Montag, März 17, 2025

Affäre „Pilnacek“: Karin Wurm packt aus

Pilnaceks Gefährtin Karin Wurm hat heute bei der WKStA ausgepackt. Mit ihrer Zeugenaussage belastet sie Sobotka-Mitarbeiterin Anna P. und Bundespolizeidirektor Michael Takacs schwer.

Heute um 10.00 Uhr nahm Pilnaceks letzte Gefährtin Karin Wurm als Zeugin bei der WKStA in Wien Platz. Zwei Stunden später war klar: Wurm hatte reinen Tisch gemacht.

In den Monaten vor seinem Tod am 20. Oktober 2023 war Christian Pilnacek jeden zweiten Tag nach Rossatz zu Karin Wurm gekommen. Damals wohnte mit Anna P. eine enge persönliche Mitarbeiterin von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka mit Wurm und Pilnacek im Haus in Rossatz. Heute arbeitet Anna P. für Sobotka in der Politischen Akademie der ÖVP.

Seit kurzem ermittelt die WKStA gegen Anna P. wegen des Verdachts der falschen Zeugenaussage. Mit ihrer Aussage belastet Wurm jetzt Anna P. schwer.

„… weiß ich nicht mehr…“

Am 23. Mai 2024 versuchten die Beamtinnen des Bundesamts für Korruptionsbekämpfung BAK, die Anna P. im Auftrag der WKStA befragten, ihr noch Brücken zu bauen.

Das BAK fragte: Wann und wo haben Sie den Laptop bzw. die Laptoptasche von Mag. Christian Pilnacek zuletzt gesehen?

An diesem Punkt gaben die Beamtinnen Anna P. eine Chance: Sie werden erneut auf die Berechtigung zur Aussageverweigerung iSd § 157 Abs. 1, Zi 1 StPO – Gefahr der Selbstbelastung – hingewiesen.

Anna P. ließ sich nicht beirren und berichtete über Pilnaceks privaten Laptop: Ich habe keine Wahrnehmung dazu. Er war oft in Rossatz und hat am Laptop getippt, aber wann ich diesen zuletzt gesehen habe, weiß ich nicht mehr.

Die Beamtinnen wollen wissen, wie der Laptop nach dem Ende von Pilnaceks Geisterfahrt in der Nacht vor seinem Tod nach Rossatz und von dort zu weiteren Personen gelangt ist. Anna P. geht ins Detail: Ich habe diese Tasche sowie den Laptop an diesem Abend nicht gesehen. Der Laptop oder die zugehörige Tasche verblieb sicher nicht in meinem Auto, das wäre mir aufgefallen. Wie gesagt kann ich mich nicht erinnern, wann ich die Tasche oder den Laptop zuletzt gesehen habe.

Heute bei der WKStA konnte sich Karin Wurm genau erinnern, welchen Weg Pilnaceks Laptop genommen hatte. Sie beschrieb, wie Anna P. und sie selbst wenige Tage nach Pilnaceks Tod einen pensionierten IT-Techniker in Wien getroffen hatten. Zwei Tage später übergab Anna P. dem Mann in einer Wohnung in der Wiener Mariahilferstraße Pilnaceks Laptop.

Nach zwei Wochen holte Anna P. den Laptop wieder ab und legte ihn am 7. November 2023 Pilnaceks Freund Christian Mattura in einer Wiener Tiefgarage in den Kofferraum seines Autos. Anna P. scheint damit zur Schlüsselperson in der Affäre um Pilnaceks verschwundenen Laptop zu werden.

Bundespolizeidirektor Takacs schwer belastet

Am brisantesten wird Wurms neue Aussage bei Bundespolizeidirektor Michael Takacs. Wurm war gemeinsam mit Christian Mattura eine der Teilnehmerinnen beim Treffen, das am 9. Dezember 2023 in einem Wiener Kellerlokal stattfand. Dort berieten fünf Personen, wie man sicherstellen könnte, dass der Fall „Pilnacek“ trotz Landeskriminalamt St. Pölten und Staatsanwaltschaft Krems aufgeklärt würde. Wurm hat heute in ihrer Aussage alle fünf Namen genannt.

Beim Treffen im Kellerlokal kam die Sprache auf den Bundespolizeidirektor. Zeugen bestätigen, dass Anna P. über den Rat, den ihr Freund „Taki“ gegeben haben soll, berichtete. Anna P. solle den Laptop einfach „verschwinden lassen“.

Karin Wurm hat vom Takacs-Rat, den Laptop verschwinden zu lassen, ebenfalls gehört, aber nicht beim Treffen im Dezember. Sie erinnert sich: „Mir hat Anna P. schon wenige Tage nach dem Tod von Christian Pilnacek erzählt, dass ihr Takacs geraten hat, den Laptop verschwinden zu lassen.“

Hat Takacs die ganze Zeit gewusst, wo der Laptop war? Wenn ja, warum hat er darüber nicht Staatsanwaltschaft Krems und Landeskriminalamt St. Pölten informiert? Anna P. hatte jedenfalls kein erkennbares Motiv, ihren Freund „Taki“ grundlos zu belasten.

Die Vorwürfe gegen Takacs stehen in meinem Buch „Pilnacek – der Tod des Sektionschefs“. Bis heute hat Takacs nicht geklagt. Kann er nicht – oder darf er nicht?

Wildschaden und Laptop

Vor wenigen Tagen versuchte Takacs eine Rechtfertigung in der Kronen Zeitung: Richtig ist, dass die gemeinsame Bekannte wegen der persönlichen Gegenstände angerufen hat.“ Damit gibt Takacs das Gespräch mit Anna P. über „Gegenstände“ zu. Der Krone-Journalist vergaß nachzufragen, ob es um den Laptop ging. Das wird noch geklärt werden müssen.

Takacs versuchte, sich in einen Vergleich zu retten: „Dass sich jemand in so einer Situation an eine Vertrauensperson wendet, ist völlig normal. Denken Sie an einen Wildschaden-Unfall oder einen Einbruch: Die meisten Menschen rufen dann jemanden an, der sich auskennt – einen Polizisten, einen Anwalt, vielleicht einfach einen erfahrenen Bekannten.“

Der Unterschied zwischen einem Wildschaden und dem Verschwinden von Beweismitteln könnte auch für Takacs wichtig werden.

Der erste Zeuge

Vor kurzem hat der erste Zeuge zu Pilnaceks Laptop bei ZackZack ausgesagt. Sein Bericht erscheint morgen früh auf ZackZack.


Titelbild: Karin Wurm

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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