In der Nacht auf Samstag führte die Ukraine einen gezielten Drohnenangriff auf Russlands einziges Glasfaserwerk durch. Es handelt sich um jene staatliche Fabrik, die von Georg Knills Unternehmensgruppe gebaut wurde.
50 Millionen Euro erhielt die steirische Knill-Gruppe 2011 für die Errichtung der ersten, staatlich-russischen Glasfaserfabrik in Saransk – der bis dahin größte Deal des Unternehmens von IV-Chef Georg Knill.
Seit Jänner enthüllten ZackZack-Recherchen, dass das Werk für den militärisch-industriellen Komplex Russlands schon jahrelang eine wichtige Rolle spielt: Die russischen Firmenchefs der erbauten Fabrik priesen ab 2011 öffentlich immer wieder den Nutzen der Glasfasern für die Rüstungsindustrie. 2019 gingen sie sogar eine Vereinbarung mit Putins Verteidigungsministerium ein. Seit vergangenem Jahr spielen Glasfaser-gesteuerte Drohnen eine gewichtige Rolle im Krieg gegen die Ukraine. Dennoch behaupteten Knill und sein Unternehmen seit Beginn der Recherchen konsequent, die Fabrik habe nur einen zivilen Nutzen.
Ukrainischer Militärschlag gegen Knill-Fabrik
Mit einem gezielten Angriff zeigte die ukrainische Militärführung nun, dass sie das offensichtlich ganz anders sieht: In der Nacht auf Samstag wurde das Werk in Saransk von ukrainischen Drohnen angegriffen. Mehrere ukrainische Medien und Kanäle in den sozialen Medien zeigten Bilder der in Flammen aufgegangenen Fabrik.
Das englischsprachige, ukrainische Medium The New Voice of Ukraine zitierte dazu ukrainische Geheimdienstquellen: „Der SBU führt weiterhin Präzisionsangriffe auf russische Einrichtungen durch, die Teil des militärisch-industriellen Komplexes sind und Waffen für den Krieg gegen die Ukraine produzieren. Solche Ziele sind völlig legitime militärische Ziele“.
Auch der Präsident der russischen Teilrepublik Mordwinien, Artyom Zdunov, bestätigte den Angriff auf Telegram und sagte, dass es bei der Drohnen-Attacke keine Verletzten oder Toten gab. Zdunov war es übrigens auch, mit dem Georg Knill bei einem Treffen in Russland noch Ende 2021 einen möglichen Ausbau des Werks besprach und vorantrieb (wir berichteten).
Knill wollte Werk noch Ende 2021 ausbauen
Die ZackZack-Rercherchen sorgten seit Jänner für einigen Wirbel. Die SPÖ stellte dazu etwa eine parlamentarische Anfrage an das Wirtschaftsministerium. In der Beantwortung hieß es, man will das Russland-Engagement der Knill-Gruppe über die Jahre “ordnungsgemäß geprüft” haben, gleichzeitig konnte das österreichische Unternehmen das russische Werk noch 2018 mit Dual Use-Gütern beliefern. Sanktionen gegen Russland waren seitens der EU schon ab 2014 verhängt worden.
Nach Veröffentlichung der parlamentarischen Anfrage hieß es gegenüber dem Standard, das Ministerium arbeite an einer “Sachverhaltsklärung” mit der Knill-Gruppe; gegenüber ZackZack gab das zuvor von Martin Kocher und mittlerweile von Wolfgang Hattmannsdorfer geführte Ressort trotz wiederholter Nachfragen nie eine Stellungnahme ab.
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