Wie heißt das gefährlichste Lebewesen der Welt? Elon Musk.
Als in Magdeburg ein rechtsextremer, antiislamischer, aus Saudi-Arabien stammender Psychiater einen furchtbaren Terroranschlag verübte, waren die Reaktionen in den Hassmedien so, als hätten die dort versammelten Brandstiftungs-Fachkräfte nur sehnlichst darauf gewartet. Endlich können sie wieder Benzin ins Feuer kippen. Den Vogel schoss der faschistische Oligarch Elon Musk ab, der auf seiner Hetzplattform verkündete, Olaf Scholz müsse zurücktreten.
Der Master of the Universe verständlicherweise noch ganz benebelt davon, dass er sich einen US-Präsidenten kaufen konnte. Noch nie war die Welt derartig im Totalgriff des Milliardärsgesindels wie in unserer Zeit.
Ziehväter des rechtsextremen Terrors
Der Mörder von Magdeburg war ein Anhänger von Trump, Musk und der AfD, und hatte Musk‘ Plattform für seine Terrorpropaganda missbraucht, wurde umgekehrt aber wohl auch in den Hassmaschinen zusätzlich radikalisiert. Dass er offenkundig schwer gestört ist, darf man voraussetzen. Faktisch hatte er die Tat angekündigt, als Rache dafür, dass Deutschland den Islamismus fördere. Aber wenn hier jemand als Beitragstäter zur Verantwortung zu ziehen wäre, dann sind das Musk und die anderen Ziehväter des rechtsextremen Terrors, der eine Blutspur durch die Welt zieht.
Der Täter von Magdeburg arbeitete als Arzt etwa in der Suchttherapie für Gefängnisinsassen und im Maßregelvollzug, musste für Diagnosen aber Google zu Rate ziehen und diagnostizierte bei einem Knacki Zungen- und Speiseröhrenkrebs, wobei der in Wirklichkeit nur eine Pilzinfektion hatte. Insofern war er als Arzt ähnlich gut geeignet, wie Herbert Kickl zum Bundeskanzler taugt.
Die Tat steht in einer Reihe mit dem Massaker von Anders Breivik (77 Tote) und Christchurch (51 Tote) und den vielen rechten Mordanschlägen der vergangenen Jahre und hat speziell frappierende Ähnlichkeiten mit dem Attentat von München, wo auch ein sich als „Arier“ überidentifizierender Spinner mit Migrationshintergrund der Täter war.
Ziemlich häufiges Muster der Killer: Sie sind Fans oder Spender von Martin Sellner oder interagieren mit ihm wenigstens in den sozialen Netzwerken (auch hier wieder bevorzugt auf dem von Elon Musk).
Hobbybiologen sind sich ja unklar darüber, was das gefährlichste Lebewesen des Planeten ist, der Weiße Hai, der Leopard, die Kobra, die Stechmücke und die Tsetsefliege konkurrieren um das Attribut. Die richtige Antwort ist höchstwahrscheinlich: Elon Musk.
Kein Generalverdacht gegen Psychiater!
Stellen wir uns nur vor, das Attentat wäre von einem islamistischen Iraker oder Flüchtling begangen worden, alle muslimischen jungen Männer wären mal wieder unter Generalverdacht gestanden. Leitartikler hätten angemahnt, dass sich „die Muslime“ allesamt distanzieren müssen. In großen Lettern wäre gefordert worden, dass jetzt endlich die Muslime gegen die „Horrortat“ demonstrieren müssten, um den Verdacht auszuräumen, dass das Umbringen kleiner Kinder „in ihrem Namen“ geschehe.
Jetzt ist natürlich keine Rede davon. Kein Mensch fragt, ob sich Herbert Kickl schon vom Islamhasser distanziert hat, der schließlich die Wahnidee von der „Islamisierung“ radikalisiert hat, die Kickl täglich predigt.
Es gibt noch nicht einmal einen Generalverdacht gegen Psychiater. Selbst die BILD-Zeitung fragt diesmal nicht: „Wie irre sind Psychiater?“ oder titelt in üblicher Manier: „Schlimmer Verdacht: Sind Seelenklempner tickende Zeitbomben?“
Das Allerärgste: Im schwer getroffenen Magdeburg, einer Stadt im Schock, demonstrierten unmittelbar nach dem rechtsextremen Massenmord Nazis, sonstige Rechtsextremisten und sogar die AfD-Wutunternehmerin Alice Weidel ließ aufmarschieren, wobei irgendwie unklar blieb, ob sie mehr gegen die Tat sind, die da in ihrem Geiste verübt wurde, oder eher zur Unterstützung des Ungeistes aufmarschierten, der den Killer motivierte.
