Das ist ein Unterüberschrift
Weil ein Mann einen Hamburger SPD-Politiker im Netz als “Pimmel” bezeichnet hatte, stürmte die Polizei die Wohnung seiner Ex-Freundin.
Hamburg, 09. September 2021 | Überraschung! Mittwochfrüh stürmte die Hamburger Polizei die Wohnung von Mara K. Deren Ex-Freund hatte Hamburgs SPD-Innensenator Andy Grote vor drei Monaten auf Twitter beschimpft: “Du bist so 1 Pimmel.” Das reichte für eine Razzia, wie die “taz” berichtete. Laut Polizei habe man die Wohnug durchsucht, um herauszufinden, wer den Tweet abgesetzt habe. Dabei hatte User P. bereits vor Wochen bei einer Befragung zugegeben, dass der Tweet von ihm stammte. Die Polizei hatte P. zu verstehen gegeben, dass die Ermittlungen wohl eingestellt würden. Dennoch wollte die Staatsanwaltschaft P.s Handy sicherstellen. Laut Durchsuchungsbeschluss “ist zu vermuten, dass die Durchsuchung zum Auffinden von Beweismitteln führen wird, insbesondere von Speichermedien, mittels derer die inrede stehende Nachricht versandt wurde.“ Die Razzia wurde zum Treppenwitz, denn P. wohnt gar nicht mehr an der durchsuchten Adresse.
Heute morgen um 6.00 gab es eine Hausdurchsuchung. 6 Beamt*innen in der Wohnung. Gesucht wurde das Gerät, mit dem "du bist so 1 Pimmel" unter einen Tweet von Andy Grote geschrieben wurde. Sie wissen, dass zwei kleine Kinder in diesem Haushalt leben. Guten Morgen, Deutschland. pic.twitter.com/G9boAWl63s
— Zoo St Pauli (@pauli_zoo) September 8, 2021
Wasser predigen, Wein trinken
Mara K. ist sauer: “Was fällt denen ein, wegen so einem Scheiß hierherzukommen?,” fragt sie. “Haben die nichts Besseres zu tun?” Mit ihrem Ex P. betreibt sie die linke Fankneipe “Zoo St. Pauli”, gleich neben dem Stadion des Hamburger Fußballclubs St. Pauli. Die Bar ist ein Treffpunkt der antifaschistischen Szene Hamburgs.
Verfolgt werden konnte der Tweet übrigens nur durch einen Strafantrag des Betroffenen. Senator Grote muss ihn also zur Anzeige gebracht haben. Auslöser für die “Pimmel”-Beschimpfung war ein Tweet des Innensenators, in dem sich Grote sich über feiernde Menschen im Hamburger Schanzenviertel beschwerte und sie für den nächsten Lockdown verantwortlich machte. Das kam nicht gut an, denn Grote selbst hatte im Vorjahr gegen die geltenden Coronaverordnungen verstoßen, indem er eine illegale Party gefeiert hatte.
P. findet das alles “absurd”. Dass Grote nicht “Pimmel” genannt werden will, weiß nun eine große Öffentlichkeit. In Deutschland und Österreich trendet der Twitter-Hastag #pimmelgate.
(tw)
Titelbild: APA Picturedesk