Samstag, April 27, 2024

Kickl kommentiert – Kinder und Frauen zuerst!

Kickl kommentiert

Man sieht ihn förmlich vor sich … den kenternden Dampfer, unheilschwanger in nächtlichen Nebel eingehüllt. Der Kapitän in schicker weißer Uniform rettet Frauen und Kinder, die Welt ist wieder heil.

Wien, 7. März 2020 / Die schöne, alte Regelung “Frauen und Kinder zuerst“ hat etwas ehrenwertes, beinahe romantisches an sich.

Am besten eignet sich natürlich das Bild der einsamen Witwe mit ihren beiden Kindern, vorzugsweise 3 und 5 Jahre alt. Ob es Mädchen oder Buben sind, ist irrelevant, das Alter ist entscheidend. Groß genug, um sich halbwegs artikulieren zu können (das ist ja unglaublich herzig), außerdem nicht mehr zu stinken (als dem Windelalter entwachsen), aber klein genug, um noch richtig goldig zu sein. Man möchte sie am liebsten in die Wangen zwicken und „Gutschi Gutschi“ rufen.

Die Frau muss natürlich eine des Gatten durch Tode beraubte Ex-Ehefrau sein, damit erstens keine Fragen nach zweifelhaftem Lebenswandel (wegen der Scheidung) aufkommen und sich zweitens keine Gedanken zum Verbleib des Gatten breit machen können.

Genau dieses Bild müssen die ehrenwerten, romantischen Grünen vor sich gehabt haben, als sie durch Werner Kogler am Montag in Richtung Türkei/Griechenland folgende Worte ausrichten ließen:

“Wenn das nicht gelingt, sind wir dafür, Frauen und Kinder herauszuholen”.

Klingt so super, dass man in den sozialen Medien die Purzelbäume der Freude kaum zu Zählen imstande war.

Gut gemeint ist schlecht durchdacht

Mir ist spontan meine eigene Mami-Situation eingefallen. Zwei Söhne, einer wird 17, der andere 10. Der Kleine würde wohl als „Kind“ durchgehen, aber der Große? Selbst wenn er gerade noch als „Kind“ gelte, was wäre zwei Jahre später? Dann müsste ich mir wohl überlegen, ob ich den Großen alleine zurücklasse oder das Leben des Kleinen riskiere, indem wir beim großen Bruder bleiben.

Die Frage, ob die genannten „Frauen“ im gegebenen Kontext überhaupt „Mütter“ sind, konnte nicht geklärt werden. Die Frage nach Altersgrenzen auch nicht.

Würde man also die 60-jährige Frau retten, aber den 20-jährigen Mann nicht?

Glücklicherweise muss sich niemand detaillierte Gedanken machen, handelte es sich doch bei der Aussage um eine „persönliche Meinung“ von Werner Kogler. Sagte Werner Kogler später.

1.561.343 haben zuletzt verzichtet

Derartige Situationselastizität ist wohl einer der Hauptgründe, warum die Leute erst gar nicht zur Wahlurne schreiten. Bei der letzten Nationalratswahl im Jahr 2019 waren das immerhin 1.561.343 Menschen oder fast 25% der Wahlberechtigten.

Oder aber lieber jemanden wählen, auf dessen Kurs sie sich zumindest verlassen können. Selbst wenn das gesamte Schiff dadurch ins Wanken gerät. Aber im Falle der Seenot können wir uns ja eh darauf verlassen, dass zumindest Frauen und Kinder gerettet werden. Oder eben auch nicht.

Daniela Kickl

Der Kommentar gibt nicht die Meinung der Redaktion, sondern ausschließlich der Autorin wieder.

Mehr von der Autorin auf: https://danielakickl.com/

Titelbild: APA Picturedesk

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