Dienstag, März 19, 2024

Kickl kommentiert – Das politisch korrekte Buch

Kickl kommentiert

Das aktuelle Buch von Harry Potter-Schöpferin erscheint manchen als politisch nicht korrekt. Daniela Kickl hat die Argumente der Kritiker umgedreht und einen kleinen Leitfaden erstellt.

Wien, 27. September 2020 | Sie wollen sich einen Lebenstraum erfüllen und ein Buch schreiben? Anbei finden Sie einen kleinen Leitfaden, den wir dem Umgang mit dem neuen Buch von JK Rowling zu verdanken haben.

Für Ihr Buch haben Sie schon eine Geschichte im Hinterkopf, die Sie unbedingt zu Papier bringen und für die Nachwelt erhalten möchten? Die gute Nachricht lautet: um die Kriterien eines politisch korrekten Buches zu erfüllen, ist der Inhalt Ihrer Story beinahe egal.

Die Eigenschaften der Figuren

Je nachdem, bei welcher Gruppe Sie sich besonders einschmeicheln wollen, wählen Sie Ihre Charaktere aus. Auf der Seite der Guten liegen aktuell schwarze Menschen sehr im Trend, aber natürlich auch alle, die sich selbst nicht als heterosexuell bezeichnen. Ob es sich nun bei Ihrer Figur um einen schwulen Mann oder eine lesbische Frau handelt, ist egal. Noch besser wäre natürlich, eine transgender-Person zu nehmen, denn dann werden Ihnen die Herzen der Rowling Kritiker*innen automatisch zufliegen.

Auf der Seite der Bösen ist es einfacher, da nehmen Sie vorzugsweise einen Mann. Er muss natürlich weiß sein und über ein gewisses Alter verfügen. Nur Frauenkleider darf er nicht tragen, weil Sie sonst mit der Transgender Community in Konflikt kommen. Und argumentieren Sie an dieser Stelle nicht mit „Psycho“, „Some Like It Hot“ oder „Dressed To Kill“! Die werden schon noch ins Kreuzfeuer geraten, machen Sie sich darüber mal keine Sorgen.

Der Teufel liegt im Detail

Huldigen Sie der von Ihnen ausgewählten Ziel- und Jubelgruppe in kleinen, aber wichtigen Details, die Ihnen sonst womöglich zum Verhängnis werden könnten. Ist Ihre Hauptfigur schwarz, so darf sie ihr Medikament keinesfalls in der „Mohrenapotheke“ abholen. „Apotheke zum Göttlichen Heiland“ ist auch schlecht, weil implizit sexistisch. Schreiben Sie also nur Apotheke ohne irgendeinen Zusatz oder erfinden Sie einen passenden!

Sollte Ihre Figur irgendwann etwas essen wollen oder müssen, dann bitte vegane Kost, sonst haben Sie die Tierschützer am Hals. Vermeiden Sie einen „Mohr im Hemd“ als Dessert oder die „Zigeunersauce“ für scharfe Würze. Sicherheitshalber lassen Sie die Figur auch weder zum Chinesen, Italiener, Türken oder Griechen gehen, denn das könnte Ihnen als versteckter Rassismus ausgelegt werden. Selber kochen ist am unverfänglichsten!

Viel Spaß und gutes Gelingen!

Daniela Kickl

Der Kommentar gibt nicht die Meinung der Redaktion, sondern ausschließlich der Autorin wieder.

Mehr von der Autorin auf: https://danielakickl.com/

Titelbild: APA Picturedesk

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