Caroline List hat Pilnaceks Handy vernichtet, verfolgt Journalisten von Kronen Zeitung bis ZackZack mit falschen Vorwürfen und geht jetzt gerichtlich gegen mein Pilnacek-Buch vor. Als Bunsenpräsidentin scheint sie sich einiges leisten zu können.
Die Bunsenpräsidentin – das ist Caroline List, die Präsidentin des Grazer Straflandesgerichts, die das private Handy ihres verstorbenen Ehemanns Christian Pilnacek mit einem Bunsenbrenner thermisch entsorgt haben will. Die Gerichtspräsidentin zieht jetzt auch gegen mein Buch zu Gericht. Sie will mir auch im Buch verbieten, Pilnaceks letzte Freundin Karin Wurm als „Lebensgefährtin“ zu bezeichnen.
Also, wie ist das mit Pilnacek, Wurm und „Lebensgefährtin“? Fragen wir die Polizei.
Landespolizeidirektion, PI Mautern 20.10.2023: Lebensgefährtin 1
Wenige Stunden nach Pilnaceks Tod genehmigte Chefinspektor Hannes Fellner vom Landeskriminalamt St. Pölten den ersten Amtsvermerk zum Fall „Pilnacek“. Der Vermerk hielt den Beginn der Ermittlungen fest: „Die Streife „Mautern 1“ wurde an die Wohnörtlichkeit der Lebensgefährtin Karin WURM entsandt.“
Fellner wird inzwischen von der WKStA wegen Amtsmissbrauchs verfolgt. Er genießt die Hochachtung der Präsidentin und darf Wurm als „Lebensgefährtin“ bezeichnen.
PI Weissenkirchen, 20.10.2023: Lebensgefährtin 2
Vom Tatort am Ufer des Donaualtarms berichtete Revierinspektor Franz R. von der Polizeiinspektion Weissenkirchen: „Aufgrund von Zeugenaussagen (Lebensgefährtin) dürfte PILNACEK seinen Nebenwohnsitz in Rossatz am 20.10.2023 zu Fuß in Richtung Donauufer verlassen haben“.
Auch der Revierinspektor kam mit seiner „Lebensgefährtin“ straffrei davon.
Landeskriminalamt, Tatortgruppe AB 07, 20.10.2023: Lebensgefährtin 3
Fellners Tatortgruppe traf aus St. Pölten ein und stellte fest, wer hier leblos gefunden worden war: „Identifiziert durch Lebensgefährtin“.
Auch an der Arbeit der Tatortgruppe hatte List nichts auszusetzen. Aber vielleicht darf die Polizei, was Journalisten verboten ist?
„Lebensgefährtin“ im Kurier
„Lebensgefährtin berichtet von „seltsamen Vorgängen“ nach Pilnaceks Tod“, meldete der Kurier am 22. März 2024. Die „seltsamen Vorgänge“ standen unter Anführungszeichen, die Lebensgefährtin nicht.
Sechs Tage später legte Oliver Das Gupta im Standard mit seiner Schilderung der Pilnacek-Geisterfahrt nach: „Am späteren Abend macht sich Pilnacek auf den Weg Richtung Rossatz in der Wachau, wo seine Lebensgefährtin Karin W. wohnt.“
Am 24. September 2024 ging es in der Kleinen Zeitung um „Karin Wurm, Lebensgefährtin des verstorbenen Justiz-Sektionschefs Christian Pilnacek“. List unternahm nichts. Zum bisher letzten Mal tauchte die „Lebensgefährtin“ am 10. März 2025 im Falter auf.
Justiz bestätigt
War Karin Wurm jetzt die Lebensgefährtin von Christian Pilnacek? Als Wurms Anwalt Volkert Sackmann in Krems seinen Antrag auf Akteneinsicht stellte, wanderte diese Frage über die Oberstaatsanwaltschaft Wien bis ins Justizministerium. Dort dauerte es Monate, bis die eindeutige Antwort wieder bei der Staatsanwaltschaft in Krems einlangte: Ja, Karin Wurm war Pilnaceks Lebensgefährtin und hatte daher Recht auf Akteneinsicht.
Aber warum will List offensichtlich nur ZackZack verbieten, Pilnaceks Gefährtin als Lebensgefährtin zu bezeichnen? Zwischen Staatsanwaltschaft Krems, Oberstaatsanwaltschaft, Landeskriminalamt St. Pölten, Kurier, Kleine Zeitung und Falter auf der einen und ZackZack auf der anderen Seite gibt es nur einen nennenswerten Unterschied: Wir haben – gemeinsam mit Der Standard und Die Dunkelkammer und, wo es ging, auch mit der Kronen Zeitung – alles getan, um den Fall „Pilnacek“ aufzuklären. Ich weiß bis heute nicht, was Pilnaceks Witwe an diesem Vorhaben stört.
