Der erste Pilnacek-Prozesstag brachte eine Überraschung: Die Zeugin und Sobotka-Mitarbeiterin Anna P. ist aufgrund der Enthüllungen von Peter Pilz’ Buch nun Beschuldigte der WKStA.
Am Mittwoch startete am Landesgericht Wien das Verfahren Hannes Fellner gegen ZackZack. Der von der WKStA in der Causa Pilnacek beschuldigte Chefinspektor hatte ZackZack medienrechtlich wegen der ersten Artikel und Pilnacek-Enthüllungen im März 2024 geklagt.
Das öffentliche Interesse war enorm: Weil rund 50 Interessierte und Medienvertreter erschienen war, musste der Verhandlungssaal in einen größeren Raum im vierten Stock verlegt werden. Nur einer erschien nicht: Chefinspektor Fellner ließ sich krankheitsbedingt entschuldigen, er hätte als Zeuge aussagen sollen.
Zeuge Peter Pilz
Dafür wurde ZackZack-Herausgeber Peter Pilz ausführlich zu seinen Recherchen befragt, gegen die Fellner wegen angeblicher übler Nachrede klagte. “Wir haben über Tatsachen berichtet. Die Behörden müssen prüfen, was das alles strafrechtlich bedeutet”, sagte Pilz auf Fragen des Richters Christian Noe.
In den ZackZack Berichten zum “Polizeifall Pilnacek” wurde im März 2024 erstmals fragwürdiges Vorgehen von Polizeibeamten nach Auffinden der Leiche des Sektionsschefs beschrieben. Etwa zur selben Zeit leitete die WKStA Ermittlungen wegen Amtsmissbrauchs gegen Fellner und unbekannte Täter ein. Zur Erinnerung: Pilnaceks Handy wurde von der Polizei nicht sichergestellt, sondern über einen Anwalt dessen Witwe Caroline List übergeben, die das Gerät später mit einem Bunsenbrenner vernichtete.
Anna P. nun Beschuldigte der WKStA
Geladen war am Mittwoch auch die Zeugin Anna P. Sie war es, die Christian Pilnacek nach einer alkoholisierten Geisterfahrt Richtung Wien am Abend des 19. Oktober 2023 von einer Polizeikontrolle abholte. Ihrer bei der WKStA protokollierten Aussage nach hatte der später verstorbene Sektionschef noch eifrig auf seinem Handy getippt.
Im jüngst erschienen Buch “Pilnacek – Der Tod des Sektionsschefs” beschrieb Peter Pilz außerdem die Rolle von P. im Zusammenhang mit Pilnaceks Laptop: “Wenige Wochen nach Pilnaceks Tod hatte sich Anna P. über Vermittlung von Wolfgang Rauball am 7. November 2023 mit Christian Mattura in einem Wiener Kaffeehaus getroffen. Am frühen Abend gingen beide in die Tiefgarage am Neuen Markt. Dort legte Anna P. eine Stofftasche mit dem Pilnacek-Laptop in den Kofferraum von Matturas Wagen.”
Vor Gericht überraschte P., die Mitarbeiterin beim ehemaligen Nationalratspräsidenten Wolfgang Sobotka war, am Mittwoch dann mit einer Äußerung: Sie entschlug sich zu Fragen hinsichtlich des Laptops, weil sie “aufgrund des Buchs bereits der behördlichen Verfolgung ausgesetzt” sei.
Die WKStA bestätigt, dass im Verfahren gegen zwei Polizeibeamte betreffend die Amtshandlungen nach dem Auffinden der Leiche von Christian Pilnacek nunmehr auch gegen eine namentlich bekannte Beschuldigte wegen des Verdachts der Falschaussage als Zeugin in diesem Verfahren ermittelt wird.
P. hatte in Einvernahmen erklärt, sie hätte mit dem Verbleib des Laptops eigentlich nichts zu tun gehabt. Für Anna P. gilt die Unschuldsvermutung.
Pilnacek-Witwe List soll geladen werden
Der Prozess soll Ende März fortgesetzt werden. Fellners Anwalt Peter Zöchbauer – der ZackZack schon öfters, etwa namens René Benko geklagt hat – beantragte die Ladung weiterer, bemerkenswerter Zeugen: So sollen auch die Pilnacek-Witwe und Grazer Gerichtspräsidentin Caroline List und der Journalist Gernot Rohrhofer aussagen. Auch Hannes Fellner und Pilnaceks Freundin Karin W. werden noch befragt.
Titelbild: ZackZack