Die Biedermänner und Biederfrauen als Brandstifter
Demonstrieren die jetzt eigentlich gegen oder für den rechten Terror? Vielleicht wissen sie es ja selber nicht so genau.
Man stelle sich vor, in den achtziger Jahren wären nach einem linksextremen Attentat Pro-RAF-Demonstrationen durch deutsche Städte gezogen, die gefordert hätten, mit kapitalistischen Spitzenmanagern Schluss zu machen. Ich glaube ja nicht, dass die Polizei da sehr lange freundlich zugesehen hätte.
Apropos Elon Musk. Nachdem der reichste Hass-Oligarch der Welt zur Wahl der AfD aufgerufen hat, hat ja nicht nur Alice Weidel glückstrahlend darauf reagiert, dass Musk nun nach den US-Wahlen auch die deutschen Bundestagswahlen mit seinen Milliarden zu manipulieren versucht. Christian Lindner von der FDP, der so gerne ein Rechtspopulist für Zusatzversicherte wäre, wandte sich direkt an Musk. „Elon“, schrieb er ranschmeißerisch, „I’ve initiated a policy debate inspired by ideas from you and Milei. While migration control is crucial for germany, the AfD stands against freedom, business – and it’s a far-right extremist party. Don’t rush to conclusions from afar. Let’s meet, and I’ll show you what the FDP stands for.“ („Elon, ich habe eine Politikdebatte angestoßen, die von Ihren und Mileis Ideen inspiriert ist. Während die Migrationskontrolle für Deutschland von entscheidender Bedeutung ist, stellt sich die AfD gegen die Freiheit, die Wirtschaft – und sie ist eine rechtsextreme Partei. Ziehen Sie keine voreiligen Schlüsse aus der Ferne. Lassen Sie uns treffen, und ich zeige Ihnen, wofür die FDP steht.“)
Es ist derart kriecherisch und peinlich, man kann den Tweet gar nicht lesen, ohne selbst voller Fremdscham im Boden versinken zu wollen. Der Streber Lindner, der wie ein peinlicher, gescheitelter Typ aus dem Gymnasium wirkt, mit Button-Down-Hemd mit Poloreiter an der Brust, der immer den Arm oben hat und „Herr Lehrer, Herr Lehrer…“ winselt, und von dem man weiß, dass er sich in jeder großen Pause ums Lehrerzimmer schleicht, um zu petzen.
Wollte man Netzwerkanalysen machen, könnte man sagen, es führe eine direkte Spur von Lindner zu Musk und weiter zu Sellner und den Killern von Mannheim, Christchurch usw.
In Lindners Fall ist es eine Schleimspur.
Die Europäische Union sollte X einfach abschalten, es ist ja nicht bloß eine Plattform, die die Hetze toleriert, sondern die mit ihren Algorithmen die Welt in Brand stecken will.
Dann lebt mit den Folgen!
Und viele sind mit Freude dabei. Die von Ressentiment Zerfressenen. Die jubeln und sich in Fankurven versammeln, wenn es wo brennt. Die, wenn eine ausbalancierte Haltung und mehrere radikale zur Auswahl stehen, sich immer für die Radikalste entscheiden. Die ganze Welt ist voller Leute, die schreien: Lasst uns alles in Brand stecken. Von den Hamas-Freunden über die Netanjahu-Fans, die alle ganz begeistert sind vom Hingemetzle und Hergemetzle, bis zu Trommlern für ethnische Säuberungen bei uns, den Pogrom-Hetzern und Institutionenhassern und jener Art der Systemgegnern, die nur von einem destruktiven Geist besessen sind. Mag ja sein, dass die Welt nicht perfekt ist, und es mag ja sein, dass es auch ein wenig langweilig ist, wenn nichts los ist, aber glaubt ihr, ist man versucht zu fragen, dass irgendetwas besser ist, wenn alles kollabiert, es überall lichterloh brennt und wir ihr dann in rauchenden Ruinen aufwacht und ihr euch sagen könnt: „Wenigstens ist mal irgendwas geschehen!“
Manchmal, wenn ich dessen allzu müde bin, denke ich insgeheim, wie wäre es, sich aus all dem rauszuhalten, sich aus der distanzierten Perspektive des Ästheten das alles anzusehen und zu rufen: „Ihr wollt die Welt also brennen sehen? Okay, dann lebt halt mir den Folgen.“ Was natürlich korrekterweise heißen muss: Okay, dann sterbt halt mit den Folgen.
Und dann denke ich schnell an die vielen unschuldigen Opfer, die dann mit unter die Räder kämen und lege die Idee vom distanzierten Ästhetizismus, die mir privat schon gefallen würde, wieder zur Seite.