System „Pilnacek“ opfert Pilnacek
Das führt zur nächsten, heikleren Frage: Warum tun nicht alle alles, um den Fall aufzuklären? Die Antwort darauf führt zurück zu Pilnacek. Das System „Pilnacek“ hat seinen Gründer und Herrn überlebt und musste sich nach dessen Tod entscheiden: den Fall seines ehemaligen Kopfes aufzuklären und damit vieles im System selbst in Gefahr zu bringen – oder den Akt blitzartig zu schließen, alle Spuren in Richtung der Partei zu verwischen und den Deckel draufzuhalten.
Die Entscheidung des Systems ist bekannt. Plötzlich ist alles wie vor Pilnaceks Tod: Die WKStA beginnt mit Ermittlungen, und von OStA Wien bis Kriminalpolizei kommen wie bei Eurofighter, Benko und Ibiza die Querschüsse.
Agentin Wurm
Bei der Grazer Präsidentin scheinen persönliche Motive dazuzukommen. In ihrer Einvernahme durch die WKStA enttarnte List am 12. Juli 2024 Karin Wurm: „Aus meiner Sicht war sie angesetzt, sei es von Dr. Pilz oder anderen, meinen Mann auszuspionieren, um an dessen Daten zu gelangen.“ Der Umstand, dass Wurm Pilnacek im Juli 2023 und mich erst im Jänner 2024 kennengelernt hatte, spielte keine Rolle.
Hehler
Am 16. Oktober 2024 ging List einen entscheidenden Schritt weiter und zeigte mich gemeinsam mit Kronen Zeitung-Journalist Erich Vogl und Karin Wurm wegen Unterschlagung und Unterdrückung eines Beweismittels an. Ein Satz auf Seite 8 der Anzeige hat es in sich: „Dr. Peter Pilz wiederum steht im Verdacht, er habe Karin Wurm dabei unterstützt den von ihr durch die Unterschlagung erlangten Laptop zu verheimlichen oder zu verwerten oder diesen zumindest (vorübergehend) an sich gebracht und dadurch das Vergehen der Hehlerei nach § 164 Abs 1 oder 2 StGB begangen“.
Die Präsidentin behauptet also:
- Ich hätte den unterschlagenen Laptop „verheimlicht“;
- Ich hätte ihn an mich gebracht;
- Ich sei so zum Hehler geworden.
Angesicht dieser Vorwürfe verhehle ich eines nicht: Ich habe
- nur wie viele Journalisten eine Kopie der Festplatte erhalten; und
- den Laptop selbst bis heute nicht gesehen.
Welt der Präsidentin
In der Welt der Bunsenpräsidentin muss es wohl so gewesen sein: Ich habe Karin Wurm ein halbes Jahr, bevor ich sie kennengelernt habe, auf Pilnacek angesetzt. Dann habe ich Pilnaceks Laptop, den ich bis heute nicht gesehen habe, an mich gebracht. Und dann habe ich Karin Wurm geholfen, den Laptop zu Geld zu machen, ohne dass auch nur ein Cent geflossen ist. Null Agentin, null Laptop, null Geld, null Substanz – das hätte die Staatsanwaltschaft Krems kurz nach dem Einlangen der List-Anzeige am 18. Oktober 2024 leicht feststellen können.
An diesem Punkt ist etwas passiert: Die Leiterin der Staatsanwaltschaft Krems wusste genau, was sie tat, als sie Vogl, Wurm und mich als Beschuldigte eintragen ließ. Seither sind Monate vergangen. Mir ist kein einziger Ermittlungsschritt der Staatsanwaltschaft bekannt. Aber wahrscheinlich geht es darum gar nicht.
Sobotkas Mitarbeiterin
Wie im Fall „Pilnacek“ habe ich selbst nachgeforscht und dabei herausgefunden, wer die Schlüsselperson beim Verschwinden des Laptops ist: Anna P., die persönliche Referentin von Wolfgang Sobotka. Gegen Anna P. liegen im Gegensatz zu Vogl und mir zahlreiche Beweise vor.
Damit sind wir wieder beim System „Pilnacek“. Die Staatsanwaltschaft Krems ermittelt gegen Vogl, Wurm und mich. Die WKStA ermittelt gegen Chefinspektor Hannes Fellner und Anna P. aus dem Büro des Ex-Innenministers und Ex-Nationalratspräsidenten. Gegen List ermittelt niemand.
List macht weiter
Die Bunsenpräsidentin kann sich einiges leisten. Mit Pilnaceks privatem Handy hat sie möglicherweise ein Beweismittel vernichtet. § 295 bedroht das mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.
Mit der Falschanzeige gegen Vogl, Wurm und mich hat sie sich möglicherweise der üblen Nachrede oder der Verleumdung schuldig gemacht.
Trotzdem führt Caroline List weiter eines der wichtigsten Strafgerichte Österreichs.
Titelbild: ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com, HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com, Montage mit Bunsenbrenner/ZackZack