Freitag, April 18, 2025

Affäre „Pilnacek“: Angst vor Sobotka

Karin Wurm war Christian Pilnaceks letzte Gefährtin. Am 11. März 2025 wurde Karin Wurm verständigt, dass auch sie Beschuldigte der WKStA ist. Wurm erklärt, warum sie nicht gleich die Wahrheit sagte: Sie habe Angst gehabt vor Wolfgang Sobotka.

„Ich verstehe das nicht. Ich habe alles getan, damit alles aufgeklärt wird.“ Während andere Spuren verwischt und Beweismittel vernichtet haben, hat Karin Wurm tatsächlich entscheidend zur Aufklärung der Affäre „Pilnacek“ beigetragen. Trotzdem musste die WKStA gegen sie ein Verfahren wegen des Verdachts der falschen Zeugenaussage einleiten.

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Quelle: Verständigung Wurms durch WKStA

Das ist die Vorgeschichte: Am 4. April 2024 wurde Karin Wurm in der WKStA als Zeugin befragt. Ab Seite 21 des Protokolls geht es um eine Frage: Wo war der Laptop? Wurm erinnerte sich an die Nachfragen des inzwischen beschuldigten Chefinspektors Hannes Fellner vom Landeskriminalamt St. Pölten: Er hat nach dem Laptop gefragt. Er hat auch immer gesagt „Haben Sie nix gefunden?“ – Ich habe auf das Drängen von Fellner schon gesucht und nichts gefunden.

„Dabei bleibt´s!“

Heute erklärt Wurm, warum sie damals ihr Wissen über den Weg des Laptops von Sobotkas Mitarbeiterin Anna P. bis zur Kronen Zeitung verheimlicht hat. Wurm hatte vor einem Mann Angst, den nicht nur sie fürchtete.

Im Oktober 2023 lebte Wurms damalige Rossatzer Freundin Anna P. bei ihr. Anna P. pendelte täglich nach Wien in ihr Büro bei Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Wurm erinnert sich an die Botschaften, die ihr Anna P. damals vom Präsidenten überbrachte: „Es wurde ihr vom Herrn Sobotka gesagt, sie soll sich von mir fernhalten, sie soll aufpassen, dass ich nicht mit Journalisten spreche und sie soll mir sagen, dass es Selbstmord war, und dabei bleibt’s!“

Wurm behauptet, dass sie lange in Angst vor Sobotka lebte. Erst im Februar 2025 änderte sich laut Wurm ihre Situation. Das Buch über den Fall „Pilnacek“ erschien, und die WKStA weitete ihre Ermittlungen aus. Wurm beschloss, noch einmal zur WKStA zu gehen.

Die ganze Geschichte

Genau elf Monate nach ihrer ersten Laptop-Aussage sagte sie am 4. März 2025 ein zweites Mal in der WKStA aus und erzählte zum ersten Mal die ganze Geschichte – wie Anna P. dem IT-Techniker Harald Monschein den Laptop übergab und ihn wieder abholte; wie er dann zu Christian Mattura gelangte; und wie ihr Anna P. kurz nach Pilnaceks Tod erzählt habe, dass ihr Bundespolizeidirektor Michael Takacs geraten habe, den Laptop „verschwinden zu lassen“.

Sieben Tage später entschied die WKStA trotzdem, Wurm nach Anna P. ebenfalls wegen des Verdachts der falschen Beweisaussage nach § 288 des Strafgesetzbuches als Beschuldigte in den Akt einzutragen.

Wurm wird sich laut ihrem Anwalt Volkert Sackmann auf Aussagenotstand berufen und darauf hinweisen, dass sie im Gegensatz zur Sobotka-Mitarbeiterin aus eigenem ihre Aussage richtiggestellt und auch damit wesentlich zur Aufklärung beigetragen hat.

List und Takacs

In der Affäre „Pilnacek“ werden weit prominentere Personen als Karin Wurm belastet. Rückfragen bestätigen, dass gegen Gerichtspräsidentin Caroline List und Bundespolizeidirektor Michael Takacs derzeit keine Ermittlungen als Beschuldigte durch die WKStA geführt werden.

Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.


Titelbild: KW

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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