Donnerstag, April 24, 2025

Das dünne Eis der Zivilisation bricht

Trumps faschistischer Ansatz greift tief in die gewachsenen Strukturen des Alltäglichen, vergiftet, erodiert, gefährdet.

Elon Musk und Donald Trump haben die übelsten Erwartungen, die man an sie fähig war zu stellen, bei weitem übertroffen. Sowohl, was die Geschwindigkeit, mit der die radikalisierte Verlotterung und Korruption der Atommacht USA voranschreitet anbelangt, als auch, was die Zerstörung des Alltäglichsten anbelangt, dieser einfachen, gewohnten Dinge, derer sich die meisten Amerikaner und Amerikanerinnen ach so sicher, so entsetzlich übersicher waren.

So simple Dinge wie der Zusammenhalt, die Gewissheit, dass man nicht in Netz und Fernsehen für geringsten Widerspruch von gelenkten Mobhorden angefallen wird, samt der Veröffentlichung von privaten Daten, die Gewissheit, dass man bei Verlassen des Landes mit gültigem Visum wieder einreisen darf, die Gewissheit, dass man als Kind von der Schule heimkommen kann, ohne zu fürchten, ein leeres Heim vorzufinden, weil die Eltern oder die Großeltern deportiert worden sind.

Demokratische Regeln ausgehebelt

Schlicht: Der Gewissheit, dass man innerhalb eines demokratischen Systems lebt, das nach ganz bestimmten Regeln funktioniert. Diese Regeln werden in Lichtgeschwindigkeit ausgehebelt, so schnell, dass Elon Musk bei seinen Marsphantasien direkt neidisch werden könnte. Es gibt ihn nicht mehr, diesen gewohnten Alltag. Nichts, was davor war, ist noch gültig. Das ist das Kippen aus einem demokratischen Prozess in eine Diktatur: Die totale Willkühr. Das wird ein hartes Erwachen für die meisten, die da gewählt haben. Und natürlich auch für die, die nicht gewählt haben.

Warnungen erfüllen sich

Alle Warnungen, die in den Wind geschlagen worden sind, erfüllen sich Tag für Tag. Trumps faschistischer Ansatz greift tief in die gewachsenen Strukturen des Alltäglichen, vergiftet, erodiert, gefährdet.  Sein erratisches Verhalten destabilisiert nicht nur die USA, das horrorclowneske Wanken greift auf die ganze Welt über.

Europäischer Hintern blank

Und für alle, die mit Amerika einen Partner verlieren, der doch recht lange stabil da gewesen ist, ob nun Demokraten oder Republikaner gerade an der Macht waren. Nein, Europa muss sich von seiner Annahme dringend verabschieden, es sei noch in irgendwie freundlichen Umgangsformen, es sei noch irgendwie geschützt. Unser europäischer Hintern ist blank wie der Vollmond. Und es wird sich so schnell von außen auch nicht ändern. Das Kind muss nun laufen lernen. Das Kind hat sich davor schon mehrmals in den Gatsch gehauen. Nun wird niemand mehr aufhelfen, wenn es erneut passieren sollte. Wir sind allein. Aber immerhin haben wir noch Eier.

Autor

  • Julya Rabinowich

    Julya Rabinowich ist eine der bedeutendsten österreichischen Autorinnen. Bei uns blickt sie in die Abgründe der Republik.

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