Vier Unfälle in zwei Wochen:
Was ist denn mit den Schlangen los? Vier Unfälle in zwei Wochen, einer davon tödlich. Expertin Happ erklärt: Die Hitze macht die Tiere munter.
Wien, 09. Juli 2021 | Der Klimawandel bringt mit vermehrten Hitzetagen unerwartete Gefahren: 14 Tage, vier Unfälle mit Schlangen. Vor zwei Wochen musste die Polizei in Klagenfurt die Wohnung eines Häftlings mit Fußfessel evakuieren. Der hielt illegal zehn Giftschlangen, darunter einen Taipan, die giftigste Schlange der Welt. Letzte Woche kroch ein Python aus der Kloschüssel eines überraschten Grazers und biss ihn dorthin, wo es am meisten weh tut. Am Donnerstag tötete eine illegal gehaltene Hornviper in Enns ihren Besitzer. Und am Freitag kroch schon wieder ein Python aus dem WC – diesmal in Floridsdorf (siehe Titelbild). Eine fünfte Schlange – eine Boa – wurde am Donnerstag ebenfalls in Floridsdorf gefunden.
Hatte Alfred Hitchcock sich geirrt? Sind eigentlich die Schlangen die Gefahr? Helga Happ, Leiterin des Reptilienzoos Happ in Klagenfurt erklärt ZackZack: Die aktuelle Hitze könne sehr wohl zu den gehäuften Unfällen beitragen. Denn für die wechselwarmen Tiere gilt: Je heißer, desto aktiver. Die meisten Schlangenbesitzer hielten ihre Tiere daher in eher kühlen Terrarien, sagt Happ. Steigen die Außentemperaturen, werden die Tiere munter. Wird es im Terrarium sogar zu heiß, könnten die Schlangen vermehrt Ausbruchsversuche wagen.
Einmal entkommen suchen sie Wasser – und finden es im WC. Doch irgendwo müssten sie wieder auftauchen, um Luft zu schnappen. Das kann dann schon einmal die Wohnung des Nachbarn sein.
Füttern gefährlich
Im Fall des Grazer Pythons erhielt der Besitzer seine Schlange wieder zurück. Sie sei artgerecht gehalten worden, erklärten die Behörden. Ist das denn überhaupt möglich? Absolut, sagt Happ. Auf jeden Fall könne man eine Schlange artgerechter halten als einen Hund. Sofern ihre Umgebung alles biete, was sie bräuchten, stelle sich bei Schlangen kein Bedürfnis nach Wanderung oder Jagd ein. Eine zufriedene Schlange sei ein eher “langeweiliges Terrarientier”, sagt Happ.
In Wien, Niederösterreich und Kärnten dürfen gefährliche Haustiere – darunter Schlangen – nur in Ausnahmefällen gehalten werden. In den übrigen Bundesändern ist es leichter, Schlangenbesitzer zu werden, eine behördliche Genehmigung wird aber auch dort gebraucht.
Die meisten Bissunfälle geschähen bei der Fütterung, erklärt Helga Happ. Dank ihres herausragenden Geruchssinns kämen Schlangen schon in Bisslaune, wenn man eine Maus bloß in den selben Raum brächte. Dann schnappten sie nach allem, was sich bewegt – nicht um anzugreifen, sondern weil sie es für Beute hielten. Schlangenbesitzer sollten daher bei der Fütterung extrem vorsichtig sein, dicke Lederhandschuhe tragen und Haken verwenden, empfiehlt Happ.
(tw)
Titelbild: Screenshot Twitter/LPD Wien