Samstag, Mai 4, 2024

Watschen-Eklat bei Oscars – »CODA« bester Film

»CODA« bester Film

Die 94. Oscar-Preisverleihung war von einem handfesten Skandal überschattet. Schauspieler Will Smith schlug dem Comedian Chris Rock auf der Bühne ins Gesicht.

Hollywood, 28. März 2022 | Nach vielen eher eintönigen Jahren ist die Oscar-Verleihung dieses Jahr mit einiger Action über die Bühne gegangen. Vor allem einer dürfte mit seinem Auftritt in Erinnerung bleiben: Will Smith, der gleich zweimal auf die Bühne kam. Dass der Hauptpreis in der Nacht auf Montag an die Tragikomödie “Coda” vergeben wurde, geriet über den Ausbrüchen von Will Smith ziemlich in den Hintergrund.

Smith schlägt zu

Der Grund? Nachdem der Komiker Chris Rock während der Verleihung einen Witz über Smiths Frau Jada Pinkett gemacht hatte, lief Smith auf die Bühne, gab Rock eine Ohrfeige und kehrte an seinen Platz zurück. Zweimal rief er anschließend in Rocks Richtung: “Lass den Namen meiner Frau aus Deinem verdammten Mund!” Abgesprochen oder spontan? Das blieb erstmal unklar. Rock hatte sich zuvor an Jada Pinkett Smith gewandt und gewitzelt: “G.I. Jane 2 – ich kann es nicht abwarten, das zu sehen.” – eine Anspielung auf den Film “G.I. Jane”, in dem sich Demi Moore als Soldatin den Kopf rasierte. Jada Pinkett Smith hatte in der Vergangenheit offen über ihren Haarausfall gesprochen.

Als Will Smith schließlich den Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in “King Richard” gewann, schien er sich in seiner Dankesrede für die vorherige Situation zu rechtfertigen. “Richard Williams war ein erbitterter Verteidiger seiner Familie”, sagte er. Smith spielt im Film von Reinaldo Marcus Green, den Vater der legendären Tennisspielerinnen Venus und Serena Williams. Durch hartes Training und Beharrlichkeit ermöglichte er seinen talentierten Töchtern Sportkarrieren.

Er wolle sich bei der Filmakademie und den anderen Nominierten entschuldigen, sagte der 53-jährige Smith unter Tränen. “Kunst imitiert das Leben, und ich wirke wie der verrückte Vater (…) aber Liebe lässt einen verrückte Dinge machen.” Er hoffe, dass die Filmakademie ihn wieder einlade.

“CODA” bester Film

Die Gehörlosen-Tragikomödie “CODA” wurde bei der 94. Oscar-Verleihung als bester Film geehrt. Das Remake der französischen Vorlage “Verstehen Sie die Beliérs?” durch Regisseurin Siân Heder ist damit der erste Film eines Streamingdienstes, der die Königskategorie für sich entscheiden konnte, läuft das Werk doch bei Apple TV+. Es erzählt von einem hörenden Mädchen, das in einer gehörlosen Fischerfamilie aufwächst.

“CODA” konnte auch seine anderen beiden Nominierungen in den Kategorien Bestes adaptiertes Drehbuch und Bester Nebendarsteller (Troy Kotsur) in Preise ummünzen. Die Sparte Beste Regie entschied hingegen die neuseeländische Filmemacherin Jane Campion für sich. Mit ihrem Westerndrama “The Power of the Dog”, das mit zwölf Nominierungen an der Spitze des Feldes gestanden hatte, aber nur diese eine Auszeichnung realisieren konnte, war Campion die erst dritte Frau, die in der Regiesparte gewinnen konnte.

Will Smith und Jessica Chastain wurden hingegen als beste Hauptdarsteller gewürdigt. Smith holte sich wie erwartet für seinen Auftritt in “King Richard” als Vater der Tennisschwestern Serena und Venus Williams die erste Trophäe in seiner Karriere. Chastain setzte sich mit ihrer Rolle als Fernsehpredigerin in “The Eyes of Tammy Faye” gegen die Konkurrentinnen durch.

