KTM-CEO Stefan Pierer hat schon ruhigere Tage erlebt. Er könnte an der Spitze des Unternehmens abgelöst werden. Die Mitarbeiter haben nach Weihnachten ohne Gehalt ganz andere Sorgen.
KTM – Eine der größten Pleiten in der österreichischen Industriegeschichte. Die Angestellten des Motorradherstellers KTM gehen mit Sorgenfalten ins neue Jahr. Ihre Novembergehälter und das Weihnachtsgeld sind noch ausständig und werden wohl über den Insolvenzentgeltfonds abgewickelt. Das wird frühestens Ende Jänner passieren. Zumindest die Dezembergehälter wurden verspätet am 27. Dezember ausbezahlt.
Die Angestellten hinterließen KTM-Boss Stefan Pierer in ihrem Unmut ihre ganz eigene Weihnachtsnachricht: “Frohe Weihnachten, Stefan. Wünschen dir deine Angestellten, die dich zum Milliardär gemacht haben und denen du nicht einmal mehr ihren Lohn und ihr Weihnachtsgeld bezahlst.”
Angesichts der unsicheren Lage wollten sich Arbeitnehmervertreter wie die AK und die Gewerkschaften PRO-Ge und GPA zuletzt nicht mehr auf die Ankündigungen der KTM-Führungsriege verlassen.
KTM pleite – Pierer kauft Unternehmen
Während es für die KTM-Mitarbeiter rund um Weihnachten finanziell ernst wurde, scheint die Pleite von KTM für deren Boss – ÖVP-Großspender Stefan Pierer – nicht mehr als ein gefallener Dominostein in einem größeren Spiel zu sein. Denn gemeinsam mit anderen Investoren, unter anderem Red-Bull-Erbe Mark Mateschitz, plant Pierer die Übernahme des Unternehmens Rosenbauer. Auch die Raiffeisenbeteiligungsholding GmbH, eine Tochter der RLB Oberösterreich ist Teil des Übernahmekonsortiums. Zu je 35 Euro sollen über 50 Prozent der Rosenbauer-Anteile übernommen werden. Das Unternehmen ist auf die Ausrüstung von Feuerwehren spezialisiert.
Dass die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich erneut Geschäfte mit Pierer machen möchte, ist erstaunlich. Sowohl die Raiffeisenbank International (RBI), als auch die Raiffeisenlandesbank Oberösterreich sind Geschädigte im Fall KTM. Aus dem Deal mit Rosenbauer kommen Pierer und Co. jedoch nicht mehr so leicht heraus. Ein Rückzug von der Übernahme könnte sehr teuer werden.
Dass Pierer trotz KTM-Pleite Rosenbauer kaufen kann, liegt an der Firmenstruktur des Pierer-Imperiums. Die insolvente KTM AG kann auf das private Vermögen von Pierers übergeordneten Firmen nicht zugreifen. Ob der Milliardär selbst Geld für die Rettung von KTM zuschießen wird? Derzeit gibt es dazu keine Informationen.
Einkommenseinbußen müssen aber die Mitarbeiter hinnehmen. Sie sollen bis Ende Februar nur ein Teilzeitgehalt ausbezahlt bekommen. Grund dafür ist ein Produktionsstopp von KTM, der sogar bis Ende März verlängert werden könnte. Die Lager sind bei KTM weitgehend voll – viel zu wenige Motorräder fanden Käufer.
Pierer bei KTM bald Geschichte?
Doch beim heimischen Motorradhersteller könnte es auch zu einem Führungswechsel kommen. Denn KTM braucht neue Investoren. Längst ist nicht mehr auszuschließen, dass Pierer die Zügel bei KTM an jemand anderen abgeben muss. Favoriten scheinen derzeit Investoren aus Indien, China oder Hong Kong zu sein. Mit der Bajaj-Gruppe aus Indien arbeitet der österreichische Industrielle schon länger zusammen.
Wie der Kurier berichtet hatte sich der Unmut in der heimischen Bankenszene aufgrund der Verschuldung KTMs zuletzt erhöht. Stefan Pierer wird für die Misere bei KTM verantwortlich gemacht. Die Banken hätten deshalb kein Vertrauen mehr und „forderten [den] Rückzug von Pierer“ wie der Kurier titelte.
Die KTM-Tragödie hatte auch für den Aufsichtsrat Folgen. Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Josef Blazicek räumte das Feld für Sanierer und Remus-Chef Stephan Zöchling, wie die Krone berichtete.
Augenscheinlich hatte KTM 2024 Probleme, die produzierten Motorräder zu verkaufen. Besonders in Asien (exklusive Indien) konnte KTM 2023 deutlich weniger Motorräder absetzen. In den besonders für die Zukunft wichtigen Märkten gab es Umsatzrückgänge von mehr als 20 Prozent.
Kündigungen – auch bei Kika/Leiner
Teil des Sanierungsverfahrens sind bei KTM Kündigungen. Die jüngste Kündigungswelle sollte zunächst 500 Mitarbeiter betreffen. Zuletzt war nur noch von 300 die Rede.
Ihre Arbeit verlieren im neuen Jahr auch die Mitarbeiter von kika/Leiner. Der Möbelkonzern schlitterte erneut in die Insolvenz. Nach der Abwicklung des Weihnachtsgeschäft werden die verbliebenen 1350 Mitarbeiter arbeitslos. Kika/Leiner wurde 2023 von René Benko an die deutsche Supernova-Gruppe verkauft. Die wertvollsten Immobilien des Unternehmens hatte er zuvor aus der heimischen Möbelkette rausgelöst.
Titelbild: https://x.com/FayadMulla/status/1871947277834784907/photo/1