Hier wird erneut eine Frau den Tobenden zum Fraße vorgeworfen. Von einer anderen Frau. Die sich dazu noch über das Aussehen dieser vorgeworfenen Frau mokiert, als hätte dieses Aussehen irgendetwas mit deren politischer Arbeit zu tun.
Ich habe schon sehr oft über Frauen in der Öffentlichkeit geschrieben. Ich habe auch sehr lange über Frauen in der Öffentlichkeit geschrieben. Über all den Hass, der ihnen entgegenschlägt. Über all die Häme. Über sexistische Übergriffe. Über die unterschwellige Aggression. Und über die offenen Drohungen.
Ein besonders schreckliches Beispiel einer öffentlich agierenden Frau, deren Öffentlichkeit für sie zur tödlichen Gefahr wurde, ist jenes der jungen und engagierten Ärztin Lisa-Maria Kellermayr, die nach unerträglicher Hetze, dadurch entstehenden finanziellen Druck und psychischer Belastung nach vielen, vielen ins Leere verhallenden Hilferufen Selbstmord beging. Ich dachte, seither hätte sich etwas verändert.
Ihr Schicksal, so dachte ich, hätte Menschen die Augen geöffnet. Über die reale Gefahr, die Hass im Netz bedeutet. Über die sich verselbstständigenden Spiralen ins Gewaltvolle. Während also gerade ein Prozess geführt wird, der unter anderem einem der mutmaßlichen Verfolger von Frau Lia-Maria Kellermayr gilt, passiert gleichzeitig Folgendes:
Frau Marie-Christine Giuliani, Ex-ORF-Moderatorin und nunmehrig bei FPÖ-TV gelandet, postet ein unvorteilhaftes, ungeschminktes Bild der Sozialministerin Korinna Schumann und kommentiert den Meuchelschnappschuss folgenderweise: „Darf ich vorstellen: unsere Gesundheitsministerin! Ohne Worte!”. Darunter entlädt sich ein altbekannt hasserfüllter Mob. Hier wird erneut eine Frau den Tobenden zum Fraße vorgeworfen. Von einer anderen Frau. Die sich dazu noch über das Aussehen dieser vorgeworfenen Frau mokiert, als hätte dieses Aussehen irgendetwas mit deren politischen Arbeit zu tun.
Unterste Schublade der Frauenverachtung
Das ist tiefste, dümmste Schublade ganz gewöhnlicher Frauenverachtung. Das ist man eher von frauenfeindlichen Männern gewohnt. Frau Giuliani sitzt für die FPÖ im Nationalrat, sie erhält ein gutes Salär für dieses Sitzen. Wenig später – und nachdem ihr Facebookbeitrag im Falter und danach in anderen Medien in den Fokus gerückt war – verschwand er wieder.
Die Verfasserin setzte allerdings noch einen klassischen Hump-Dump mit seltsamen Erklärungen nach, die wieder das Äußere der Ministerin thematisierten. Leider: Das Blau scheint kräftig durch ihre Handlungen. Frau Giuliani ist aber nicht nur blau, sie ist auch Psychotherapeutin. Jemand muss sie ausgebildet, jemand muss sie beschäftigt haben. Ihr muss bewusst sein, was sie mit solchen inferioren Aktionen triggert. Dann ist dieses Verhalten mit der Arbeit einer Psychotherapeutin unvereinbar. Oder es ist ihr nicht bewusst. Aber auch dann ist sie als Psychotherapeutin untragbar.
Titelbild: Miriam Moné