Neben Troy Kotsur konnte indes wie erwartet Ariana DeBose ihre Favoritenrolle auf die Ehrung der besten Nebendarstellerin nutzen und triumphierte für ihren Part der Anita in Steven Spielbergs Remake der “West Side Story”.

“Dune” mit meisten Auszeichnungen

Die meisten Auszeichnungen des Abends konnte Denis Villeneuves zehnfach nominiertes Sci-Fi-Abenteuer “Dune” für sich reklamieren. Vor allem in den technischen Kategorien Sound, Kamera, Schnitt, Production Design und Visuelle Effekte sowie Filmmusik (Altmeister Hans Zimmer) war man erfolgreich und konnte sechs Trophäen mit nach Hause nehmen. Bei den Animationsfilmen setzte sich wie erwartet das Disney-Musical “Encanto” durch, während Superstar Billie Eilish nach ihrer Performance in der Show auch den Oscar für den besten Song mit ihrem Bond-Credit “No Time to Die” einheimste. Zur Riege der Favoritensiege zählte auch jener des japanischen Kandidaten “Drive My Car” von Ryusuke Hamaguchi, der die Trophäe in der Sparte des Auslandsoscars holte. Der österreichische Beitrag, Sebastian Meises “Große Freiheit”, hatte es hier nicht auf die Shortlist der letzten Fünf geschafft.

Moderiert wurde der Abend von den drei Komödiantinnen Amy Schumer, Regina Hall und Wanda Sykes – womit die Show erstmals seit 2018 wieder einen Host hatte. Die drei Auserwählten lieferten dabei das erwartbare Dissen von Kollegen und kleine Einlagen ab. Was hingegen außerhalb des Erwartbaren blieb, war die Erwähnung des Angriffskrieges Russlands gegen die Ukraine während der gut dreieinhalb Stunden langen Veranstaltung. Anstelle einer Zuschaltung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, über die im Vorfeld spekuliert worden war, gab es lediglich inmitten der Show eine stille Einblendung mit der Bitte um Unterstützung der Betroffenen unter dem Hashtag StandWithUkraine. Überdies trugen Einzelne Solidaritätszeichen am Revers. Nur Regielegende Francis Ford Coppola verabschiedete sich von der Bühne mit einem “Vive Ukraine!”

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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23 Kommentare

  1. Good old Hollywood is dead. Was aus der Traumfabrik kommt, ist bloß noch digitalisierter, politisch korrekter und pyrotechnisch verseuchter Müll. Gewiss: Es war immer ein Geschäft. Und doch gelang es sehr oft, trotzdem anspruchsvoll zu sein. Damit hat es sich. Aber zur Entlastung der Industrie sage ich : Es liegt auch am Publikum. Der heutige Popcorn-Fresser will nichts anderes.

  2. Als hochrangiges Scientology-Aushängeschild sollte der Will seine “Zustände” besser im Griff haben. Einem geringeren hätte man gleich mal ein “Seminar” aufs Auge gedrückt.

  3. Will Smith hat völlig richtig reagiert.
    Schade, dass er das nachträglich relativiert hat.

    Selenskyj nicht zugeschalten zu haben macht den Oscar zur Schande.
    Shame on you, academy!

    • Nachdem Selinskyi sicher keinen Friedensvorschlag machen sondern erfahrungsgemäss eher den Rest der Welt zum totalen Krieg aufrufen wollte, wahr es wohl besser, ihn bei einer (fast) friedlichen Kultur- und Kunstveranstaltung nicht zu Wort kommen zu lassen.

    • Aber sicher, auf die Goschn, auf die Omme, in die Fresse ist immer richtig. Weia. Eine Entschuldigug für eine Gewalttat soll falsch sein. Soso. Vermutlich, weil es einen “richtigen” getroffen hat…? Und diese Veranstaltung nicht zu politisieren soll falsch sein. Aber sicher doch.

