Freitag, Februar 7, 2025

Dumme dunkle Tage

Elon Musk gibt den vermutlich elendsten Versuch eines Hitlergrußes zum Besten. Er möchte lässig sein dabei. Wie alles, das er versucht, ist auch diese Geste alles, aber nicht lässig.

Der verurteilte Täter Donald Trump ist also vereidigt worden. Es ist soweit. Wir drehen uns auf die dunkle Seite des Mondes, ob die Welt diese dunkle Seite in vier Jahren verlassen wird können, wird man erst sehen. Das Potpourri seiner Inauguration verspricht jedenfalls… Seltsames. Wie sich die Tech-Bros um ihn scharen, wie die angehenden Sykophanten nach Bröseln der herrschaftlichen Tafel gieren, wie die (gewohnt wahnsinnige, aber dabei auch zutiefst boshafte Rede) mit lächelnden Gesichtern rezipiert wurde, wie das gemeine Volk in der Kälte warten musste, damit die Oligarchenritter sich als neue Tafelrunde um ihren König ganz und gar unter sich versammeln konnten. All das ist spätestens jetzt eine Offenbarung für die ganz Langsamen. Die anderen haben es ja schon zuvor geschnallt.

Aber jetzt, werden seine Fans jubilieren, aber spätestens jetzt, wo der Golf von Mexico endlich Golf von America heißen soll, jetzt wird das Leben für die Amerikaner und Amerikanerinnen ganz bestimmt leichter! Der Eierpreis rasselt gleich nur so in den Keller (so dort nicht zu viele Leichen liegen)! Die amerikanische Gesundheit geht gleichzeitig durch die Decke! So zwischen Vogelgrippe-erkrankten Kühen und der begehrten Rohmilch, dem Aussetzen der Vakzine und der Reduzierung der Wohlfahrt auf die ganz, ganz, ganz eigene Verantwortung. Auch die Babys sind halt dafür verantwortlich, nicht an Masern zu erkranken, es ist ihre ganz persönliche Entscheidung, mit der sie den Rest des zerfallenden Volkskörpers besser nicht belangen sollten. Wie lange bis zum Lebensborn, fragt man sich, wie lange, bis die Frauen mit einer Qualität von eins bis zehn als zukünftige Mütter bewertet werden, dann fällt ein, dass das schon längst usus ist.

Elon Musk plant die Besiedelung des Mars doch nicht mit seinem Samen und irgendwelchen dahergelaufenen Wirtskörpern. Abgesehen davon noch dies: Elon Musk gibt den vermutlich elendsten Versuch eines Hitlergrußes zum Besten. Er möchte lässig sein dabei. Wie alles, das er versucht, ist auch diese Geste alles, aber nicht lässig. Es ist aber durchaus erschreckend, wie jenseitig Saudummes dennoch real schauerlich wirken kann. Es geht ja nicht um eine seltsame Unterhaltung.

Es geht, zunächst einmal, um das Leben von Millionen von Menschen, die ab jetzt diesem Wahnsinn ausgeliefert werden. Und dann geht es eigentlich noch um alle anderen Menschen auf diesem Planeten. Gespannt kann man jedenfalls sein auf die Versuche jener Musk-Fans, die sich als links oder mittig bezeichnen und die diesen Hitlergruß ja jetzt irgendwie schönreden müssen. Die Welt dreht sich ins Dunkle, so oder so.

Im hochgequirlten Irrsinn kann man sich an wenig Hoffnung halten. Die Welt fühlt sich an, als wäre sie auf einem Plumpsklo gelandet, das durch einen veritablen Tornado fliegt. Alles wirbelt. Auch Fäkales. Wir werden auch darüber hinweg kommen, sagt man sich, ganz eindringlich. Es ist ein bisschen wie das Pfeifen im dunklen Wald.


Titelbild: Miriam Moné

Autor

  • Julya Rabinowich

    Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.

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