Mit zwei nahezu wortgleichen Klagen wollen General Michael Takacs und der niederösterreichische LKA-Chef Stefan Pfandler das Pilnacek-Buch “daschlogn”. Die Akteneinsicht zeigt: Die Klagen stammen direkt aus dem Innenministerium.
Die Klagswut wegen der Pilnacek-Recherchen von ZackZack-Herausgeber Peter Pilz setzt sich fort. Nicht nur Bundespolizeidirektor Michael Takacs will das Buch “Pilnacek – Der Tod des Sektionschefs” verbieten – sondern auch der niederösterreichische Chef des Landeskriminalamtes Stefan Pfandler.
ZackZack erfuhr von den medienrechtlichen Anträgen zunächst via Gratiszeitung Heute, mittlerweile besteht Akteneinsicht. Diese zeigt: Pfandlers Klage wurde nur einen Tag vor Takacs Schreiben eingebracht.
Zwei fast identische Anträge
Pfandler und Takacs wollen mit ihren medienrechtlichen Anträgen Entschädigungszahlungen und eine “Einziehung” – also ein künftiges Verbot – des Pilnacek-Buchs erwirken. Sie begründen das auf jeweils sieben bzw. sechs Seiten. Es zeigt sich: Die Anträge sind fast wortgleich formuliert.
Lediglich ein Grammatikfehler aus der Pfandler-Klage vom 16. März wurde in der Takacs-Klage vom 17. März ausgebessert. Im Gegenzug hat sich in die Takacs-Klage ein Tippfehler eingeschlichen. Verantwortlich für beide Fehler waren aber ohnehin nicht die BMI-Spitzenbeamten, sondern ihr Anwalt Peter Zöchbauer.
Dieser ist immer zur Stelle, wenn es um Klagen gegen ZackZack geht – er vertritt auch den Chefinspektor Hannes Fellner, die Pilnacek-Witwe Caroline List oder einst Rene Benko mit seiner Millionen-SLAPP-Klage. Für die beiden Anträge verrechnete Zöchbauer jeweils auf den Cent genau 646,68 Euro, Takacs und Pfandler kosten also exakt gleich viel.
Auffällig ist, dass die Klagen nicht von den beiden als Privatpersonen verfasst wurden, sondern aus dem Innenministerium stammen. Michael Takacs fügte zu seiner Klage als Antragsteller “pA Bundesministerium für Inneres” hinzu, Stefan Pfandler tat dies mit “pA Landespolizeidirektion Niederösterreich.”
Takacs-Anwalt wollte sich Richter aussuchen – erfolglos
Bemerkenswert ist auch, dass Anwalt Zöchbauer für die Verfahren einen ganz bestimmten Richterwunsch äußerte: Per Antrag wollte er die Klagen unter Richter Christian Noe verhandelt haben, dieser ist Vorsitzender im bereits laufenden Prozess von Pilnacek-Chefinspektor Hannes Fellner gegen ZackZack.
Noe sprach sich jedoch dagegen aus, dass die Verfahren zusammengeführt würden, wie eine schriftliche Verfügung im Akt belegt. Es bestehe “kein enger sachlicher Zusammenhang.”
Gefährliche Wahrheiten
Das öffentliche Interesse an den inhaltlichen Enthüllungen bleibt indessen ungebrochen: Auch in dieser Woche bleibt “Pilnacek – Der Tod des Sektionschefs” auf Platz Eins der großen Bestsellerlisten. ZackZack-Herausgeber Peter Pilz sieht den Klagen der BMI-Spitzen erwartungsvoll entgegen: “Wenn jetzt das Innenministerium mit Polizeichef Takacs und Kripo-Chef Pfandler gegen mein Buch antritt, muss es um etwas besonders Gefährliches gehen – wohl um die Wahrheit im Polizeifall ´Pilnacek´”.
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