  4. Oscar-Ohrfeige. Chris Rock schimpft Frau von Will Smith. Die Welt ist komplett dumm verkehrt geworden. Früher wurde der Angreifer oder Stänkerer oder Zündler oder Beschimpfer oder sich über andere lustig machende bestraft, oder als mies verhaltende Person bezeichnet. Aber heutzutage wo sich viele als bessergeborene meistens linke Bravmenschen bezeichnen, spielt Cancel Culture und das Völkerball Syndrom die verlogen… Rolle. Und das sich legitim dagegen wehren ist dem Zeitgeist geschuldet uncool und wird noch dazu socialmedia mäßig hysterisch runtergemacht. Widerlich! Tut nur weiter so in eurer Dekadenz.

  5. Der Eklat war, dass der Moderator bei einer Oscar-Verleihung mit billigem “Schmäh” auf Kosten einer anderen, anwesenden Person ein paar Lacher kassieren wollte. Letztklassig, einen Menschen in einer Problemsituation zu verspotten. Er sollte durch keine Veranstaltung mehr führen. Die Reaktion von Smith ist verständlich, aber auch nicht tolerierbar. Eine öffentliche Entschuldigung von beiden wäre angebracht.

    • Lieber Summa summarum, fallen Sie doch nicht auf diesen PRSchmäh herein. Wir befinden uns in Hollywood, dem Mekka der Illusion. Im Vorjahr wollten dieses Event nur mehr 10 Mio Amerikaner sehen-ein Desaster, auch für die Werbewirtschaft. Da war dringend eine innovative Aktion gefragt…
      Es muss heller werden Österreich!

      • Kann es sein, dass ausgerechnet Sie als versierter Beobachter hier der PR-Maschinerie mehr Raum als notwendig zugestehen? Will Smith gekauft? Das würde ich eher bei einer Bekannten von Kurz vermuten.

        • Lieber Summa summarum, Will Smith ist ein Teil von Hollywood. Dieser Zirkus und seine Stars leben von der Aufmerksamkeit des Pöbel, die gleichzeitig mit einer wirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten korreliert. Dem seit Jahren schwächer werdenden Interesse muss entgegengewirkt werden, dafür ist ein solcher “Eklat” doch wie geschaffen. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass Smith einen Oscar bekommen hätte, wenn dieses Schauspiel nicht schon vorher geplant worden wäre. Ihren letzten Satz kann ich jetzt nicht zuordnen, bitte um Erklärung…
          Es muss heller werden Österreich!

          • Um Einschaltquoten zu erhöhen, hätte man den Eklat vor der Sendung zirkulieren lassen…
            Man kann Damen für Escort-Service bei Wahlveranstaltungen oder Familienfotos für Plakatserien zubuchen. Letzteres hat sich allerdings erübrigt nach der Hausdurchsuchung.

          • Lieber Summa summarum, der Clip dieses “Eklats” geht jetzt milliardenfach um den gesamten Globus. Jetzt werden auch Menschen die von einer Oscarverleihung noch nie gehört haben, davon wissen. Der Mehrwert wird in etwa mit dem Sprung von Baumgartner vergleichbar sein. Die Einschaltquoten für das nächste Jahr werden sich vervielfachen und die Werbekosten ebenso.
            Die von Ihnen erwähnte Kurzepisode ist mir nicht geläufig…
            Es muss heller werden Österreich!

          • “Ich tu nur schauen” ist ihr Motto. Nur, durch nur schauen gibt es keinen Preis für “ich bin der weltbeste Beobachter”, weil es nur ihre persönliche nicht essentielle egoistische Wahrnehmung ist…das ist mein Preis für sie.

    • >Letztklassig, einen Menschen in einer Problemsituation zu verspotten.
      So ist es.

      >Die Reaktion von Smith ist verständlich, aber auch nicht tolerierbar.
      Für mich ist sie nicht nur >tolerierbar, sondern mehr als angebracht.

    • Will ist doch nicht aufs Maul gefallen. Er hätte den Trottel verbal zerlegen können, wie sich das gehört.

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