Nach Wahlen droht den ÖVP-Spitzen derzeit allesamt das gleiche Schicksal: Dass ihr Kopf an der Parteispitze rollt. Nach den letzten Urnengängen mussten Spitzenkandidaten fast immer das Handtuch werfen.
Wiens ÖVP-Chef Karl Mahrer trat am Montag zurück. Es ist der jüngste Fall des ÖVP-Köpferollens nach Wahlen. Zuletzt mussten sich die angetretenen Spitzenkandidaten fast immer zurückziehen. Einzig in Vorarlberg konnte sich Landeshauptmann Markus Wallner an der Spitze halten. Auch er verzeichnete ein Minus von über 5 Prozentpunkten bei den Vorarlberger Landtagswahlen im Oktober 2024.
Wien-Wahl: Karl Mahrer & Laura Sachslehner
Nach dem schwachen Ergebnis von nur 9,6 Prozent bei den Wiener Gemeinderatswahlen erklärte Karl Mahrer seinen Rückzug von der Wiener Parteispitze. Ihm folgt der Bezirksvorsteher des ersten Bezirks, Markus Figl, nach.
Die Wien-Wahl war das bisher letzte von vielen Wahlergebnissen, durch das die Volkspartei massiv unter Druck geriet. Mit einem Minus von 10,8 Prozent verlor die ÖVP in der Bundeshauptstadt mehr Prozentpunkte, als sie bei der Wahl erreichte.
Credits: ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com
Update 12:14: Das schwache ÖVP-Ergebnis in Wien bedeutete vorerst auch das Ende der politischen Karriere von Laura Sachslehner. Die ehemalige Generalsekretärin fiel immer wieder durch ihren Rechtskurs in der ÖVP auf. Sie schaffte den Einzug in den Gemeinderat via Dritten Bezirk nicht.
Burgenland-Wahl: Christian Sagartz
Seinen Chefsessel räumte auch der ÖVP-Parteichef im Burgenland, Christian Sagartz. Nach den herben Verlusten von 8,6 Prozent bei den Burgenländischen Landtagswahlen Anfang 2025 war er an der Spitze der Partei nicht mehr zu halten. Mit ihm ging auch Landesgeschäftsführer Patrik Fazekas. Das Szepter in der Burgenländischen Volkspartei nimmt nun Christoph Zarits in die Hand. Sein Ziel sei es “die Partei wieder fit zu machen”, erklärte er dem ORF.
Trotz den deutlichen Verlusten malte sich die ÖVP-Burgenland gute Chancen auf eine Regierungsbeteiligung mit der SPÖ aus. Wie ZackZack aus informierten Kreisen erfuhr, dürften die Gespräche aber im Anfangsstadium gescheitert sein – die SPÖ unter Hans-Peter Doskozil koalierte daraufhin mit den Grünen. Das Misslingen der Gespräche schwächte die Position von Sagartz in der Burgenländischen ÖVP massiv. Eine Parallele zur Bundespartei.
Credits: HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com
Steiermark-Wahl: Christopher Drexler
Auch die Landtagswahl in der Steiermark am 24. November 2024 brachte den dortigen ÖVP-Chef zu Fall. Nach einem Minus von 9,2 Prozent und dem Verlust des Landeshauptmannsessels an die FPÖ wurde Christopher Drexler zur Abgabe der Parteispitze gedrängt. Wie der Standard berichtete, setzte ihn vor allem der steirische Wirtschaftsbund unter Druck, sein Amt abzugeben. Ihm folgte die bisherige Landtagspräsidentin Manuela Khom nach.
Credits: ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com
Nationalratswahl: Karl Nehammer
Das aktuelle Köpferollen bei der Volkpartei nahm seinen Anfang bei der Nationalratswahl am 29. September 2024. Nach einem Minus von über 11 Prozent ging der damalige Kanzler Karl Nehammer noch als Chefverhandler der ÖVP in Koalitionsgespräche mit der SPÖ und den NEOS. Das erste Scheitern der sich wochenlang hinziehenden Gespräche führte zum Fall des Parteichefs. Es übernahm der damalige Generalsekretär Christian Stocker, der nach misslungenen Verhandlungen mit der FPÖ dann doch noch mit der SPÖ und den NEOS koalierte.
Credits: TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com
Mattle muss sich behaupten
Die nächste größere Wahl ist die Landtagswahl in Tirol. Dort steht Anton Mattle an der Spitze der Partei. Bei der Landtagswahl 2022 musste er ein Minus von 9,5 Prozentpunkten hinnehmen, konnte aber erfolgreich eine Koalition mit der SPÖ bilden. Sein Koalitionspartner musste den Parteichef bereits austauschen. Georg Dornauer zog sich im November 2024 nach einer Jagdaffäre mit René Benko trotz Waffenverbot vom Parteivorsitz zurück.
Credits: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com
Noch hat Mattle zwei Jahre Zeit, das Köpferollen bei der ÖVP zu stoppen. Die Landtagswahl in Tirol findet erst 2027 statt.
Titelbild: ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com, ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com