Millionen Fans verfolgen jedes Jahr europäischen Spitzenfußball im Fernsehen. Dafür müssen sie aber immer tiefer in die Tasche greifen – um dann oftmals enttäuscht zu werden.
Vergangenen Mittwoch gab es einen Fußball-Leckerbissen der besonderen Art. Der FC Barcelona trennte sich im Champions-League Heimspiel von Inter Mailand mit 3 zu 3. Doch Abonnenten der bisher gängigsten Streaming-Portale hatten ganz andere Probleme: Sie konnten das Spiel gar nicht erst ansehen.
auf Canal+ zu sehen. Bild: JOSEP LAGO / AFP / picturedesk.com
Das TV-Geschäft im internationalen Spitzenfußball ist lukrativ – aber auch teuer. Streamingportale wie DAZN, Sky und Canal+ blättern viel Geld hin, um als Rechtenehmer der Champions League für Kunden zu werben. Das verheißungsvolle Angebot: Für rund 20 Euro pro Monat können Abonennten die UEFA Champions League und noch vieles mehr Zuhause auf dem Sofa genießen. Das Problem: Wer die begehrtesten Spiele übertragen darf, kann sich schnell ändern. Kunden ärgern sich oftmals über ein abgeschlossenes Jahresabo, dessen Angebot sie gar nicht mehr interessiert.
DAZN verliert Champions League
Das beste Beispiel für das Lizenz-Karussell ist das Aus der Champions League auf DAZN. Der kostenpflichtige Streaminganbieter übertrug die Champions League in Österreich jahrelang und gewann dadurch immer mehr Kunden. Abonnenten rechneten deshalb nicht unbedingt mit dem kompletten Übertragungsende der Champions League auf DAZN in Österreich. Noch im Oktober 2024 stellte DAZN auf ihrer Homepage die Frage “Warum sollte ich DAZN abonnieren?” und warb mit der Übertragung der “kompletten UEFA Champions League”:
Nur wenige Monate später gibt es die Champions League überhaupt nicht mehr auf DAZN – zumindest für alle, die den Sender in Österreich empfangen. Die spannende Endphase der europäischen Spitzenklasse kann man hierzulande nur noch auf anderen Sendern live genießen. Wer DAZN für die Champions League abonniert hatte, sah mit einem Schlag komplett durch die Finger, zumal sich bei vielen Abonnenten das Jahresabo zuvor automatisch verlängert hatte. Informiert wurden die Abonnenten über das bevorstehende Aus der Champions League auf DAZN laut ZackZack-Informationen nicht.
Diejenigen, die die fußballerische Königsklasse trotzdem sehen wollten, schlossen häufig ein Abonnement bei Sky Sport ab. Doch auch dieses Abonnement sollte noch für Ärger sorgen.
Zerstückelung der Übertragungsrechte
Auch Sky wirbt auf seiner Homepage seit Jahren mit der Champions League. Zurecht: Schließlich übertrug man die europäische Königsklasse in Österreich regelmäßig seit drei Saisonen. In der aktuellen Saison sicherte sich Sky beinahe die gesamten Übertragungsrechte für die Champions League. Trotzdem mussten sich Abonnenten oft ärgern: Denn einige Spitzenspiele am Mittwochabend waren nur beim neuen französischen Konkurrenten Canal+ zu sehen, der einige Topspiele und das Finale zeigt. Damit brauchten Fußballfans wieder zwei Abonnements, um die komplette Champions League verfolgen zu können.
Im Internet sorgte das bei einigen Abonnenten für Frustration: “Muss grad mit Grausen erkennen dass man um CL oder ÖFB Liga schauen zu können, nun statt sky auch noch canal+ abonnieren muss. Frechheit sowas”, schrieb ein User im März 2025. Ein anderer kündigte an: “Ich persönlich steig aber aus sobald auch nur ein wöchentliches Spiel fehlt. Ich zahl nicht für ein Produkt wenn mir dann gesagt wird „ach whoops sorry, das Spiel, das du sehen willst, ist das Super-Mega-Top-Spitzenspiel, da brauchst ein anderes Abo.”
Absprachen bei Lizenznahme?
Mit der Zerstückelung der Übertragungsrechte wird es für Fußballfans, die die europäischen Klubbewerbe Zuhause ansehen wollen, teuer. Fraglich bleibt, ob die Anbieter sich bei der Lizenznahme absprechen, um jeweils ein Stück des Kuchens verkaufen zu können. Dementsprechende Fragen beantwortete Sky Sport auf ZackZack-Anfrage nur lapidar: “Nein”.
ZackZack wollte auch wissen, ob Kunden vor Abschluss eines Abo-Vertrags darüber informiert werden, dass nicht alle Spiele enthalten sind. Sky bejahte. DAZN ließ die ZackZack-Fragen unbeantwortet.
Weiter geht es nächste Woche mit den Rückspielen der UEFA Champions League-Halbfinalis. Auf Sky trifft Inter Mailand am Dienstag auf den FC Barcelona. Abonnenten von Canal+ können dafür am Mittwoch die Entscheidung zwischen Paris Saint Germain und dem FC Arsenal live mitverfolgen. Nur wer für beide Streamingdienste bezahlt, kann Zuhauße das volle Halbfinale genießen.
Titelbild: https://pixabay.com/photos/streaming-tv-sports-game-watching-9009377/, JOSEP LAGO / AFP / picturedesk.com