Milliardenprojekt gescheitert
So plötzlich wie die Pläne zur Gründung einer internationalen Super League aufkamen, so schnell sind sie auch wieder Geschichte. Bis auf Real Madrid und FC Barcelona haben alle anderen europäischen Topclubs das sinkende Schiff fix verlassen.
London/Manchester, 21. April 2021 | Die UEFA und die Fangemeinden der großen europäischen Clubs dürfen aufatmen. Die ungeliebte Super League, in der sich einige der europäischen Topvereine in einer eigenen Elite-Liga matchen sollten, ist vorerst kein Thema mehr. Der Ausstieg fast aller ursprünglich beteiligten Vereine bedeutet für die Pläne der neuen Liga das Aus.
Manchester City macht den Anfang
Laut internationalen Medienberichten zog sich zuerst Manchester City aus der Super League zurück. Der englische Tabellenführer, der Scheichs aus Abu Dhabi gehört, beugte sich dem großen Druck der UEFA und der Fußballfangemeinde:
„Manchester City kann bestätigen, dass es die Prozeduren für den Ausstieg aus den Gruppenplänen zur Entwicklung einer Super League in Gang gesetzt hat.“
Der Rückzug Manchester Citys löste einen Dominoeffekt aus. Nach dem Bekanntwerden des Ausstiegs vermeldeten auch Manchester United, FC Chelsea, Arsenal London, Tottenham Hotspur und der FC Liverpool eine Abkehr von der Super League. Der Traditionsverein aus Nordlondon, FC Arsenal, entschuldigte sich in einem offiziellen Statement bei seinen Fans:
„Als Resultat des Zuhörens der Fußballcommunity über die letzten Tage ziehen wir uns aus der geplanten Super League zurück. Wir haben einen Fehler gemacht und wir entschuldigen uns dafür.“
Nach dem Rückzug der englischen Clubs verabschiedeten sich auch der spanische und italienische Tabellenführer, Atletico Madrid und Inter Mailand, aus der geplanten Super League. Der AC Milan und Juventus Turin folgten.
Fanprotest gegen Gier
Die Super League sollte zusätzliche Millionen in die Clubkassen der Topclubs spülen. Für winkende Gewinne waren die zwölf Clubs zunächst bereit, die Traditionen des gewachsenen Fußball über Bord zu werfen. Dies löste zahlreiche schwerwiegende Fanproteste aus, unter deren Druck sich die englischen Vereine schließlich zurückzogen. Der Standpunkt der Fans sollte die europäischen Topclubs auch in Zukunft daran erinnern, dass gewachsene Strukturen nicht über Nacht abgeschafft werden können.
Der deutsche Startrainer des FC Liverpool, Jürgen Klopp, sagte in einem Statement, er verstehe, dass die Fans sauer sind. Er und seine Spieler seien in die Pläne nicht eingeweiht gewesen. Das Ausscheren aus der europäischen Fußballfamilie bleibt nicht für alle Beteiligten ohne Folgen. So kündigte der Präsident des italienischen Topclubs Juventus Turin, Andrea Agnelli, umgehend nach dem Scheitern der Super League seinen Abgang an. Auch die Chefsesseln bei den englischen Clubs wackeln nach dem Vertrauensverlust gehörig. Auf Twitter formiert sich seit Mittwoch eine Front gegen den Arsenal-Besitzer Stan Kroenke, der die Super League aus Profitgründen unterstützt hatte.
Die deutschen Topclubs FC Bayern München und Borussia Dortmund sowie die französischen Pendants Paris SG und Olympique Lyon hatten von Anfang an eine Teilnahme bei der Super League abgelehnt.
(dp)
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