Montag, Januar 20, 2025

Mein Weihnachtswunder: „Peda, moch die Schraufn auf!“

Gestern habe ich noch nicht gewusst, dass ich heute das Rauchfang-Weihnachtswunder erlebe.

Die Sonne scheint auf den verschneiten Wald. Alles weihnachtet auch bei uns auf der Alm.

Aber zuerst hat der Herd zugemacht. Die Küche voller Rauch, kein Zug, aus. War das das Ende unserer zwei Weihnachtswochen auf der Huam ganz allein im Wald in der Obersteiermark? Müssen wir zusammenpacken und zurück in die Stadt fahren? War es das?

Hier beginnt mein Weihnachtsmärchen. Peter, mein Nachbarbauer, rät mir: „Ruaf in Willi au, der was, wia des geht!“. Willi, der alte Ofensetzer aus dem Ort, rät mir, die Putztürln aufzuschrauben. „Peda, es is erst im September putzt wurn. Des gibt´s net! Hint san Schraufn, moch de auf und schau noch!“

Ich schraube auf und schaue nach. Das Rohr ist leicht verpecht, aber offen. Also muss das Problem im Tischherd sein. Ich hebe die Platte ab, und da sind die Pechschlieren, die alles verlegen. Mit Spachtel und Staubsauger weg damit, und, bumsti, zieht der Herd wie nur was.

Zum ersten Mal im Jahr 2024 bewundert mich meine Frau Gudrun kurz. Dann kehrt weihnachtliche Stimmung ein, mit Monteverdi, Bach kommt erst später. Aber zuerst spielen wir das Lied, das in der Liste der besinnlichen Fröhlichkeit ganz oben steht: „Någonting att äta, någoting at dricka“ gesungen und vermutlich ein bisschen getanzt vom wunderbaren Karl Wehle.

Nichts zum Essen

Nichts zum Essen und nichts zum Trinken – das ist wie alles andere ungleich verteilt. René Benko hat die Qual der Wahl, auf welchem seiner Jagdschlösser und in welcher seiner Villen er sich welchen Jahrgang aus dem Weinkeller holt. In seiner Steuererklärung stehen auch seine Flaschen drin, weil in Österreich bekanntlich nur die, die keine Premier Grand Cru´s aus dem Bordeaux im Keller haben, alle Steuern zahlen.

Stefan Pierer wird es kaum schlechter gehen. Seine KTM-Arbeiterinnen und Arbeiter stehen wie Benkos KIKA/Leiner-Mitarbeiterinnen vor den Trümmern ihres Berufslebens. Er selbst sucht nach neuen Anlagemöglichkeiten. Aber so ist das in unserer Marktwirtschaft: Die einen richten die Suppe an, die anderen löffeln sie aus.

Karl Nehammer und Beate Meinl-Reisinger feiern sicherlich bescheidener. Vielleicht verstehen sie mitten in der Besinnlichkeit, dass sie ihr Budget nur dann auf menschengerechte Art sanieren können, wenn sie an den richtigen Stellen sparen und an den richtigen Stellen das Geld, das fehlt, holen. Nur wenn Benko, Pierer und der Rest des gloriosen Kurz-Unternehmertums ordentlich geschoren werden, passt es.

Österreich ist nach wie vor eines der reichsten und besten Länder der Welt. Daraus lässt sich nach wie vor viel machen, nicht nur ein paar „Leuchttürme“, sondern ein besseres Land, sozial, ökologisch und auch sonst.

Weihnachtsdank

So, und jetzt kommt mein großer Weihnachtsdank. In Zeiten, wo es politisch enger und kälter wird und vieles nach rechts abrutscht, halten wir so gut es geht dagegen. Das können wir, weil es euch gibt, die Leserinnen und Leser von ZackZack, die immer wieder in ihre Taschen gegriffen haben, wenn es für uns besonders eng war, weil gerade drei neue Klagen eingetroffen sind oder weil mich ein politisch verlässlicher Richter verurteilt hat, weil ich mehr als ein Jahrzehnt davor meine Arbeit als Abgeordneter ernst genommen habe.

Dank eurer Unterstützung können wir Wahrheitsbeweise antreten und dafür sorgen, dass von Raiffeisen bis Pilnacek weiter über alles berichtet wird – weil der Teppich, unter den das gekehrt wird, nicht bis zu uns reicht.

Im nächsten Jahr haben wir einiges vor. Darüber schreibe ich euch zum Jahreswechsel. Und jetzt geh ich wieder einheizen, damit das Rohr rechtzeitig heiß ist für die Ente. Den Wein mache ich auch gleich auf. Dann noch ein bisschen Holzhacken und mit Gudrun eine kleine Wanderung durch den Schnee.

Dann singen wir beide Weihnachtslieder. Rehe, Hirsche, Wildschweine und Füchse wechseln blitzartig hinüber in die stille Lonschitz. Wir singen im leeren Wald. Das wird schön.

Ich wünsche euch frohe Weihnachten, und dass ihr es so schön habt wie wir!

Euer Peter Pilz

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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