Der bekannte ORF-Moderator Armin Assinger fuhr am Montag nach Breitenfurt, um bei einer “Informationsveranstaltung” ein umstrittenes Immobilienprojekt zu bewerben. Seine Moderation sorgte für Irritationen. Am Sonntag findet eine Volksbefragung zum Projekt statt.
Am Montag, den 2. Dezember 2024, hatte Armin Assinger nicht seinen einfachsten Tag. Der ORF-Moderator war nach Breitenfurt bei Wien gekommen, um eine „Informationsveranstaltung“ zu einem umstrittenen Immobilienprojekt zu moderieren. Engagiert wurde der Kärntner Millionenshow-Master von der Immobilienunternehmerin Bettina Breiteneder, die das Projekt gegen große Widerstände aus der Breitenfurter Bevölkerung durchzuziehen versucht. 310 Wohnungen und ein Primärversorgungszentrum sollen auf einer Wiese errichtet werden.
Assinger zeigt Stinkefinger
Die Mehrzweckhalle war voll. Assinger warb für das Projekt und den ÖVP-Bürgermeister, der es unterstützt. „Herr Bürgermeister, ich hob Ihnen jetzt in die Augen geschaut. Und ich hob gesehen, die sind feucht geworden. Und jetzt muss ich ehrlich sagen: Bei mir auch ein bisschen“, so Assinger nach der Rede des ÖVP-Bürgermeisters Wolfgang Schredl.
Nicht nur einmal beantwortete der Millionenshow-Moderator Fragen, die eigentlich an jemand anderen gerichtet waren, selbst. Für die Frage einer Frau sah er keine Begründung, auf die Sorge eines Mannes, der zukünftig ein Ärztezentrum anstelle einer Wiese vor dem Fenster hätte, entgegnete Assinger unter Bezugnahme einer persönlichen Anekdote: „Es gibt kein Recht auf Aussicht.“ Die kritische Frage eines weiteren Mannes war für Assinger „respektlos“, da sie zu lange eingeleitet wurde.
Mit seinem Auftreten hatte Assinger große Teile des Publikums bald gegen sich. Um 21:14 Uhr verlor er die Nerven. Nachdem ihm eine Frau aus dem Publikum die Neutralität abgesprochen hatte, redete Assinger plötzlich über einen unfreundlichen Mann im Publikum, der ihn provoziert habe, streckte seinen rechten Arm nach vorne und zeigte den Stinkefinger in Richtung Publikum.
Auf Anfrage ließ der Moderator über den Anwalt seiner Marketingagentur, Michael Rami, ZackZack Folgendes ausrichten: „Als Herr Assinger am Veranstaltungsort eintraf, wurde er vor Zeugen von einer Person beleidigt, was mit einer entsprechenden Geste – dem Zeigen des “Stinkefingers” – begleitet wurde. Herr Assinger schilderte lediglich diesen Vorfall am Podium und demonstrierte die gegen ihn gerichtete Geste.”
ZackZack wollte auch wissen, wie hoch Assingers Honorar für die Moderation war. Darauf gab es keine Antwort.
Die Vorsitzende der Grünen Breitenfurt, Gabriele Rass-Hubinek, Gegnerin des Bauprojekts, erlebte Assingers Moderation als „nicht objektiv” und „sehr tendenziös”. Die Bürgerinitiative “Zukunft Breitenfurt – wir reden mit” kritisiert „die Feindseligkeiten des Moderators gegenüber den Bürgern und Gegnern des Projekts. Wenig sachlich und sehr parteiisch.”
Thomas Prantners Marketingfirma
Die Informationsveranstaltung war von der Marketingfirma C 3-Thomas Prantner GmbH organisiert worden, die mit Assinger zusammenarbeitet. Prantner war jahrelang als Manager im ORF tätig und galt als Ansprechpartner der FPÖ. Chats wie „Lieber HC, du kannst dich auf mich verlassen“, oder von Berichterstattung „wie besprochen“ förderte der von der ÖVP eingesetzte Untersuchungsausschuss zum Rot-Blauen Machtmissbrauch zutage.
In Breitenfurt wurde die C 3-Thomas Prantner GmbH von Breiteneders Firma BIP Immobilienverwaltung Gesellschaft mbH damit beauftragt, für das Bauprojekt “Wiesenpark Breitenfurt” die Kommunikations- und Medienarbeit zu übernehmen. Assinger war offensichtlich Teil dieser “Medienarbeit”.
Stinkefinger am Fahrrad
Es ist nicht das erste Mal, dass Assinger den Stinkefinger in der Öffentlichkeit ausfährt. Bereits 2010 berichtete die Krone von einem Vorfall mit Assinger. Ein holländischer Urlauber hatte den radelnden Assinger auf einer Kärntner Straße aggressiv angehupt und überholt. Dieser zeigte ihm daraufhin den Stinkefinger. Es kam zu einem Wortgefecht und einem Schlag in Assingers Gesicht. Später musste der Tourist eine vierstellige Strafe zahlen, um ein Zivilverfahren abzuwenden.
Primärversorgungszentrum Trojanisches Pferd
Das umstrittene Bauprojekt in Breitenfurt, das den Bau von 310 Wohnungen vorsieht, wurde durch die überraschende Ankündigung des dortigen Arztes Peter Klar ins Rollen gebracht. War er 2023 noch für den Ausbau seiner ärztlichen Einrichtung auf einem Gemeindegrundstück, änderte er im Juni 2024 seine Pläne. Seither gibt es für Klar und dessen Mitstreiterinnen nur noch einen Ort, an dem sein Primärversorgungszentrum realisierbar ist: Das Grundstück Nummer 506/1, auch bekannt als “Breiteneder-Wiese”.
Schon 2019 sollte das Grundstück, das sich seit 1989 im Besitz der Familie Breiteneder befindet, bebaut werden. Widerstand aus der Bevölkerung und eine verlorene Volksbefragung führten zum Sturz des damaligen Bürgermeisters Ernst Morgenbesser. Dessen Nachfolger Wolfgang Schredl (ÖVP) versprach nach Amtsantritt, den Volksentscheid zu akzeptieren und die Wiese nicht bebauen zu wollen. Damit brach er jetzt. Die Aufregung in der Bevölkerung ist entsprechend groß. Gegen das Immobilienprojekt im Herzen Breitenfurts formierte sich in den letzten Monaten die von Larissa Putz ins Leben gerufene Initiative „Zukunft Breitenfurt – wir reden mit“.
Am Sonntag wird auf Antrag der Initiative abermals über die Aufschließung der Wiese abgestimmt. Die Gegner des Bauprojekts beklagten die von der Gemeinde abgeänderte Fragestellung für die Volksbefragung am 8. Dezember. Für besondere Aufregung sorgt das Vorgehen der Projektfürsprecher, den Wohnungsbau an die Gesundheitsversorgung von Breitenfurt koppeln zu wollen.
Weder Peter Klar noch Bettina Breiteneder reagierten auf Anfragen von ZackZack.
Das alles beherrschende Thema in Breitenfurt könnte auch die Karten für die Gemeinderatswahlen am 26. Jänner neu mischen. Die ÖVP muss angesichts des großen Widerstands gegen das jahrzehntelange Bauprojekt wohl darum zittern, den Bürgermeistersessel zu behalten.
Titelbild: Screenshot https://wiesenparkbreitenfurt.at/live/