Freitag, Juni 20, 2025

Tote und Verletzte: Österreich wird von Amoklauf an Grazer Schule erschüttert

Beim Amoklauf an einer Grazer Schule handelt es sich um die wohl verheerendste Gewalttat in der Zweiten Republik. Die steirische Bildungsdirektion hat eine Krisenhotline eingerichtet, eine dreitätige Staatstrauer ist geplant. Die Ermittlungen zu den Hintergründen laufen.

An einem Grazer Oberstufengymnasium ist es Dienstagvormittag zu einer Amoktat mit Schusswaffen gekommen. Neun Personen, darunter Schülerinnen und Schüler und eine erwachsene Person, wurden getötet. Beim Täter soll es sich um einen 21-Jährigen handeln.

Ein Großeinsatz der Polizei und Rettungsorganisationen startete gegen 10 Uhr. Zu Mittag sei die Lage polizeilich gesichert gewesen, hieß es seitens der Exekutive. Es gibt mit Stand Dienstagnachmittag zwölf Verletzte, mehrere davon schwer.

Ermittlungsstand

In einer Pressekonferenz meldete sich um 15 Uhr Innenminister Gerhard Karner und Vertreter der Polizei zum Ermittlungsstand zu Wort. Der steirische Landespolizeidirektor Gerald Ortner sprach von einem 21-jährigen Täter aus dem Raum Graz-Umgebung mit österreichischer Staatsbürgerschaft. Bislang trat er polizeilich nicht in Erscheinung, galt als unbescholten.

Er soll mit zwei Waffen um sich geschossen haben und neun Menschen getötet haben. Laut Ortner besaß er die Waffen – eine Lang- und eine Kurzwaffe – legal, verfügte über eine Waffenbesitzkarte. Der Amokläufer habe sich auf einer Toilette anschließend das Leben genommen.

Die genaue Motivlage sei Gegenstand laufender Ermittlungen, hieß es auf der Pressekonferenz. Laut Karner handelte es sich um einen Einzeltäter. Einem Bericht der Salzburger Nachrichten zufolge besuchte der Amokläufer die Schule selbst und soll sich eine der Waffen erst kurz vor der Tat gekauft haben.

Reaktionen der Politik

Die Tragödie von Graz rief bereits etliche Reaktionen seitens der heimischen, aber auch internationalen Politik nach sich. Bundeskanzler Christian Stocker, Innenminister Gerhard Karner und Bildungsminister Christoph Wiederkehr machten sich am Dienstag auf den Weg in die steirische Landeshauptstadt.

Für ganz Österreich ist eine dreitägige Staatstrauer geplant. Alle Veranstaltungen des Landes Steiermark werden in den nächsten drei Tagen abgesagt. In Graz fallen am Dienstag fast alle Veranstaltungen aus.

Die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr traf bereits am späten Vormittag in der Nähe des Tatorts ein und sprach von einer “furchtbaren Tragödie”. Sie kündigte schulfreie Zeit für das BORG an, in weiter geöffneten Schulen solle in den kommenden Tagen vor allem das Geschehen verarbeitet werden. Ihr Wiener Bürgermeisterkollege Michael Ludwig erklärte via X: “Unsere Antwort darauf muss ein umso stärkeres Bekenntnis zu Zusammenhalt und Respekt sein.” Landeshauptmann Mario Kunasek setzte ein Posting kurz nach Mittag ab, er sei “zutiefst betroffen von dieser Wahnsinnstat.”

Bundespräsident Alexander Van der Bellen schrieb in einem Statement: “Dieser Horror ist nicht in Worte zu fassen.” Kanzler Stocker teilte mit: “Der Amoklauf an einer Schule in Graz ist eine nationale Tragödie.” Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula Von der Leyen meldete sich zu Wort: “Die Nachrichten aus Graz treffen ins Mark.”

Die Bildungsdirektion Steiermark hat eine Hotline für schulpsychologische Betreuung eingerichtet. Diese ist unter 0664 80 345 55 665 erreichbar. Andere Krisenhotlines finden sich hier.


 Titelbild: ERWIN SCHERIAU / APA / picturedesk.com

Autoren

  • Thomas Hoisl

    Ist seit April 2024 bei ZackZack. Arbeitete zuvor u.a. für "profil". Widmet sich oft Sicherheitsthemen oder Korruptionsfällen.

  • Daniel Pilz

    Redakteur bei ZackZack. Studierte Philosophie an der Uni Wien und schreckt auch vor komplexen Themen nicht zurück.

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