In der EU ist keine Partei länger in einer Regierung als die ÖVP. Auch international gibt es neben China, Kuba oder Angola nicht viele Konkurrenten.

Wer sich in Österreich an eine Bundesregierung ohne ÖVP-Beteiligung erinnern kann, gilt als Zeitzeuge. Seit fast 38 Jahren ist die Partei durchgehend in österreichischen Bundesregierungen vertreten. Sie stellte seit der Nationalratswahl 1986 (inklusive Alexander Schallenberg) vier Bundeskanzler, durchgehend den Wirtschaftsminister und dominierte in den letzten 20 Jahren Innen- und Finanzministerium. Unterbrochen wurde die konservative Regierungsdauer lediglich durch ein halbes Jahr Übergangsregierung unter Kanzlerin Brigitte Bierlein, gestalterisch passierte damals allerdings nichts.

Ein Ende der schwarz-türkisen Regentschaft ist überdies nicht in Sicht: Am Donnerstag wurde offiziell bestätigt, dass die ÖVP unter Neo-Parteichef Christian Stocker abermals in Koalitionsverhandlungen mit der FPÖ eintritt.

Spitzenreiter in der EU

In der Europäischen Union ist die Partei damit Rekordhalter. “Innerhalb der EU – das habe ich überprüft – ist die ÖVP, wenn man die Bierlein-Episode ausklammert, die derzeit mit Abstand am längsten regierende Partei”, sagt Politikwissenschafter Laurenz Ennser-Jedenastik zu ZackZack.

“In Europa gibt es ein Land, wo Parteien schon länger durchgehend regieren, das ist die Schweiz. Die Schweizer Liberalen (FDP) sitzen praktisch seit 1848 in der Regierung, das ist wohl ein Anwärter auf den Weltrekord”, so Ennser-Jedenastik. Die spezifische Schweizer Regierungszusammensetzung begünstigt über die sogenannte “Zauberformel” jahrzehntelange Beteiligung, gleichzeitig gibt es ausgeprägte, direktdemokratische Instrumente.

Parteien in Dschibuti und Nordkorea vor ÖVP

Aber nicht nur in der EU ist die ÖVP Spitzenreiter, auch weltweit gibt es nur mehr wenig Parteien, die seit Mitte der 1980er bis heute an der Macht sind. Nach einer ZackZack-Auswertung sind es international neben der Schweiz gerade einmal elf andere Staaten, liberale Demokratien finden sich darunter kaum.

Herausragendes Beispiel ist etwa die kommunistische Partei Chinas oder die Partei der Arbeit Koreas, die seit 1949 an der Macht sind. Die kubanische KPK regiert seit 1965, die “FRELIMO”-Partei in Mosambik seit 1977. Weitere Konkurrenten der ÖVP: Regierungsparteien in Angola, Dschibuti, Kamerun, Laos, Singapur, Tansania und Zimbabwe.

Ende offen

Als Gründe mögen die historisch kleine Parteienlandschaft in Österreich, das Verhältniswahlrecht und auch die Vranitzky-Doktrin der SPÖ eine Rolle spielen, der Wille der Volkspartei zum Regieren ist dennoch faszinierend. Sogar in Zwergstaaten wie Liechtenstein oder San Marino kam es in den letzten Jahrzehnten zu Regierungwechseln. Autoritäre Kaliber wie Putins Einiges Russland (seit 2001), Erdogans AKP (seit 2002) oder Orbans Fidesz (seit 2010) können der ÖVP in puncto Regierungsdauer ohnehin nicht das Wasser reichen.

Das jahrzehntelange Fortbestehen der Volkspartei lässt Erinnerungen an die italienische Democrazia Cristiana wecken. Die konservative Schwesterpartei regierte von 1945 bis 1993, also stolze 48 Jahre. Am Ende stand eine Auflösung der Partei, verursacht durch die umfangreichen Mailänder “Mani pulite”-Ermittlungen wegen Korruption, Amtsmissbrauch und illegale Parteienfinanzierung.

Titelbild: Christopher Glanzl, Pixabay / ZackZack-Montage