Nach René Benko gerät auch Stefan Pierers Motorradkonzern KTM in schwere Turbulenzen. Der Kreis rund um Ex-Kanzler Sebastian Kurz mit Martin Ho, René Benko, Sigi Wolf und Stefan Pierer ist damit schwer angezählt.
Das weltweit bekannte Motorradunternehmen KTM ist insolvent. Der Konzern von Sebastian Kurz-Spender Stefan Pierer, der im Wahlkampf 2017 fast 430.000 Euro für die Kasse der neuen Volkspartei locker machte, steckte bereits seit Monaten in der Krise. Die Insolvenz kam trotzdem überraschend. Tausende Angestellte zittern langfristig um ihren Job.
Dividende und Boni statt Gehälter
KTM bekam während der Pandemie rund 11 Millionen Kurzarbeitsförderung von der öffentlichen Hand. Gleichzeitig fuhr man große Gewinne ein. Über 140 Millionen im Jahr 2021, in etwa doppelt so viel wie im Vorjahr 2020, dem Höhepunkt der Corona-Krise. Dementsprechend fielen auch die Dividenden, also die Erträge für Aktionäre in den Jahren aus. Für das Jahr 2020 wurden 26,7 Millionen Dividende „an Dritte“ ausgeschüttet. Womöglich handelte es sich dabei um Unternehmen im Firmengeflecht Pierers. Ein Jahr später waren es dann 34,3 Millionen, im Jahr 2022 regnete es 67,8 Millionen. Auch vor der Insolvenz wurden noch einmal 17,1 Millionen an die Aktionäre ausbezahlt. Das geht aus dem Konzernlagebericht der Pierer Mobility AG aus dem ersten Halbjahr 2024 hervor.
Seine Geschäftsführertätigkeit bei der Pierer Mobility AG ließ sich Pierer fürstlich entlohnen: 2021 streifte er laut moment.at 2,75 Millionen Euro ein. Ein Jahr später sank die Summe leicht auf 2,4 Millionen, 2023 kam Pierer auf 940.000 Euro Vergütung durch die Aktiengesellschaft.
Pierer hat über die „Pierer Konzerngesellschaft mbH“, die zu 100 Prozent ihm gehört, weitgehende Kontrolle über das KTM-Imperium:
Anders sieht es bei den Mitarbeitern von KTM aus. Sie müssen laut Darstellungen des Oberösterreichischen Arbeiterkammerpräsidenten Andreas Stangl auf ihr Novembergehalt und ihr Weihnachtsgeld verzichten. Die Firma könne die Löhne der Angestellten nicht mehr auszahlen, hieß es. Zu den ausstehenden Zahlungen könnten die Angestellten über den Insolvenzentgeltfonds kommen, der durch Lohnnebenkosten finanziert wird. Das wird jedoch frühestens im Frühling 2025 der Fall sein. Pierer hatte wiederholt für die Senkung von Lohnnebenkosten ausgesprochen.
Neben der schlechten Konjunkturlage muss sich Pierer auch den Vorwurf gefallen lassen, KTM schlecht gemanagt zu haben. Die Lager seien voll, doch die Qualität habe abgenommen, war etwa im Ö1-Morgenjournal zu hören.
Benko, Pierer, Ho und Wolf
Mit der KTM-Insolvenz wird es nun auch für einen weiteren Vertrauten von Ex-Kanzler Sebastian Kurz eng. Vor Pierers KTM zerbrach das Firmenimperium von René Benko. Martin Ho ist zuletzt durch Vorwürfe wegen nicht ausbezahlter Gehälter aufgefallen, während Unternehmer und Putin-Freund Siegfried Wolf vor einer möglichen Anklage in der Causa Eurofighter steht. Gegen ihn läuft ein weiteres Strafverfahren. Er soll durch Hilfe von oben seine Steuerschuld um bis zu vier Millionen Euro gesenkt haben. Es gilt die Unschuldsvermutung. Wolf hatte Kurz in dessen Amtszeit per Chats kontaktiert, um gegen US-Russland-Sanktionen zu intervenieren.
Thomas Schmid Kronzeuge
Am folgenreichsten für Sebastian Kurz könnte jedoch die Bestätigung von Thomas Schmid als Kronzeuge im CASAG-Verfahren werden. Der ehemalige Generalsekretär im Finanzministerium belastete Kurz bereits im Verfahren rund um die Falschaussage im Untersuchungsausschuss schwer.
Der Kronzeugenstatus von Schmid wurde von dessen Gegnern lange hart bekämpft. Dessen Zuerkennung ist möglicherweise die letzte Wohltat der grünen Justizministerin Alma Zadić für den österreichischen Rechtsstaat.
Titelbild: APA/FOTOKERSCHI.AT/WERNER KERSCHBAUMMAYR, Christopher Glanzl