Samstag, April 26, 2025

Radikale Moschee verlor Zulassung – und ist trotzdem geöffnet

Im November berichtete ZackZack über extremistische Umtriebe in einer Moschee in Wien-Josefstadt. Die Islamische Glaubensgemeinschaft entzog der Einrichtung mittlerweile den Moschee-Status – der Betrieb läuft dennoch weiter.

Das Kellerlokal am Wiener Gürtel muss unter Hardcore-Islamisten so etwas wie Kultstatus genießen. Einst predigte dort Mohammed Mahmoud, der später als Führungsfigur des “Islamischen Staates” in Syrien mordete. Auch Mirsad Omerovic alias Ebu Tejma trat hier auf – er sitzt wegen Terror-Rekrutierung eine zwanzigjährige Haftstrafe ab.

Vergangenen November machten ZackZack-Recherchen dann öffentlich, dass im Eckhaus am Josefstädter Uhlplatz aktuell viele radikalisierte, amtsbekannte Jugendliche verkehrten. Zudem konnte eine mit der Moschee vernetzte Telegram-Gruppe enttarnt werden, in der islamistische Hetze betrieben wird. Schwulen und lesbischen Menschen wurde dort etwa der Tod gewünscht, auf etlichen Sujets werden Terror-Größen wie Osama Bin Laden gehuldigt. Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) erklärte im Zuge der Recherche, dass man eine Aberkennung des Moschee-Status prüfe. Was ist seither geschehen?

Auflösung durch IGGÖ

Zumindest von außen gesehen nicht viel. Ein Lokalaugenschein am Hernalser Gürtel zeigt, dass sich zum Freitagsgebet nach wie vor Dutzende Personen in dem Kellerlokal einfinden. Auch online findet man zur Moschee “En-Nasiha” auf Infoseiten nach wie vor Gebetszeiten.

“Die Auflösung der Moscheegemeinde erfolgte im Dezember 2024”, heißt es wiederum seitens der IGGÖ-Pressestelle gegenüber ZackZack. “Aufgrund der wiederholten Verwicklung der Moscheegemeinde in Berichte über extremistische Tendenzen entstand ein erheblicher Reputationsschaden für die IGGÖ. Trotz mehrfacher Hinweise und Aufforderungen zur Klärung blieb eine nachhaltige Einsicht seitens der Moscheegemeinde aus”, so die Begründung.

Im Jänner hätten die Betreiber eine Beschwerde eingelegt, diese habe allerdings “keine aufschiebende Wirkung”, so die IGGÖ. Soll heißen: Weder darf sich die Einrichtung aktuell als Moschee bezeichnen, noch sei sie “berechtigt, die Lehre des Islam im Sinne der IGGÖ zu verbreiten.” Eine endgültige Entscheidung über den Moschee-Status soll ein Schiedsgericht spätestens im April klären.

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Das Kellerlokal wird weiterhin als inoffizielle Moschee genutzt.

Innenministerium blockt Anfrage ab

Als Gebetsraum kann der Standort offenbar problemlos weiter bestehen. Verantwortlich für die Aktivitäten sei nun jedoch ausschließlich der dahinterstehende Verein, betont die IGGÖ. Zumindest bis November 2024 betrieb die Moschee der “Kulturverein Savjet”, dessen Führungspersonal in der Vergangenheit immer wieder eine ideologische Nähe zu Al-Qaida attestiert wurde.

Wie es aktuell um den Verein steht, ist vorerst unklar. Im Innenministerium blockt man Nachfragen, ob der aktuelle Betreiber des Kellerlokal bekannt ist oder der Verein dahinter möglicherweise von einem Auflösungsverfahren betroffen ist, schlichtweg ab – man solle sich beim Kultusamt im Bundeskanzleramt erkundigen, heißt es. Dort kann man ZackZack jedoch ebenfalls nur bestätigen, dass die Moschee im Dezember aufgelöst wurde. Auch dort heißt es: Für eine Überprüfung und mögliche Auflösung des dahinterstehenden Vereins wäre das Innenministerium zuständig.

Extremistische Telegram-Gruppe weiter aktiv

Indessen ist jene bosnischsprachige Telegram-Gruppe, die eng mit dem Moschee-Betrieb vernetzt ist und in der laufend Dschihad-Propaganda geteilt wird, weiterhin aktiv. Seit Monaten positioniert sich der Kanal auch zur Situation in Syrien, westliche Mahnungen zum Schutz von Minderheiten kommentierte man dort Ende Dezember etwa so: “Die Repressalien gegen die entflohenen Rattenreste werden als „Gewalt gegen Minderheiten“ bezeichnet, obwohl diese Repressalien auf einige der an den Verbrechen Beteiligten beschränkt blieben und nicht alle Angehörigen dieser „Minderheiten“ betrafen.” Daneben finden sich fundamentalistische Verhaltensregeln, das Hören von Musik wird etwa als “die Wurzel von Ehebruch und einer der Hauptgründe für die Entstehung von Unmoral” bezeichnet.

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Foto aus dem Inneren des Kellerlokals. Ein extremistischer Telegram-Kanal weist klare Verbindungen zur Wiener Moschee auf.

Manche Spuren zur Josefstädter Moschee – wie etwa Aufnahmen aus dem Inneren des Kellerlokals – wurden in dem Kanal wiederum nach den ersten ZackZack-Berichten plötzlich gelöscht. Eine Anfrage an eine Kontaktdresse der Moschee zu den Verbindungen blieb auch nach mehreren Tagen unbeantwortet.

Autor

  • Thomas Hoisl

    Ist seit April 2024 bei ZackZack. Arbeitete zuvor u.a. für "profil". Widmet sich oft Sicherheitsthemen oder Korruptionsfällen.

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