Donnerstag, Mai 22, 2025

Karl Mahrer, 1981 – 2025

Es ist Zeit, sich zu verabschieden. Karl Mahrer hat sein vorletztes Ziel erreicht: Die Wiener ÖVP ist einstellig. Jetzt kann er sich persönlichen Dingen widmen: seinen kleinen Geschäften und der Vorbereitung des Prozesses, in dem er wegen Untreue vor Gericht stehen soll.

Als Karl Mahrer am Wahlabend gut gelaunt vor den Trümmern seiner Partei stand, wunderte sich niemand, dass es so ausgegangen war. Für Verwunderung sorgt nur eines: dass Karl Mahrer in der ÖVP so weit gekommen war.

Blick zurück

Ein Blick zurück lohnt sich. 1981 wurde Mahrer zum „eingeteilten Beamten“ der Wiener Polizei. Dort setzte Mahrer auf Bildung, Partei und Geschäft.

„Bildung“ war schnell erledigt. Den Titel „Bachelor of Art s in Police Leadership“ schaffte Mahrer im Jahr 2009 in nur acht Wochen Anwesenheit an der Fachhochschule Wiener Neustadt. Die Österreichische Hochschülerschaft hatte Einwände: „Das ist ein berufliches Weiterbildungsseminar, aber doch nie ein Studium“. Für den Titel und den Weg ganz nach oben zum Polizeigeneral reichte es.

Große und kleine Geschäfte

Seinen letzten Wahlkampf hat Karl Mahrer als Angeklagter bestritten. Die WKStA verfolgt ihn wegen des Verdachts der Untreue. In der Causa Wienwert wird er gemeinsam mit seiner Frau wegen eines Unternehmens angeklagt: der CHARISMA GbmH.

Karl Mahrer wird das Vergehen der Untreue als Beitragstäter vorgeworfen. Seine mitangeklagte Ehefrau soll als Geschäftsführerin CHARISMA GbmH ab Juli 2017 sieben monatliche Zahlungen der Wienwert AG von in Summe 84.000 Euro erhalten haben – “denen vereinbarungsgemäß keine werthaltigen Gegenleistungen gegenüberstanden”, wie es die WKStA in einer ZackZack vorliegenden Stellungnahme vom Oktober 2024 formulierte.

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Information des BMJ an OStA Wien über Genehmigung der Anklage

COVID-Förderung in der Privatwohnung

In „Landstraßer Hauptstraße 55 – 57/17“ logierte laut Firmenbuch seit dem 30. November 2021 die „CHARISMA Gesellschaft für Handel und Öffentlichkeitsarbeit“. ZackZack fragte schon im August 2023 nach: „Doch warum ist die CHARISMA GmbH aus einem Bürozentrum in der Landstraßer Hauptstraße 97 in die Privatwohnung der Mahrers gezogen? Und warum hat sie in der Mahrer-Wohnung für 2022 von der COFAG noch COVID-Nothilfen in der Höhe von 59.133,22 Euro kassiert?“

ZackZack-Recherchen belegten, dass CHARISMA im Jahr 2021 hohe Gewinne machte – und dank großzügiger COFAG-Hilfen den Rekordgewinn der Firmengeschichte einfahren konnte.

Hinter der CHARISMA GmbH steckten Karl Mahrer und seine Frau Christine. Hat Karl Mahrer die COVID-Epidemie wirtschaftlich „genützt“? Hat er hier gegen § 153 b des Strafgesetzbuches verstoßen und damit Förderungsmissbrauch begangen? Hatte Mahrer noch mehr auf dem CHARISMA-Kerbholz, als in der Anklage der WKStA steht?

Und: Wer hat ermöglicht, dass die Mahrers in den COVID-Topf greifen konnten?

Alles bekannt

Als die ÖVP beschloss, Karl Mahrer noch einmal in Wien antreten zu lassen, war das alles bekannt. Man wusste alles über die einschlägigen Verdienste des Polizeigenerals. Man kannte seine Bilanz von Parteibuchwirtschaft bis Förderungswirtschaft. Und vor allem: Man wusste, dass Karl Mahrer bald vor Gericht stehen würde.

Karl Mahrer hat seine letzte Chance ergriffen. Aber warum hat die ÖVP ihm diese letzte Chance gegeben? Wer in Mahrers Partei nachfragt, erhält eine Antwort: Niemand war bereit, statt Mahrer anzutreten. Die ÖVP-Passagiere hatten längst das sinkende Schiff verlassen. In der Wiener Partei schien klar: Karl Mahrer sollte bei der Gemeinderatswahl 2025 allein untergehen.

Das hat er getan. Für das, was strafrechtlich bleibt, wird sich Mahrer selbst verantworten müssen. Ein Trost bleibt ihm: In der türkisen Familie ist er nicht der Einzige, hinter dem die Strafjustiz her ist. Nach dem Verbandsverantwortlichkeitsgesetz steht eine Beschuldigte im zentralen Ibiza-Akt der WKStA: die Bundespartei der ÖVP.

Für Karl Mahrer, seine Frau und die ÖVP gilt die Unschuldsvermutung.


Titelbild: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com, Johannes Neumeister/ZackZack

Autor

  • Peter Pilz

    Peter Pilz ist Herausgeber von ZackZack.

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