Montag, Januar 20, 2025

Chemikalie TFA in österreichischem Mineralwasser – “höchste Qualität”

Das europäische Pestizid Aktions-Netzwerk PAN Europe hat Mineralwasserquellen in Europa auf den chemischen Stoff TFA getestet. Zwei österreichische Abfüller sind betroffen.

Nächste Hiobsbotschaft bei der chemischen Verunreinigung unseres Wassers. ZackZack berichtete bereits über das Zögern des Landwirtschaftsministeriums beim Kampf gegen die gefährliche Substanz, die in Grund- und Oberflächengewässern zu finden ist. Nun hat eine Untersuchung vom europäischen Pestizid Aktions-Netzwerk PAN Europe ergeben, dass auch geschützte Mineralwasserquellen mit TFA kontaminiert sind.

Österreichische Mineralwasserquellen leicht verunreinigt

Konkret untersucht wurden die beiden Mineralwasserquellen Gasteiner still und Waldquelle still. Erstere enthielt 310 Nanogramm TFA pro Liter, das sind in etwa 0,3 Mikrogramm pro Liter. Waldquelle still enthielt laut der Probe 250 Nanogramm TFA pro Liter – das entspricht 0,25 Mikrogramm. Der gesetzliche Grenzwert für Trinkwasser liegt laut der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 bei 0,1 Mikrogramm pro Liter.

Bei den anderen untersuchten Quellen Vöslauer, Römerquelle und Peterquelle konnte kein TFA nachgewiesen werden.

Im Vergleich zu anderen Ländern steht Österreich bei den Mineralwasserquellen vergleichsweise gut da. Spitzenreiter bei der TFA-Konzentration sind die belgischen Quellen Villers und ORDAL mit 3200 beziehungsweise 360 Nanogramm TFA pro Liter.

Fünf Mineralwasserflaschen ohne Kohlensäure der Marken Römerquelle, Vöslkauer, WaldQuelle, Gasteiner und Peterquelle
Bild: GLOBAL 2000/Alexander Hofbauer

Angesichts gemessener Werte von bis zu 4100 Nanogramm TFA pro Liter bei herkömmlichen Trinkwasserquellen fällt die Kontamination der geschützten Mineralwasserquellen noch gering aus.

Auf ZackZack-Nachfrage verwies die für den Vertrieb und das Marketing von Gasteiner zuständige Gesellschaft Alpine Brands auf eine Aussendung des “Forum Natürliches Mineralwasser”. Darin heißt es unter anderem, bei der Trinkwasserverordnung „ist TFA nicht explizit berücksichtigt und es gibt auch keine festgelegten Grenzwerte für den Stoff. Zudem existiert noch keine einheitlich anerkannte, harmonisierte Messmethode für TFA.” Weiters würden „alle unabhängigen Prüfungen bestätigen, dass natürliches Mineralwasser aus österreichischen Quellen von höchster Qualität und Sicherheit ist; alle EU-weiten sowie nationalen Vorschriften für Lebensmittelsicherheit werden strikt eingehalten.”

Doch man will nicht nur beruhigen, sondern auch mahnen: „Generell wünscht sich das Forum Natürliches Mineralwasser einen sorgsamen Umgang mit Substanzen, die in die Umwelt eingebracht werden, um unsere wertvollen Wasserschätze in bester Qualität zu erhalten.”

Verbot von Pestiziden gefordert

PAN Europe fordert aufgrund der steigenden TFA-Belastung im Wasser ein Verbot von sogenannten PFAS-Pestiziden. Diese sind neben F-Kühlgasen die Hauptursache für die nicht abbaubare Ewigkeitschemikalie TFA. Am 4. Und 5. Dezember will das Pestizidkomitee der europäischen Kommission die beiden PFAS-Pestizide Flufenacet und Flutolanil verbieten. Selbst mit einem Verbot sind immer noch mehr als 30 PFAS-Pestizide in der europäischen Union zugelassen.

TFA hat sich in einer Untersuchung, die vom Pestizidhersteller Bayer in Auftrag gegeben wurde, als reproduktionstoxisch erwiesen. Bei Föten von Kaninchen wurden schwere Missbildungen festgestellt.

Die Europäische Union stuft TFA noch nicht als toxisch ein, viele EU-Staaten ignorieren die TFA-Belastung deshalb weitgehend. In expliziten Vorschriften zur Trinkwasserqualität ist TFA dann meist nicht enthalten. Deutsche Behörden haben jedoch eine Einstufung als reproduktionstoxisch beantragt. Das Landwirtschaftsministerium will die Neubewertung der EU-Chemikalienagentur (ECHA) von TFA noch abwarten, bevor etwaige Pestizide verboten werden könnten. Sie soll im Oktober 2025 vorliegen.


Titelbild: pixabay.com

Autor

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

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