Laut Momentum Institut erwirtschafteten die heimischen Banken seit 2023 rekordverdächtige Gewinne. Im ersten Halbjahr 2024 machte die Bank Austria den Berechnungen des Instituts zufolge 692 Millionen Euro Gewinn.

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Den Rekordgewinn, der von den stark gestiegenen Zinsen begünstigt wurde, schüttete die Bank laut Wiener Börse fast vollständig an die Aktionäre aus.


Titelbild: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com

Autor

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

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