Er gilt als aussichtsreicher Kanzlerkandidat der ÖVP bei den nächsten Wahlen: Der frischgebackene Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer. Ein Blick auf seine Karriere zeigt, dass die neue Hoffnung der ÖVP nicht Wirtschaft, sondern Parteiwirtschaft gelernt hat.
Sein kometenhafter Aufstieg hat den gebürtigen Linzer Wolfgang Hattmannsdorfer bis ins Wirtschaftsministerium geführt. Zuvor wurde er sogar als nächster Kanzlerkandidat der ÖVP gehandelt. Der ehemalige Landesrat aus Oberösterreich ist ein Marketingprofi und weiß sich gekonnt zu inszenieren. ZackZack hat seine politische und berufliche Karriere genauer untersucht.
“Politischer Vollprofi”
Hattmannsdorfers politische Weichenstellung begann relativ früh. Mit 23 Jahren dockte der heute 45-jährige Linzer im Landtagsklub der oberösterreichischen ÖVP an. Dort arbeitete er als Assistent des damaligen Klubobmanns Michael Strugl – heute Vorstandsvorsitzender der Verbund AG. Im Jahr 2009 – Hattmannsdorfer war 29 – stieg er ins Büro der Landesparteileitung auf, das er ab 2013 als Landesgeschäftsführer der ÖVP Oberösterreich leitete.
Von 2010 bis 2015 saß Hattmannsdorfer im Linzer Gemeinderat, wechselte dann aber in den Landtag, wo er bis 2021 Abgeordneter war. Nach dieser Periode gehörte er als Landesrat für Soziales und Integration der Oberösterreichischen Landesregierung an. Im Oktober 2024 zog er als Abgeordneter in den Österreichischen Nationalrat ein.
Auf Wunsch von WKO-Präsident Harald Mahrer folgte Hattmannsdorfer im Jänner 2025 dem ÖVP-Urgestein Karlheinz Kopf als Wirtschaftskammer-Generalsekretär nach. Für Mahrer war der immer lächelnde “Hatti” – so wurde er intern genannt – ein „politischer Vollprofi“ und einer der „erfolgreichsten Parteimanager“ des Landes. Es blieb ein kurzer Ausflug in die WKO. Bereits im März verließ Hattmannsdorfer die Wirtschaftskammer wieder und übersiedelte in die Bundesregierung. Am dritten März wurde er als Minister für Wirtschaft, Energie und Tourismus angelobt.
Unternehmer im geschützten Parteibiotop
Nach ersten Studenten- und Ferialjobs als Postbote und in der Schwerindustrie „beim Schichteln in der VOEST“ gelang Hattmannsdorfer dank Parteiarbeit schnell der Aufstieg in höhere Gefilde. Sie alle fanden in Betrieben statt, die unter Kontrolle des Landes oder der Partei stehen. Dort hat man mit Raiffeisen- oder ÖVP-Bezug gute Karten.
Das ist zum einen seine langjährige Tätigkeit bei der City Media Zeitschriften GmbH. Hattmannsdorfer leitete von 2013 bis 2021 als Geschäftsführer nicht nur die Zeitschriften-GmbH, sondern auch die zugehörige AT 8 Vermögensverwaltungs-GmbH, der auch heute noch 75 Prozent der Zeitschriften-GmbH gehört. Sie wird heute vom ÖVP-nahen Anwalt Franz Mittendorfer treuhändisch für die ÖVP verwaltet. Die Firma gibt das City Magazin heraus, das an alle Haushalte in Linz, Steyr und Wels verschickt wird und auffallend viele Inserate des Landes Oberösterreich enthält.
Im Jahr 2013 wurde Hattmannsdorfer in den Aufsichtsrat der „OÖ Wohnbau Gesellschaft für den Wohnungsbau gemeinnützige GmbH“ berufen, 2018 folgte ein Vorstandsposten in der damit zusammenhängenden Stiftung, der OÖ Wohnbau Privatstiftung. Früh taucht er dort in die ÖVP-Welt und deren enge Verstrickung mit dem Raiffeisenimperium ein.
Während den Funktionsperioden Hattmannsdorfers saßen etwa Heinrich Schaller oder Reinhart Schwendtbauer im Aufsichtsrat der Wohnbaugesellschaft. Schwendtbauer gilt als zukünftiger Chef der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich. Er übernimmt im Mai 2025 – von Heinrich Schaller.
Bei der „OÖ Wohnbau Gesellschaft für den Wohnungsbau gemeinnützige GmbH“ gibt die ÖVP traditionell den Ton an. Im Dezember 2023 wurde Hattmannsdorfer unter der Geschäftsführung des ÖVP-Politikers Bernhard Baier und des Raiffeisen-Immo-Managers Jürgen Harich zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden bestimmt.
Seine langjährige Tätigkeit als Aufsichtsratsvorsitzender im Hilfswerk Oberösterreich übernahm Hattmannsdorfer von seinem ehemaligen Ziehvater Strugl. Mit dabei etwa Emil Lauß von der Diözese Linz, ehemals Top-Manager bei der Hypo Oberösterreich, die mehrheitlich dem Land Oberösterreich gehört.
Zwischen wirtschaftlicher Expertise, Karriereleiter und Ideologie
In der ungeschützten Privatwirtschaft hat Hattmannsdorfer bisher kaum Erfahrungen gesammelt. Anders als andere türkise Hoffnungsträger kann der Linzer allerdings eine akademische Laufbahn in seinem Fach vorweisen. Hattmannsdorfer studierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Johannes Kepler Universität in Linz, wo er 2007 sein Doktoratsstudium abschloss.
Seine Hochschulschrift zum Erwerb des Magistertitels trägt einen einschlägigen Titel: „Modernes Wahlkampfmanagement: politisches Marketing als zentraler Bestandteil der Kampagnenplanung anhand von Beispielen aus den vergangenen Wahlen in Österreich“.
In einem Interview mit MeinBezirk im Jahr 2013 gab Hattmannsdorfer auf die Frage „Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?“ eine unmissverständliche Antwort: „Ich habe noch keinen Druck, über eine Gesamtkarriere nachzudenken. Aber auch wenn mir noch so viele Millionen geboten werden, ich werde immer ein Schwarzer bleiben. Ich habe eine Ideologie und Ideologie ist nicht käuflich.“
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